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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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habt recht, er ist Lieutenant unter der
    Garde gewesen! Das freut mich sehr, daß das Gut
    noch in Knesebeckschen Händen ist. – Na! sagt mir
    einmal: der Weg, so hier den Berg hinaufgeht, geht
    nach Ruppin, und hier links ist die große Straße nach
    Hamburg?«
    Fromme : »Ja, Ihro Majestät!«
    König : »Wißt Ihr, wie lang es ist, daß ich nicht bin hier gewesen?«
    Fromme : »Nein!«
    König : »Das sind dreiundvierzig Jahr! Kann ich Ruppin liegen sehen?«
    Fromme : »ja, Ihro Majestät, der Turm, so hier
    rechts über die Tannen herübersieht, ist Ruppin!«

    608
    König (mit dem Glase aus dem Wagen lehnend):
    »Ja, ja, das ist er, ich kenn ihn noch. – Kann ich
    Tramnitz liegen sehen?«
    Fromme : »Nein, Ihro Majestät, Tramnitz liegt zu
    weit links, dicht an Kyritz.«
    König : »Werden wir's nicht sehen, wenn wir besser hinkommen?«
    Fromme : »Es könnte sein, bei Neustadt, aber ich
    zweifle.«
    König : »Das ist schade! Kann ich Bechlin liegen
    sehn?«
    Fromme : »Jetzt nicht, Ihro Majestät; es liegt zu sehr im Grunde. Wer weiß, ob es Ihro Majestät gar
    werden sehen können?«
    König : »Na! gebt Achtung, und wenn Ihr's seht, so sagt's! – Wo ist der Beamte von Alten-Ruppin?«
    Fromme : »In Protzen beim Vorspann wird er sein!«
    König : »Können wir noch nicht Bechlin2) liegen
    sehn?«
    Fromme : »Nein!«
    König .: »Wem gehört's itzo?«

    609
    Fromme : »Einem gewissen Schönermark.«
    König : »Ist er von Adel?«
    Fromme : »Nein!«
    König : »Wer hat's vor ihm gehabt?«
    Fromme : »Der Feldjäger Ahrens; der hat's von seinem Vater ererbt. Das Gut ist immer in bürgerlicher
    Familie gewesen.«
    König : »Das weiß ich! Wie heißt das Dorf hier vor uns?«
    Fromme : »Walchow.«
    König : »Wem gehört's?«
    Fromme : »Ihnen, Ihro Majestät, unter dem Amte
    Alten-Ruppin.«
    König : »Wie heißt das Dorf hier vor uns?«
    Fromme : »Protzen.«
    König : »Wem gehört's?«
    Fromme : »Dem Herrn von Kleist.«
    König : »Was ist das für ein Kleist?«

    610
    Fromme : »Ein Sohn vom General Kleist.«
    König : »Von welchem General Kleist?«
    Fromme : »Der Bruder von ihm ist Flügeladjutant bei Ihro Majestät gewesen und steht itzt zu Magdeburg
    beim Kalcksteinschen Regiment, als Obristlieute-
    nant.«
    König : »Haha! von dem? Die Kleiste kenn ich recht gut. Ist dieser Kleist auch in Diensten gewesen?«
    Fromme : »ja, Ihro Majestät; er ist Fähnrich gewesen unter dem Prinz Ferdinandschen Regiment.«
    König : » Warum hat der Mann seinen Abschied genommen? «
    Fromme : » Das weiß ich nicht! «
    König : »Ihr könnt's mir sagen; ich suche nichts darunter. Warum hat der Mann seinen Abschied ge-
    nommen?«
    Fromme : »Ihro Majestät, ich kann's wirklich nicht sagen.«
    Nun waren wir an Protzen heran. Ich wurde ge-
    wahr, daß der alte General von Zieten in Protzen vor
    dem Edelhofe stand. Ich ritt an den Wagen heran
    und sagte: »Ihro Majestät, der Herr General von Zie-
    ten sind auch hier.«

    611
    König : »Wo? wo? O reitet vor und sagt's den Leu-
    ten, sie sollen stillhalten; ich will aussteigen.«
    Nun stiegen Ihro Majestät hier aus und freuten sich
    außerordentlich über die Anwesenheit des Herrn Ge-
    nerals von Zieten, sprachen mit ihm und dem Herrn
    von Kleist über mancherlei Sachen, ob ihm die Ab-
    grabung des Luchs geholfen, ob er die Viehseuche
    gehabt, und empfahl das Steinsalz gegen die Vieh-
    seuche. Mit einemmal gingen Ihro Majestät beiseite,
    kamen wieder und riefen: »Amtmann!« (Dicht am
    Ohr:) »Wer ist der dicke Mann da mit dem weißen
    Rock?« (Ich ebenfalls dicht am Ohr:) »Ihro Majestät,
    es ist der Landrat von Quast auf Radensleben vom
    ruppinischen Kreise.«
    König : »Schon gut!«
    Nun gingen Ihro Majestät wieder zum General von
    Zieten und Herrn von Kleist und sprachen von ver-
    schiedenen Sachen. Herr von Kleist präsentierte Sei-
    ner Majestät sehr schöne Früchte. Sie bedankten
    sich; mit einemmal drehten Sie sich um und sagten:
    »Serviteur, Herr Landrat!« Als nun selbiger auf Ihro
    Majestät zugehen wollte, sagten Ihro Majestät:
    »Bleib Er nur da, ich kenn Ihn, Er ist der Landrat von
    Quast!«
    Nun war angespannt. Ihro Majestät nahmen recht
    zärtlichen Abschied von dem alten General von Zie-
    ten, empfahlen sich den übrigen und fuhren fort. Ob
    nun wohl Ihro Majestät in Protzen die Früchte nicht
    annahmen, so nahmen doch Dieselben, sowie wir

    612
    aus Protzen waren, ein Butterbrot für sich und für
    den Herrn General Grafen von Görtz

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