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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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behaupteten. Das 1. und
    3. Bataillon aber richteten, wie das Gros des Corps
    überhaupt, ihre Angriffe gegen die östlich vom Dorf
    gelegene Höhe von Möckern. Über beide Kämpfe ein kurzes Wort.

    Das 2. Bataillon im Dorfe Möckern
    Alle Häuser und Scheunen waren verrammelt und
    mit Schießscharten versehen; die Tirailleurs prallten
    ab. Jetzt wurden unsererseits vier Bataillone zum
    Angriff vorgezogen.
    Unser 2. Bataillon und ein Landwehrbataillon hatten
    die Tête. Der Feind, sechs Bataillone stark, stand
    hinter den Ziegelscheunen des Dorfes. Trotzdem a-
    vancierten die Unsern bis auf 150 Schritt und wech-
    selten Bataillonssalven mit dem Gegner. Nunmehr
    ging dieser zum Angriff über, und unser 2. Bataillon mußte zurück. Inzwischen aber waren die Bataillone
    der zweiten Linie nachgerückt, und mit diesen ver-
    eint gingen wir aufs neue gegen Möckern vor. Das
    Dorf wurde mit dem Bajonett genommen, verloren
    und wieder genommen. Ein Häuserkampf folgte.
    Chaotisches Getümmel. Alle Bataillone, die hier vor-
    gegangen waren, fochten aufgelöst durcheinander.

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    Das 1. und 3. Bataillon gegen die Höhe von Möckern
    Gegen die östlich vom Dorf gelegene Höhe von Mö-
    ckern waren inzwischen die Brigaden Steinmetz und
    Karl von Mecklenburg avanciert. Die Bataillone fielen
    rottenweise. Jetzt erging Befehl auch an die Brigaden
    Horn und Hünerbein, sich von Lindenthal aus (das sie
    vorher besetzt hatten) rechts zu schieben und bei Wegnahme der Höhe von Möckern mit einzugreifen.
    Eine allgemeine Begeisterung ergriff die Gemüter;
    Generale, Offiziere, Soldaten, alle waren von dem
    Gedanken beseelt, daß hier nur zwischen Sieg und
    Tod zu wählen sei. Unser 1. Bataillon drängte mit
    andern aus der zweiten in die erste Linie vor, die
    feindliche Stellung wurde durchbrochen und Viereck
    auf Viereck niedergemacht. Lieutenant und Adjutant
    des 3. Bataillons von Johnston3) zeichnete sich hier-
    bei durch glänzende Bravour aus, und Lieutenant
    Goßlar vom 1. Bataillon folgte, wiewohl verwundet,
    mit seiner Schützenabteilung dem weichenden Fein-
    de.
    Diesem jungen Offizier – später Oberst und Kom-
    mandant von Schweidnitz – verdanken wir eine glän-
    zende Schilderung des Tages von Möckern , soweit unser Regiment in Betracht kommt.
    »Die Reveille am 16. Oktober bracht uns die Gewiß-
    heit, daß es heute zur Schlacht kommen werde. Es
    war ein feierlicher Morgen. Gewehr und Munition
    wurden nachgesehen und letztere kriegsmäßig er-
    gänzt. Jeder brachte sein Bindezeug in Ordnung, und

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    alles Überflüssige (namentlich Karten) wurde fortge-
    worfen.
    Es war schon voller Tag, als das Corps gegen Leipzig
    aufbrach; wir hatten vollständig abgekocht. Die Ge-
    wehre wurden beim Antreten geladen. Anfänglich
    bewegten wir uns in der gewöhnlichen Marschord-
    nung; als es aber das Terrain neben der großen
    Straße zu gestatten begann, formierten wir Angriffs-
    kolonne, was unser Vorgehen gegen die Höhen von
    Möckern beschleunigte. Bald gerieten wir in ein heftiges Granatfeuer, avancierten aber bis zu einer Ter-
    rainfalte, wo wir vor den feindlichen Wurfgeschossen
    einigen Schutz fanden und während eines kurzen
    Haltes Atem schöpfen und unsere schon etwas ge-
    lichteten Rotten wieder voll machen konnten. Eine
    Kanonenkugel schlug hier in unser 1. Bataillon und
    tötete den Secondelieutenant Knopki, mit dem ich
    mich kurz vorher wegen seines reglementswidrigen
    Platzes in der Kolonne gestritten hatte. Er usurpierte
    den Platz, der mir zukam, und wurde dafür statt
    meiner mit dem Tode bestraft. Ich habe mich dar-
    über lange nicht beruhigen können.
    Als für uns der Moment zum ersten Bajonettangriff
    gekommen war, stiegen unsere Stabsoffiziere vom
    Pferde, und nun hörte eigentlich alles Kommando
    auf. Wir hatten die junge französische Garde samt
    einem Marinebataillon unter Marmont gegen uns,
    und im weiteren Vordringen, unter unbarmherzigem
    Kleingewehr- und Kartätschfeuer, waren wir ihren
    Kolonnen häufig ganz nah auf den Leib gerückt. Sie
    wichen in größter Ordnung zurück, immer nur, um

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    wieder Front zu machen. So standen die Dinge, als
    plötzlich eines der diesseitigen, übrigens nicht un-
    serm Regimente zugehörigen Bataillone kehrtmach-
    te, wodurch die Nachbarbataillone mit zurückgeris-
    sen wurden. Die Intervallen gingen verloren, die
    Treffen vermischten sich, und war dies ein für die
    Offiziere aller Grade verzweiflungsvoller Augenblick.
    Da half kein Befehlen und

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