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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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geschehen! Allein, Ihr müßt auch nicht die
    Rechnung ohne den Wirt machen, daß nicht die Kos-
    ten den Nutzen übersteigen.«
    Fromme : »Die Kosten werden den Nutzen gewiß
    nicht übersteigen! Denn erstlich können Ihro Majes-
    tät sicher darauf rechnen, daß achtzehnhundert Mor-
    gen von dem See gewonnen werden; das wären

    603
    sechsunddreißig Kolonisten, jeder zu funfzig Morgen.
    Wird nun ein kleiner, leidlicher Zoll auf das Floßholz
    gelegt und auf die Schiffe, die den neuen Kanal pas-
    sieren, so wird das Kapital sich gut verzinsen.«
    König : »Na! sagt es meinem Geheimden Rat Mi-
    chaelis! Der Mann versteht's, und ich will Euch raten,
    daß Ihr Euch an den Mann wenden sollt in allen Stü-
    cken und wenn Ihr wißt, wo Kolonisten anzusetzen
    sind. Ich verlange nicht gleich ganze Kolonien; son-
    dern wenn's nur zwo oder drei Familien sind, so
    könnt Ihr's immer mit dem Mann abmachen!«
    Fromme : »Es soll geschehen, Ihro Majestät.«
    König : »Kann ich hier nicht Wustrau liegen sehen?«
    Fromme : »Ja, Ihro Majestät; hier rechts, das ist's.«
    König : »Ist der General zu Hause?«
    Fromme : »Ja!«
    König : »Woher wißt Ihr das?«
    Fromme : »Ihro Majestät, der Rittmeister von
    L'Estocq liegt in meinem Dorf auf Grasung, und da
    schickten der Herr General gestern einen Brief durch
    den Reitknecht an ihn. Da erfuhr ich's.«
    König : »Hat der General von Zieten auch bei der
    Abgrabung des Luchs gewonnen?«

    604
    Fromme : »O ja; die Meierei hier rechts hat er gebaut und eine Kuhmolkerei angelegt, welches er
    nicht gekonnt hätte, wenn das Luch nicht abgegra-
    ben wäre.«
    König : »Das ist mir lieb! Wie heißt der Beamte zu Alten-Ruppin?«
    Fromme : »Honig!«
    König : »Wie lang ist er da?«
    Fromme : »Seit Trinitatis.«
    König : »Seit Trinitatis? Was ist er vorher gewesen?«
    Fromme : »Canonicus.«
    König : »Canonicus? Canonicus? Wie führt der Teufel zum Beamten den Canonicus?«
    Fromme : »Ihro Majestät, er ist ein junger Mensch, der Geld hat und gern die Ehre haben will, Beamter
    von Ihro Majestät zu sein.«
    König : »Warum ist aber der alte nicht geblieben?«
    Fromme : »Ist gestorben.«
    König : »So hätte doch die Witwe das Amt behalten können.«

    605
    Fromme : »Ist in Armut geraten!«
    König : »Durch Frauenwirtschaft?«
    Fromme : »Ihro Majestät verzeihen, sie wirtschaftete gut, allein die vielen Unglücksfälle haben sie zugrunde gerichtet; die können den besten Wirt zurückset-
    zen. Ich selber habe vor zwei Jahren das Viehsterben
    gehabt und habe keine Remission erhalten; ich kann
    auch nicht wieder vorwärtskommen.«
    König : »Mein Sohn, heut hab ich Schaden am linken Ohr, ich kann nicht gut hören.«
    Fromme : »Das ist schon eben ein Unglück, daß der Geheimde Rat Michaelis den Schaden auch hat!«
    (Nun blieb ich ein wenig vom Wagen zurück: ich
    glaubte, Ihro Majestät würden die Antwort ungnädig
    nehmen.)
    König : »Na! Amtmann, vorwärts! Bleibt beim Wa-
    gen, aber nehmt Euch in acht, daß Ihr nicht unglücklich seid. Sprecht nur laut, ich verstehe recht gut .«
    (Diese mit kursiven Lettern gedruckten Worte wie-
    derholten Ihro Majestät wenigstens zehnmal auf der
    Reise.) »Sagt mir mal: wie heißt das Dorf da?
    rechts.«
    Fromme : »Langen.«
    König : »Wem gehört's?«

    606
    Fromme : »Ein Drittel Ihro Majestät, unter dem Am-te Alten-Ruppin; ein Drittel dem Herrn von Hagen;
    und dann hat der Dom zu Berlin auch Untertanen
    darin.«
    König : »Ihr irrt Euch, der Dom zu Magdeburg!«
    Fromme : »Ihro Majestät halten zu Gnaden, der
    Dom zu Berlin.«
    König ,: »Es ist aber nicht wahr, der Dom zu Berlin hat keine Untertanen.«
    Fromme : »Ihro Majestät halten zu Gnaden, der
    Dom zu Berlin hat in meinem Amtsdorfe Karwesee
    drei Untertanen.«
    König : »Ihr irrt Euch, das ist der Dom zu Magde-
    burg.«
    Fromme : »Ihro Majestät, ich müßte ein schlechter Beamter sein, wenn ich nicht wüßte, was in meinen
    Amtsdörfern für Obrigkeiten sind.«
    König : »Ja, dann habt Ihr recht! Sagt mir einmal: hier rechts muß ein Gut liegen, ich kann mich nicht
    auf den Namen besinnen; nennt mir die Güter, die
    hier rechts liegen.«
    Fromme : »Buskow, Radensleben, Sommerfeld,
    Beetz, Karwe.«

    607
    König : »Recht! Karwe. Wem gehört das Gut?«
    Fromme : »Dem Herrn von Knesebeck.«
    König : »Ist er in Diensten gewesen?«
    Fromme : »Ja! Lieutenant oder Fähnrich unter der
    Garde.«
    König : »Unter der Garde?« (An den Fingern zäh-
    lend.) »Ihr

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