Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Fachleute versichern,
in allen erheblichen Punkten auch bis heute noch
unübertroffen geblieben ist. Seine künstlerischen
Neigungen führten ihn nach dem Süden, wo er 1804
erst in Rom und dann in Paris mit Schinkel zusam-
mentraf. Dieser schrieb im Dezember genannten
Jahres an den Geheimrat von Prittwitz: »Herr von
Quast, mit dem ich schon in Rom schöne Genüsse
teilte und den ich hier in Paris wiederfinde, verspricht mir die Ausrichtung meiner Empfehlungen« etc. Das
alles deutet auf mehr als auf bloße Tollheiten und
Fähnrichstreiche.
Das Ende Wolf Quasts war beklagenswert. Der bril-
lante Reiter starb infolge eines Sturzes mit dem
Pferde. Freilich war Mangel an Geschicklichkeit nicht
die Ursach. In der Wilhelmstraße, dicht am Platz, war
das Pflaster behufs einer Röhrenlegung aufgenom-
men und bei Einbruch der Dunkelheit für die vor-
schriftsmäßige Einzäunung nicht Sorge getragen
worden. Quasts Pferd stürzte an dieser Stelle. Er
selbst fiel so unglücklich, daß er bald danach im Rad-
ziwillschen Palais, wohin man ihn brachte, starb, am
2. Mai 1812.
Sein Eichensarg, ohne besonderen Schmuck, steht in
der Familiengruft zu Garz. Er war am
13. Februar 1769 geboren.
592
1. Dieser Schlachtenatlas (kein gedrucktes, son-
dern ein mit Wasserfarben und Frakturschrift
sauber ausgeführtes Werk) führt den Titel:
»Ein Buch aller der fürnehmsten Bataillen und
Campementen, so in diesem 2) Säculo, und
zwar von 1620 bis 1693, von Jahren zu Jah-
ren seind gehalten worden«. Das neunund-
dreißigste Blatt enthält die Aufstellung beider
Armeen in der Schlacht bei Nyborg. Halte ich
alles zusammen, was ich in Pufendorf, Orlich
und in zwei Aufsätzen von Professor Dr. Stuhr
(»Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde
des Preußischen Staats«. Berlin, Mittler 1831)
und von Hofrat L. Schneider (»Soldaten-
freund«. Septemberheft 1864) gelesen habe,
so komm ich immer wieder zu der Ansicht,
daß der alte Schlachtenatlas wahrscheinlich
mehr recht hat als irgendeine andre Beschrei-
bung. Unter den verschiedenen Punkten, wor-
in derselbe von den Angaben der Historiker
abweicht, ist der eine für uns von Belang,
wonach Generalmajor von Quast – wie oben
im Text des näheren angeführt werden wird –
auf dem rechten Flügel keine brandenburgi-
schen, sondern kaiserliche Reiterregimenter,
Dänen und Polen unter seinem Kommando
hatte. Der Atlas gibt die Namen der Regimen-
ter genau an, und dies Vertrautsein mit den
Details spricht dafür, daß der Verfasser über-
haupt Bescheid wußte.
2. Das »so in diesem Säculo« scheint darauf
hinzudeuten, daß der Atlas noch vor 1700 an-
593
gefertigt wurde. Dem entspricht auch das Ge-
samtansehen. Das interessante Werk ist jetzt
Eigentum des Geheimen Rat von Quast auf
Radensleben. Er empfing es im März 1864 als
ein Andenken von dem mittlerweile verstor-
benen Obristlieutenant Kindt, einem Schles-
wig-Holsteiner. Dieser hatte es auf einer Auk-
tion erstanden und vermutete, daß es von ei-
nem General Wolf (seinerzeit in dänischem
Dienst) verfaßt beziehungsweise gezeichnet
worden sei.
3. Neben dem mächtigen Zinnsarge des Gene-
ralfeldwachtmeisters steht ein etwas kleine-
rer, im übrigen mit ziemlich denselben Emb-
lemen reich verzierter Kupfersarg, in dem Ot-
to Gottfried von Quast, ein Neffe des Gene-
rals, begraben liegt. Er fiel bei Fehrbellin. Die
Inschrift des Sarges lautet: »Hier ruhet der
hochedelgeborne Herr, Herr Otto Gottfried
von Quast, kurfürstlich brandenburgischer,
unter des Herrn General Lüdeckens Regiment
bestallter Adjutant, auf Garz und Küdow Erb-
herr, geboren Anno 1656 am 23. März; in
dem mit der schwedischen Armee bei Fehr-
bellin am 18. Juni 1675 gehaltenen Treffen
tödlich verwundet und am 22. ejusd. allhier in
Spandau selig verstorbene (Auch dieser Sarg
ward ursprünglich in der Nikolaikirche zu
Spandau beigesetzt. Daher das »allhier in
Spandau«.)
594
Das Dosse-Bruch
»Ihr habt mir nichts zu danken,
Denn davor bin ich da.«
H. von Blomberg
Eine halbe Meile westwärts von Garz treten wir in
eine fruchtbare Niederung ein, die hier durch den
Zusammenfluß des Rhins und der Dosse gebildet
wird und seit Jahrhunderten den Namen des Dosse-
Bruches führt.
Die Dosse (in alten Urkunden Doxa oder Dossia) ent-
springt an der Grenze von Prignitz und Mecklenburg
und geht, an Wittstock, Wusterhausen und Neustadt
vorüber, in fast ununterbrochen südlicher
Weitere Kostenlose Bücher