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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Geplauder
    wird stiller und stiller, bis es endlich schweigt. Immer heller funkeln die Sterne, immer weiter wird der
    Blick, bis endlich, wie aus Bann und Märchen-

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    schlummer, erst das Rasseln eines schweren Post-
    wagens und dann das begleitende Posthorn uns
    weckt, das von der Falkenberger Berglehne her her-
    überklingt.
    Der Cöthener Park . Von der Idas-Eiche bis Dorf
    Cöthen ist wenig weiter als 1000 Schritt, und die
    Cöthener Dorfstraße passierend, führt uns unser
    Weg unmittelbar an den Eingang des Parks. Er ist
    etwas altfränkisch und stammt noch aus einer Zeit,
    wo man gewissen perspektivischen Künsten den Vor-
    rang einräumte vor der landschaftlichen Schönheits-
    linie. Marmorköpfe, über deren Bedeutung an der
    speziell von ihnen eingenommenen Stelle vielleicht
    immer ein Dunkel walten wird, blicken rätselhaft aus
    allerhand Felsgemäuer hervor, und Delphine und
    Löwen speien Wasser und lassen es sich nicht an-
    fechten, daß ihre alabasterweißen Unterkiefer von
    Eisenocker längst braun geworden sind. Dazu Tem-
    pelchen und Muschelgrotten und all die Künste jener
    alten Parks, deren Musterstücken wir nach wie vor in
    Schwetzingen und Wörlitz begegnen. Dennoch hat
    dieser Cöthener Park seine Eigentümlichkeit, weil das
    Stück Natur eigentümlich war, das zu seiner Anlage genommen wurde. Es ist eine reich mit Laubholz,
    namentlich mit schönen Buchen, besetzte Schlucht,
    durch die sich ein Fließ, ein Bach, zieht. Dieser Bach, der in seiner künstlich vielfachen Verzweigung dem
    Parke hier und dort den Charakter eines Elsbruches
    gibt, ist in Wahrheit der Quell seiner Schönheit über-
    haupt. Er begleitet uns von Schritt zu Schritt und ist
    unser Führer durch die labyrinthischen Gänge. Und
    nicht genug damit, alle Minuten hält er an, um noch

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    ein übriges für uns zu tun: hier stürzt er sich vom
    Wehr, aber nur, um an nächster Stelle schon als
    Springbrunnen wieder aufzusteigen; hier treibt er ein
    Wasserrad, dort speist er eine überlaufende Vase,
    und aus der langsam sich drehenden Scheibe
    daneben spritzen seine dünnen Strahlen zugleich als
    Schmuck und als treibende Kraft.
    Am wenigsten glücklich ist der Park in Inschriften .
    Wir entschlagen uns ihrer aber und folgen lieber dem
    plätschernden Fließ, dessen Lauf uns nach einem
    kurzen Spaziergange durch die Mitte des umwalde-
    ten Kesseltals in die malerisch verschlungenen Stra-
    ßen von Dorf Falkenberg zurückführt.
    3. Das Schloß

    Dies weiße Häuschen find ich zum Entzücken,
    Die Wand ist sauber bis hinauf zum Dache,
    Und heitre Fenster sind es, die es schmücken.
    B. von Lepel

    Freienwalde hatte von alters her ein »Schloß«, erst
    ein Uchtenhagensches, dann ein kurfürstliches, zu-
    letzt ein königliches.
    Das Schloß, das die Uchtenhagens innehatten und in
    das sie wahrscheinlich einzogen, nachdem ihre Burg

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    auf dem Schloßberge (siehe das entsprechende Kapi-
    tel) zerstört worden war, lag unmittelbar hinter der
    Freienwalder Kirche und blickte auf die Oder hinaus,
    die damals bis dicht an die Stadt herantrat. Eine Ab-
    bildung in Philipp von der Hagens »Beschreibung der
    Stadt Freienwalde« stellt höchstwahrscheinlich dies
    alte Uchtenhagensche Schloß dar. Woher er dies Bild
    genommen, darüber gibt er nicht Aufschluß. Es ist
    ein einfaches, beinah fensterloses Gebäude mit ei-
    nem gotischen Erkerturm als einzigem Schmuck.
    Das kurfürstliche Schloß, in unscheinbaren Resten noch erhalten, erhob sich an derselben Stelle, wo
    vorher, durch zwei Jahrhunderte hin, das eben be-
    schriebene Stadtschloß der alten Uchtenhagen ge-
    standen hatte. Der Große Kurfürst ließ es 1687 zu
    »künftigem bequemen Aufenthalte daselbst« erbau-
    en. Näheres über diesen Bau aber: wann er beendigt wurde, wer daselbst residierte, hab ich nicht in Erfahrung bringen können. Die Nachrichten, die man
    am Orte selber einzieht, widersprechen einander,
    und ein Befragen der reichen »Freienwalder Litera-
    tur« fördert uns, das Günstigste zu sagen, um nicht
    viel. Nur soviel scheint gewiß, daß der ursprünglich
    als Jagd- oder Sommerschloß intendierte Bau weder
    vom Großen Kurfürsten noch von seinem Nachfolger,
    König Friedrich I., bewohnt, vielmehr sehr bald nach
    seiner Fertigstellung als königliches Amts-, später
    dann als städtisches Schul- und Rathaus benutzt
    worden ist.
    Das königliche Schloß Freienwalde liegt nicht innerhalb der Stadt, sondern unmittelbar vor derselben, 926
    auf dem Wege

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