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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Tausende wurden dafür ausgegeben.
    Schmieden erzählte mir später, es sei ihm angst und
    bange geworden bei den Ausgaben, die das alles
    verursacht habe. Nun, gleichviel, es kam zustande,
    desgleichen eine dem Schloß gegenübergelegene,
    durch eine künstliche Felsengrotte verschönte Park-
    anlage, die Richard Lucae, bei seinem Besuch in
    Gentzrode, ein Meisterstück gärtnerischer Kunst
    nannte.«2)
    So war das, was hier entstand. Die ganze Pracht-
    schöpfung ging ihrem Abschluß entgegen, und nur
    das »Mausoleum« fehlte noch. Die Pläne zu demsel-
    ben lagen schon vor, und A. Gentz war von einer
    fieberhaften Hast erfüllt, daß mit der Ausführung
    begonnen werde. Die Mittel waren da, denn es war
    die Zeit unmittelbar nach den Gründerjahren, und
    Ansehn und Vermögen standen auf der Höhe. »Ge-
    stehe, daß ich glücklich bin«, konnte der Herr auf
    Gentzrode, wenn er Umschau hielt, wie König Po-
    lykrates ausrufen, und im Gefühle dieses seines
    Glücks kam er auf den Einfall, neben andrem auch
    sein und seines Werkes eigner Geschichtsschreiber
    sein zu wollen. Diesem Einfall verdanken wir ein,
    meines Wissens, in seiner Art einzig dastehendes

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    Schriftstück. Energisch und rasch wie in allem, so
    ging er auch in dieser Sache vor und schrieb eine Geschichte der Entstehung von Gentzrode nieder,
    die, nach seinem Wunsch und Willen, in den großen
    vergoldeten Turmknopf des in vorstehendem aus-
    führlich geschilderten Speicheranbaus deponiert
    werden sollte. Der Ernst, fast könnte man sagen, die
    Feierlichkeit, mit der er dabei verfuhr, erhellt am
    besten aus den Einleitungsworten zu dieser »Urkun-
    de«. Dieselben lauten:
    »Im Namen Gottes!«
    » Im Namen Gottes! Johann Christian Gentz und ich, Alexander Gentz (Sohn Johann Christians), haben
    das auf den Kahlenbergen bei Neuruppin belegene
    Gut Gentzrode durch Ankauf von Ländereien im Jah-
    re 1856 begründet und das Jahr drauf mit Herstel-
    lung der nötigen Wirtschaftsgebäude begonnen. In
    den vergoldeten Knopf, den ich dem Turm am Korn-
    speicher vor Jahren gegeben habe, soll diese Schrift
    niedergelegt werden und unseren Nachkommen über
    unsre bisherige Wirksamkeit auf Gentzrode Kunde
    geben.«
    So der Beginn, an den sich, am Schluß des Ganzen,
    folgende Worte reihn:
    »Die vorstehenden, für den Turmknopf am Kornspei-
    cher bestimmten Aufzeichnungen habe ich in den
    Nächtestunden geschrieben, die mir der letzte Winter
    gewährte. Der erste Gedanke war, nur einfach in
    richtiger Reihenfolge niederzuschreiben, wie das alles

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    nach und nach entstand. Im Schreiben selbst aber
    kam mir dann die Lust zu allerhand Exkursionen , die nun Schlaglichter warfen auf die Personen, mit deren Beschränktheit und Schlauheit ich all die Zeit über zu kämpfen hatte . Was ich im Luch an Torfwiesen erstand, das hatte nur den Zweck des Gelderwerbes,
    meine Tätigkeit in Gentzrode dagegen war meine
    Lust und Freude. Zugleich hab ich es ins Leben geru-
    fen, um es zur Grundlage für den Wohlstand und
    Zusammenhalt einer Familie zu machen , denn der
    Grundbesitz bleibt das sicherste und stabilste Besitz-
    tum.«
    So schrieb er damals, ahnungslos, wie bald diese
    Herrlichkeit und mit ihm der stolze Plan eines andau-
    ernden Familienbesitzes zusammenbrechen würde.
    Die Katastrophe war nah.
    Aber ehe wir diese schildern, wenden wir uns dem
    Manuskript zu, das in den vergoldeten Turmknopf gelegt werden sollte.

    1. »Daß ich«, so schreibt A. Gentz an anderer
    Stelle, »den Versuch mit diesen holländischen
    Eichen machen konnte, verdanke ich dem
    Grafen von Königsmarck auf Netzeband und
    Plaue, vordem preußischem Gesandten im
    Haag. Als ich ihn auf seinem Schloß Plaue be-
    suchte, zeigte er mir auf schlechtem Boden
    Eichenanpflanzungen, die mit vortrefflichem
    Erfolge gemacht waren, und ich erfuhr nun,

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    daß es aus Holland bezogene Pflänzlinge sei-
    en. Mit großer Liebenswürdigkeit übernahm er
    es, mir dergleichen in Holland zu bestellen,
    sogar die Zahlung dafür zu leisten, so daß ich
    die bald danach eintreffenden Pflänzlinge nur
    vom Neustädter Bahnhof abzuholen hatte,
    und zwar in drei Transporten, erst 20 000,
    dann 40 000, dann 50 000 Stück. Alles gedieh
    vortrefflich.«

    2. Von anderer Seite her wird mir über ebendie-
    sen Park geschrieben: Überraschend schön
    und kühn ist die westlich vom Gutshofe sich
    hinziehende Parkanlage. Die Verteilung von
    Rasenflächen und Busch innerhalb derselben,
    die Gruppierungen von Nadel- und

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