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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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dort?«
    Hauptmann : »Ja, Ihro Majestät!«
    König : »Laß Er sie doch herkommen!« (Sogleich den Hut ab.) »Ich find an Ihrem Herrn Gemahl einen guten alten Freund.«
    Frau von Rathenow : »Sehr viel Gnade für meinen
    Mann.«
    König : »Was sind Sie für eine geborene?«
    Frau von Rathenow . »Ein Fräulein von Kröcher!«
    König : »Haha! eine Tochter vom General von Krö-
    cher!«
    Frau von Rathenow : »Ja, Ihro Majestät.«
    König : »Oh, den hab ich recht gut gekannt. – Hat Er auch Kinder, Rathenow?«
    Hauptmann : »Ja, Ihro Majestät! Meine Söhne sind
    in Diensten, und dies sind meine Töchter!«
    König : »Na! das freut mich. Leb Er wohl, mein lieber Rathenow! Leb Er wohl!«

    599
    Nun ging der Weg nach Fehrbellin, und Förster
    Brand ritt als Forstbedienter mit. Als wir an einen
    Fleck von Sandschellen kamen, die vor Fehrbellin
    liegen, sagten Ihro Majestät: »Förster, warum sind
    die Sandschellen nicht besäet?«
    Förster : »Ihro Majestät sie gehören nicht zur königlichen Forst; sie gehören mit zum Acker. Zum Teil
    besäen die Leute sie mit allerlei Getreide. Hier, rech-
    ter Hand, haben sie Kienäpfel gesäet!«
    König : »Wer hat die gesäet?«
    Förster : »Hier der Oberamtmann!«
    König (zu mir): »Na! sagt es meinem Geheimden
    Rat Michaelis, daß die Sandschellen besäet werden
    sollen.« – (Zum Förster:) »Wißt Ihr aber auch, wie
    Kienäpfel gesäet werden müssen?«
    Förster : »O ja, Ihro Majestät!«
    König : »Na! wie werden sie gesäet? von Morgen
    gegen Abend oder von Abend gegen Morgen?«
    Förster : »Von Abend gegen Morgen.«
    König : »Das ist recht; aber warum?«
    Förster : »Weil aus dem Abend die meisten Winde
    kommen.«

    600
    König : »Das ist recht!«
    Nun kamen Ihro Majestät zu Fehrbellin an, spra-
    chen daselbst mit dem Lieutenant Probst vom Zie-
    tenschen Husarenregiment (schon sein Vater stand
    als Rittmeister bei den Zietenschen) und mit dem
    fehrbellinischen Postmeister, Hauptmann von Mosch.
    Als angespannt war, wurde die Reise fortgesetzt, und
    da Ihro Majestät gleich danach an meinen Gräben,
    die im Fehrbellinschen Luch auf königliche Kosten
    gemacht sind, vorbeifuhren, so ritt ich an den Wagen
    und sagte: »Ihro Majestät, das sind schon zwei neue
    Gräben, die wir durch Ihro Majestät Gnade hier er-
    halten haben und die das Luch uns trocken erhal-
    ten.«
    König : »Soso; das ist mir lieb! Wer seid Ihr?«
    Fromme : »Ihro Majestät, ich bin der Beamte hier
    von Fehrbellin.«
    König ,: »Wie heißt Ihr?«
    Fromme : »Fromme.«
    König : »Haha! Ihr seid ein Sohn von dem Landrat
    Fromme.«
    Fromme : »Ihro Majestät halten zu Gnaden, mein
    Vater ist Amtsrat im Amte Lähme gewesen.«

    601
    König : »Amtsrat! Amtsrat! Das ist nicht wahr! Euer Vater ist Landrat gewesen. Ich habe ihn recht gut
    gekannt. Sagt mir einmal, hat Euch die Abgrabung
    des Luchs hier viel geholfen?«
    Fromme : »O ja, Ihro Majestät!«
    König : »Haltet Ihr mehr Vieh als Euer Vorfahr?«
    Fromme : »Ja, Ihro Majestät! Auf diesem Vorwerk
    halt ich vierzig, auf allen Vorwerken siebenzig Kühe
    mehr!«
    König ,: »Das ist gut. Die Viehseuche ist doch nicht hier in der Gegend?«
    Fromme . »Nein, Ihro Majestät.«
    König : »Habt Ihr die Viehseuche hier gehabt?«
    Fromme : »Ja!«
    König : »Braucht nur fein fleißig Steinsalz, dann werdet Ihr die Viehseuche nicht wieder bekommen.«
    Fromme : »Ja, Ihro Majestät, das brauch ich auch; aber Küchensalz tut beinah ebendie Dienste.«
    König : »Nein, das glaubt nicht! Ihr müßt das Steinsalz nicht kleinstoßen, sondern es dem Vieh so hin-
    hängen, daß es dran lecken kann.«

    602
    Fromme : »Ja, es soll geschehen.«
    König : »Sind sonst hier noch Verbesserungen zu
    machen?«
    Fromme : »O ja, Ihro Majestät. Hier liegt die Kremmen-See. Wenn selbige abgegraben würde, so be-
    kämen Ihro Majestät an achtzehnhundert Morgen
    Wiesenwachs, wo Kolonisten könnten angesetzt wer-
    den, und würde dadurch die ganze Gegend hier
    schiffbar, welches dem Städtchen Fehrbellin und der
    Stadt Ruppin ungemein aufhelfen würde; auch könn-
    te vieles aus Mecklenburg zu Wasser nach Berlin
    kommen.«
    König : »Das glaub ich! Euch wird aber wohl bei der Sache sehr geholfen, viele dabei ruiniert, wenigstens
    die Gutsherren des Terrains; nicht wahr?«
    Fromme : »Ihro Majestät halten zu Gnaden: das
    Terrain gehört zum königlichen Forst, und stehen nur
    Birken darauf.«
    König : »Oh, wenn weiter nichts ist wie Birkenholz, so kann's

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