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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Heu- und Strohbündel
    des draußen harrenden Wagens. Was zu dieser Ordre
    geführt, ob einfach Laune oder aber die ökonomische
    Erwägung, »daß der von Knesebeck au fond reich
    genug sei, um nunmehro sich auch ohne geschenkte
    königliche Möbel behelfen zu können«, ist nie be-
    kannt geworden. Der Planwagen fuhr ab und ließ
    nichts zurück als die eingemauerten Bilder und einen
    alten Eichentisch, den sehr wahrscheinlich seine Un-
    scheinbarkeit gerettet hatte.
    Wir treten nun in das Haus selber ein. Das erste
    Zimmer mit der Aussicht auf den Park ist das Biblio-
    thekzimmer. Auf schlichten Regalen stehen schlichte
    Einbände, keine Goldschnittsliteratur zum Ansehen,
    sondern Bücher zum Lesen, »Krieger für den Werkel-
    tag«. Es sind Bücher und Broschüren, die der alte
    Feldmarschall in seinem achtzigjährigen Leben ge-
    sammelt hat und über deren Inhalt und Richtung
    seine eigenen Worte Auskunft geben mögen: »Mit
    meinen Studien in Geschichte, Philosophie und schö-
    nen Wissenschaften ging es besser; sie interessier-
    ten mich über alles, besonders Geschichte und Le-
    bensbeschreibungen, zu denen auch bis ins späte
    Alter mir die Neigung geblieben ist .« Die poetische Grundanlage des alten Herrn spricht sich in diesen
    Worten aus; hätte es je eine schaffende dichterische
    Natur gegeben, der nicht Biographien und Memoiren
    die liebste Lektüre gewesen wären!
    Aus dem Bibliothekzimmer tritt man in das dahinter
    gelegene Empfangs- und Familienzimmer. Es ist groß

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    und geräumig und macht vor allem den Eindruck
    behaglichen Geborgenseins. An Bildern weist es
    nichts von besonderem Interesse auf, außer einer
    Ansicht von dem in der Nähe von Salzwedel gelege-
    nen Schloß Tylsen, dem alten Familiensitze der Knesebecks. Die eigentliche Sehenswürdigkeit dieses
    Zimmers ist jener alte Eichentisch, der der Versen-
    kung in den Planwagen glücklich entging. Und doch
    war dies schlichte Wirtschaftsstück das eigentlichste
    Wertstück des Ameublements, wenn auch damals
    nicht, so doch jetzt. Dieser Tisch nämlich bildete sei-
    nerzeit einen Teil der langen Tafel, an der die Sit-
    zungen des Tabakskollegiums gehalten wurden. Es
    existieren solcher Tische nur noch zwei, dieser Kne-
    sebecksche in Karwe und ein Zwillingsbruder dessel-
    ben in Potsdam. Eine Decke von braunem schweren
    Seidenzeug verhüllt wie billig die eichene Derbheit
    dieses nicht salonfähigen Möbels, dessen Konstrukti-
    on ganz eigentümlicher Art ist. Die Platte besteht aus
    zwei abgestutzten Dreiecken und ruht auf sechs Fü-
    ßen, die wiederum ihrerseits zwei Dreiecke bilden.
    Verbindungshölzer und Eisenkrampen halten das
    Ganze zusammen und stellen einen Bau her, der
    allen Anspruch darauf hatte, nicht beachtet zu wer-
    den, als die Trumeaux hinausgetragen wurden.

    Links neben dem Empfangssaale befindet sich das
    Arbeitszimmer des gegenwärtigen Besitzers. Es ist
    sehr klein, etwas geräuschvoll gelegen und selbst zur
    Nachtzeit ohne wünschenswerte Ruhe. Die »Dame im
    schwarzen Seidenkleid« nämlich, als welche der

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    Karwer Spuk auftritt, beginnt von hier aus ihren
    Rundgang, und wer mag ruhig und gemütlich ein
    Buch lesen, wenn er fürchten muß, die Schwarze
    Frau steht hinter ihm und liest mit, wie zwei Leute,
    die aus einem Gesangbuch singen.
    Über dem Schreibpult im selben Zimmer hängt ein
    sehr gutes Crayonportrait des Feldmarschalls, und
    auf einem Tischchen daneben steht ein porzellanenes
    Schreibzeug mit einer Rosenguirlande, ein Geschenk
    vom alten Gleim, der dem Feldmarschall in seinen
    Halberstädter Lieutenantstagen nah befreundet war.
    Zur Rechten des Empfangszimmers ist der Speise-
    saal. Hier befinden sich neben anderen Schildereien
    vier Familienportraits: zunächst der Ahnherr des
    Hauses, einem Grabsteinrelief nachgebildet, das sich
    in der Kirche zu Hannoverisch-Wittingen bis diesen
    Tag erhalten hat. Unmittelbar darunter hängen die
    Bilder des Urgroßvaters und Großvaters des jetzigen
    Besitzers, von denen wir den ersteren als stattlichen
    und reich verheirateten Oberstlieutenant bei der
    Garde, den andern als Vater des Junkers vom Re-
    giment von Kalckstein bereits kennengelernt haben.
    Er wurde bei Kolin durch Arm und Leib geschossen
    und war der, auf den der alte Zieten die schon vorzi-
    tierten Worte bezog: »Gott segne dich, und werde so brav wie dein Vater .« Unter diesen beiden Portraits hängt das vortrefflich ausgeführte Ölbild des Feldmarschalls von dem Knesebeck, damals

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