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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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sprach
    bewegt: »Gott segne dich!«
    Das ist die Geschichte von der Seeschlacht bei Kar-
    we; sie kann es aufnehmen mit manchem großen
    Sieg. Wer aber am Ruppiner See zu Haus ist, den
    freut es zu sehen, was auf seinem schmalen Ufer-
    streifen an Männern gewachsen ist.

    Auch wir kommen heute von Wustrau – minder
    rasch, aber sicherer als damals der Cornet von Zie-
    ten – und nähern uns, ohne unsere Rückzugslinie
    gefährdet zu sehen, auf einer der vielen durch den
    Schilfwald sich hinziehenden Straßen dem Holzsteg,
    an dem die Boote anzulegen pflegen. Und nun sprin-
    gen wir ans Ufer und befinden uns in dem Park von
    Karwe. Er ist ziemlich groß angelegt, mit vielem Ge-
    schmack in einem einfach edlen Stile, das Ganze
    vorwiegend eine Schöpfung unseres »Junkers vom
    Regiment von Kalckstein«, des am 12. Januar 1848
    verstorbenen Feldmarschalls von dem Knesebeck.
    Dieser ausgezeichnete Mann wird überhaupt den
    Mittelpunkt alles dessen bilden, was ich in weiterem
    zu erzählen habe, da er, wie der Hauptträger des
    Ruhmes der Familie, so auch zugleich derjenige ist,
    der am segensreichsten an dieser Stelle gewirkt und

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    den toten Dingen entweder den Stempel seines Geis-
    tes aufgedrückt oder ihnen durch irgendeine Bezie-
    hung zu seiner Person zu einem poetischen Leben
    verholfen hat.
    Wir haben den Park seiner Länge nach passiert und
    stehen jetzt vor dem Herrenhause. Es ist einer jener
    Flügelbauten, wie sie dem vorigen Jahrhundert ei-
    gentümlich waren, und erinnert in Form und Farben-
    ton an das Radziwillsche Palais in Berlin. Nur ist es
    kleiner und ärmer an Rokokoschmuck. Auch das Ei-
    sengitter fehlt. Eine hohe Pfauenstange mit einem
    Pfauhahn darauf überragt vom Wirtschaftshofe her
    das Dach, und der vorgelegene Grasplatz steht in
    Blumen; aber trotz dieser Farbenpracht macht alles
    einen ernsten und beinah düstern Eindruck und läßt
    uns auch ohne praktische Probe glauben, daß das
    Karwer Herrenhaus ein Spukhaus sei.
    Karwe gehört den Knesebecks in der vierten Genera-
    tion. Der Urgroßvater des jetzigen Besitzers kaufte
    es im Jahre 1721 von dem Vermögen seiner Frau
    und errichtete das Wohnhaus, das wir, wenn auch
    verändert und erweitert, auch jetzt noch vor uns
    sehen. Die Umstände, die diesen Kauf und Bau be-
    gleiteten, sind zu eigentümlicher Art, um hier nicht
    erzählt zu werden. Der Urgroßvater Karl Christoph
    Johann von dem Knesebeck, zu Wittingen im Hanno-
    verschen geboren, trat früh in preußische Kriegs-
    dienste. Er war ein großer, starker und stattlicher
    Mann, aber arm. Die Regierungszeit Friedrich Wil-
    helms I. indes war just die Zeit, wo das Verdienst
    des Großseins die Schuld des Armseins in Balance zu

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    bringen wußte und gemeinhin noch einen Überschuß
    ergab. Karl Christoph Johann war sehr groß, und so erfolgte denn eine Cabinetsordre, worin die reiche
    Witwe des Generaladjutanten von Köppen, eine ge-
    borne von Bredow, angewiesen wurde, den O-
    berstlieutenant von dem Knesebeck zu ehelichen.
    Die Hochzeit erfolgte, und Karwe wurde, wie schon
    erwähnt, erstanden. Aber die Huldbeweise gegen
    den stattlichen Oberstlieutenant hatten hiermit ihr
    Ende noch nicht erreicht. Im Kopfe des Königs moch-
    te die Vorstellung lebendig werden, daß die reiche
    Witwe bis dahin eigentlich alles und die Gnade Seiner
    Majestät nur erst sehr wenig getan habe, und so
    versprach er denn dem jungen Paare, das neue
    Wohnhaus in Karwe einrichten und sogar zum Auf-
    bau desselben die Balken und den Kalk liefern zu
    wollen. Und wirklich, bald stand das Haus da, und
    die zugesagte Möblierung erfolgte mit einer Munifi-
    zenz, die bei dem sparsam gewöhnten Könige über-
    raschen mußte. Selbst königliche Familienportraits,
    zum Teil von der Meisterhand Pesnes, wurden gelie-
    fert und in einem Empfangssaale des ersten Stocks
    in das Mauerwerk fest eingefügt. Wir werden gleich
    sehen, wie wichtig es für den neuen Besitzer von
    Karwe war, diese stattliche Bilderreihe nicht aufge-
    hängt, sondern eingemauert zu haben. Denn kaum
    noch, daß einige Monate ins Land gegangen waren,
    als ein großer Planwagen vor dem Knesebeckschen
    Hause vorfuhr und den Befehl überbrachte, das
    durch königliche Munifizenz erhaltene Ameublement
    wieder zurückzuliefern. Es waren nicht die Zeiten,
    um solcher Ordre nicht sofort zu gehorchen, und so
    versanken denn sämtliche Spiegel, Kommoden und

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    Tische, die der gebornen von Bredow bereits lieb und
    teuer geworden waren, in die

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