Wanderungen durch die Mark Brandenburg
behaupteten. Das 1. und
3. Bataillon aber richteten, wie das Gros des Corps
überhaupt, ihre Angriffe gegen die östlich vom Dorf
gelegene Höhe von Möckern. Über beide Kämpfe ein kurzes Wort.
Das 2. Bataillon im Dorfe Möckern
Alle Häuser und Scheunen waren verrammelt und
mit Schießscharten versehen; die Tirailleurs prallten
ab. Jetzt wurden unsererseits vier Bataillone zum
Angriff vorgezogen.
Unser 2. Bataillon und ein Landwehrbataillon hatten
die Tête. Der Feind, sechs Bataillone stark, stand
hinter den Ziegelscheunen des Dorfes. Trotzdem a-
vancierten die Unsern bis auf 150 Schritt und wech-
selten Bataillonssalven mit dem Gegner. Nunmehr
ging dieser zum Angriff über, und unser 2. Bataillon mußte zurück. Inzwischen aber waren die Bataillone
der zweiten Linie nachgerückt, und mit diesen ver-
eint gingen wir aufs neue gegen Möckern vor. Das
Dorf wurde mit dem Bajonett genommen, verloren
und wieder genommen. Ein Häuserkampf folgte.
Chaotisches Getümmel. Alle Bataillone, die hier vor-
gegangen waren, fochten aufgelöst durcheinander.
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Das 1. und 3. Bataillon gegen die Höhe von Möckern
Gegen die östlich vom Dorf gelegene Höhe von Mö-
ckern waren inzwischen die Brigaden Steinmetz und
Karl von Mecklenburg avanciert. Die Bataillone fielen
rottenweise. Jetzt erging Befehl auch an die Brigaden
Horn und Hünerbein, sich von Lindenthal aus (das sie
vorher besetzt hatten) rechts zu schieben und bei Wegnahme der Höhe von Möckern mit einzugreifen.
Eine allgemeine Begeisterung ergriff die Gemüter;
Generale, Offiziere, Soldaten, alle waren von dem
Gedanken beseelt, daß hier nur zwischen Sieg und
Tod zu wählen sei. Unser 1. Bataillon drängte mit
andern aus der zweiten in die erste Linie vor, die
feindliche Stellung wurde durchbrochen und Viereck
auf Viereck niedergemacht. Lieutenant und Adjutant
des 3. Bataillons von Johnston3) zeichnete sich hier-
bei durch glänzende Bravour aus, und Lieutenant
Goßlar vom 1. Bataillon folgte, wiewohl verwundet,
mit seiner Schützenabteilung dem weichenden Fein-
de.
Diesem jungen Offizier – später Oberst und Kom-
mandant von Schweidnitz – verdanken wir eine glän-
zende Schilderung des Tages von Möckern , soweit unser Regiment in Betracht kommt.
»Die Reveille am 16. Oktober bracht uns die Gewiß-
heit, daß es heute zur Schlacht kommen werde. Es
war ein feierlicher Morgen. Gewehr und Munition
wurden nachgesehen und letztere kriegsmäßig er-
gänzt. Jeder brachte sein Bindezeug in Ordnung, und
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alles Überflüssige (namentlich Karten) wurde fortge-
worfen.
Es war schon voller Tag, als das Corps gegen Leipzig
aufbrach; wir hatten vollständig abgekocht. Die Ge-
wehre wurden beim Antreten geladen. Anfänglich
bewegten wir uns in der gewöhnlichen Marschord-
nung; als es aber das Terrain neben der großen
Straße zu gestatten begann, formierten wir Angriffs-
kolonne, was unser Vorgehen gegen die Höhen von
Möckern beschleunigte. Bald gerieten wir in ein heftiges Granatfeuer, avancierten aber bis zu einer Ter-
rainfalte, wo wir vor den feindlichen Wurfgeschossen
einigen Schutz fanden und während eines kurzen
Haltes Atem schöpfen und unsere schon etwas ge-
lichteten Rotten wieder voll machen konnten. Eine
Kanonenkugel schlug hier in unser 1. Bataillon und
tötete den Secondelieutenant Knopki, mit dem ich
mich kurz vorher wegen seines reglementswidrigen
Platzes in der Kolonne gestritten hatte. Er usurpierte
den Platz, der mir zukam, und wurde dafür statt
meiner mit dem Tode bestraft. Ich habe mich dar-
über lange nicht beruhigen können.
Als für uns der Moment zum ersten Bajonettangriff
gekommen war, stiegen unsere Stabsoffiziere vom
Pferde, und nun hörte eigentlich alles Kommando
auf. Wir hatten die junge französische Garde samt
einem Marinebataillon unter Marmont gegen uns,
und im weiteren Vordringen, unter unbarmherzigem
Kleingewehr- und Kartätschfeuer, waren wir ihren
Kolonnen häufig ganz nah auf den Leib gerückt. Sie
wichen in größter Ordnung zurück, immer nur, um
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wieder Front zu machen. So standen die Dinge, als
plötzlich eines der diesseitigen, übrigens nicht un-
serm Regimente zugehörigen Bataillone kehrtmach-
te, wodurch die Nachbarbataillone mit zurückgeris-
sen wurden. Die Intervallen gingen verloren, die
Treffen vermischten sich, und war dies ein für die
Offiziere aller Grade verzweiflungsvoller Augenblick.
Da half kein Befehlen und
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