Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Tausende wurden dafür ausgegeben.
Schmieden erzählte mir später, es sei ihm angst und
bange geworden bei den Ausgaben, die das alles
verursacht habe. Nun, gleichviel, es kam zustande,
desgleichen eine dem Schloß gegenübergelegene,
durch eine künstliche Felsengrotte verschönte Park-
anlage, die Richard Lucae, bei seinem Besuch in
Gentzrode, ein Meisterstück gärtnerischer Kunst
nannte.«2)
So war das, was hier entstand. Die ganze Pracht-
schöpfung ging ihrem Abschluß entgegen, und nur
das »Mausoleum« fehlte noch. Die Pläne zu demsel-
ben lagen schon vor, und A. Gentz war von einer
fieberhaften Hast erfüllt, daß mit der Ausführung
begonnen werde. Die Mittel waren da, denn es war
die Zeit unmittelbar nach den Gründerjahren, und
Ansehn und Vermögen standen auf der Höhe. »Ge-
stehe, daß ich glücklich bin«, konnte der Herr auf
Gentzrode, wenn er Umschau hielt, wie König Po-
lykrates ausrufen, und im Gefühle dieses seines
Glücks kam er auf den Einfall, neben andrem auch
sein und seines Werkes eigner Geschichtsschreiber
sein zu wollen. Diesem Einfall verdanken wir ein,
meines Wissens, in seiner Art einzig dastehendes
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Schriftstück. Energisch und rasch wie in allem, so
ging er auch in dieser Sache vor und schrieb eine Geschichte der Entstehung von Gentzrode nieder,
die, nach seinem Wunsch und Willen, in den großen
vergoldeten Turmknopf des in vorstehendem aus-
führlich geschilderten Speicheranbaus deponiert
werden sollte. Der Ernst, fast könnte man sagen, die
Feierlichkeit, mit der er dabei verfuhr, erhellt am
besten aus den Einleitungsworten zu dieser »Urkun-
de«. Dieselben lauten:
»Im Namen Gottes!«
» Im Namen Gottes! Johann Christian Gentz und ich, Alexander Gentz (Sohn Johann Christians), haben
das auf den Kahlenbergen bei Neuruppin belegene
Gut Gentzrode durch Ankauf von Ländereien im Jah-
re 1856 begründet und das Jahr drauf mit Herstel-
lung der nötigen Wirtschaftsgebäude begonnen. In
den vergoldeten Knopf, den ich dem Turm am Korn-
speicher vor Jahren gegeben habe, soll diese Schrift
niedergelegt werden und unseren Nachkommen über
unsre bisherige Wirksamkeit auf Gentzrode Kunde
geben.«
So der Beginn, an den sich, am Schluß des Ganzen,
folgende Worte reihn:
»Die vorstehenden, für den Turmknopf am Kornspei-
cher bestimmten Aufzeichnungen habe ich in den
Nächtestunden geschrieben, die mir der letzte Winter
gewährte. Der erste Gedanke war, nur einfach in
richtiger Reihenfolge niederzuschreiben, wie das alles
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nach und nach entstand. Im Schreiben selbst aber
kam mir dann die Lust zu allerhand Exkursionen , die nun Schlaglichter warfen auf die Personen, mit deren Beschränktheit und Schlauheit ich all die Zeit über zu kämpfen hatte . Was ich im Luch an Torfwiesen erstand, das hatte nur den Zweck des Gelderwerbes,
meine Tätigkeit in Gentzrode dagegen war meine
Lust und Freude. Zugleich hab ich es ins Leben geru-
fen, um es zur Grundlage für den Wohlstand und
Zusammenhalt einer Familie zu machen , denn der
Grundbesitz bleibt das sicherste und stabilste Besitz-
tum.«
So schrieb er damals, ahnungslos, wie bald diese
Herrlichkeit und mit ihm der stolze Plan eines andau-
ernden Familienbesitzes zusammenbrechen würde.
Die Katastrophe war nah.
Aber ehe wir diese schildern, wenden wir uns dem
Manuskript zu, das in den vergoldeten Turmknopf gelegt werden sollte.
1. »Daß ich«, so schreibt A. Gentz an anderer
Stelle, »den Versuch mit diesen holländischen
Eichen machen konnte, verdanke ich dem
Grafen von Königsmarck auf Netzeband und
Plaue, vordem preußischem Gesandten im
Haag. Als ich ihn auf seinem Schloß Plaue be-
suchte, zeigte er mir auf schlechtem Boden
Eichenanpflanzungen, die mit vortrefflichem
Erfolge gemacht waren, und ich erfuhr nun,
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daß es aus Holland bezogene Pflänzlinge sei-
en. Mit großer Liebenswürdigkeit übernahm er
es, mir dergleichen in Holland zu bestellen,
sogar die Zahlung dafür zu leisten, so daß ich
die bald danach eintreffenden Pflänzlinge nur
vom Neustädter Bahnhof abzuholen hatte,
und zwar in drei Transporten, erst 20 000,
dann 40 000, dann 50 000 Stück. Alles gedieh
vortrefflich.«
2. Von anderer Seite her wird mir über ebendie-
sen Park geschrieben: Überraschend schön
und kühn ist die westlich vom Gutshofe sich
hinziehende Parkanlage. Die Verteilung von
Rasenflächen und Busch innerhalb derselben,
die Gruppierungen von Nadel- und
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