Wanderungen durch die Mark Brandenburg
habt recht, er ist Lieutenant unter der
Garde gewesen! Das freut mich sehr, daß das Gut
noch in Knesebeckschen Händen ist. – Na! sagt mir
einmal: der Weg, so hier den Berg hinaufgeht, geht
nach Ruppin, und hier links ist die große Straße nach
Hamburg?«
Fromme : »Ja, Ihro Majestät!«
König : »Wißt Ihr, wie lang es ist, daß ich nicht bin hier gewesen?«
Fromme : »Nein!«
König : »Das sind dreiundvierzig Jahr! Kann ich Ruppin liegen sehen?«
Fromme : »ja, Ihro Majestät, der Turm, so hier
rechts über die Tannen herübersieht, ist Ruppin!«
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König (mit dem Glase aus dem Wagen lehnend):
»Ja, ja, das ist er, ich kenn ihn noch. – Kann ich
Tramnitz liegen sehen?«
Fromme : »Nein, Ihro Majestät, Tramnitz liegt zu
weit links, dicht an Kyritz.«
König : »Werden wir's nicht sehen, wenn wir besser hinkommen?«
Fromme : »Es könnte sein, bei Neustadt, aber ich
zweifle.«
König : »Das ist schade! Kann ich Bechlin liegen
sehn?«
Fromme : »Jetzt nicht, Ihro Majestät; es liegt zu sehr im Grunde. Wer weiß, ob es Ihro Majestät gar
werden sehen können?«
König : »Na! gebt Achtung, und wenn Ihr's seht, so sagt's! – Wo ist der Beamte von Alten-Ruppin?«
Fromme : »In Protzen beim Vorspann wird er sein!«
König : »Können wir noch nicht Bechlin2) liegen
sehn?«
Fromme : »Nein!«
König .: »Wem gehört's itzo?«
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Fromme : »Einem gewissen Schönermark.«
König : »Ist er von Adel?«
Fromme : »Nein!«
König : »Wer hat's vor ihm gehabt?«
Fromme : »Der Feldjäger Ahrens; der hat's von seinem Vater ererbt. Das Gut ist immer in bürgerlicher
Familie gewesen.«
König : »Das weiß ich! Wie heißt das Dorf hier vor uns?«
Fromme : »Walchow.«
König : »Wem gehört's?«
Fromme : »Ihnen, Ihro Majestät, unter dem Amte
Alten-Ruppin.«
König : »Wie heißt das Dorf hier vor uns?«
Fromme : »Protzen.«
König : »Wem gehört's?«
Fromme : »Dem Herrn von Kleist.«
König : »Was ist das für ein Kleist?«
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Fromme : »Ein Sohn vom General Kleist.«
König : »Von welchem General Kleist?«
Fromme : »Der Bruder von ihm ist Flügeladjutant bei Ihro Majestät gewesen und steht itzt zu Magdeburg
beim Kalcksteinschen Regiment, als Obristlieute-
nant.«
König : »Haha! von dem? Die Kleiste kenn ich recht gut. Ist dieser Kleist auch in Diensten gewesen?«
Fromme : »ja, Ihro Majestät; er ist Fähnrich gewesen unter dem Prinz Ferdinandschen Regiment.«
König : » Warum hat der Mann seinen Abschied genommen? «
Fromme : » Das weiß ich nicht! «
König : »Ihr könnt's mir sagen; ich suche nichts darunter. Warum hat der Mann seinen Abschied ge-
nommen?«
Fromme : »Ihro Majestät, ich kann's wirklich nicht sagen.«
Nun waren wir an Protzen heran. Ich wurde ge-
wahr, daß der alte General von Zieten in Protzen vor
dem Edelhofe stand. Ich ritt an den Wagen heran
und sagte: »Ihro Majestät, der Herr General von Zie-
ten sind auch hier.«
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König : »Wo? wo? O reitet vor und sagt's den Leu-
ten, sie sollen stillhalten; ich will aussteigen.«
Nun stiegen Ihro Majestät hier aus und freuten sich
außerordentlich über die Anwesenheit des Herrn Ge-
nerals von Zieten, sprachen mit ihm und dem Herrn
von Kleist über mancherlei Sachen, ob ihm die Ab-
grabung des Luchs geholfen, ob er die Viehseuche
gehabt, und empfahl das Steinsalz gegen die Vieh-
seuche. Mit einemmal gingen Ihro Majestät beiseite,
kamen wieder und riefen: »Amtmann!« (Dicht am
Ohr:) »Wer ist der dicke Mann da mit dem weißen
Rock?« (Ich ebenfalls dicht am Ohr:) »Ihro Majestät,
es ist der Landrat von Quast auf Radensleben vom
ruppinischen Kreise.«
König : »Schon gut!«
Nun gingen Ihro Majestät wieder zum General von
Zieten und Herrn von Kleist und sprachen von ver-
schiedenen Sachen. Herr von Kleist präsentierte Sei-
ner Majestät sehr schöne Früchte. Sie bedankten
sich; mit einemmal drehten Sie sich um und sagten:
»Serviteur, Herr Landrat!« Als nun selbiger auf Ihro
Majestät zugehen wollte, sagten Ihro Majestät:
»Bleib Er nur da, ich kenn Ihn, Er ist der Landrat von
Quast!«
Nun war angespannt. Ihro Majestät nahmen recht
zärtlichen Abschied von dem alten General von Zie-
ten, empfahlen sich den übrigen und fuhren fort. Ob
nun wohl Ihro Majestät in Protzen die Früchte nicht
annahmen, so nahmen doch Dieselben, sowie wir
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aus Protzen waren, ein Butterbrot für sich und für
den Herrn General Grafen von Görtz
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