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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Zölle und Hebungen –
    an das Kloster Friedland verpfändete. Dieses scheint
    also immer bei Kasse gewesen zu sein.
    So gingen die Dinge bis zum Jahre 1540, wo die Sä-
    kularisation erfolgte. Man zog die Klostergüter ein,
    respektierte jedoch die Personen, das heißt beließ
    die Nonnen spittelfrauenhaft in ihren Zellen und war-
    tete ihr Aussterben ab. Dies Aussterben ließ aber
    lange auf sich warten. Die Luft um Friedland herum
    war sehr gesund.
    Kloster Friedland ging inzwischen, gleich innerhalb
    der ersten zwei Dezennien, aus einer Hand in die
    andere, wobei die Nonnen, wie ein altes Inventari-
    um, immer mit überliefert wurden.
    Erst 1568 regelten sich die Dinge in einer zufrieden-
    stellenden Weise. Schon vier Jahre früher hatte Joa-
    chim von Roebel die gesamten Kirchengüter durch
    Kauf an sich gebracht, jetzt (1568) gelang es ihm

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    auch, die Nonnen zu einem Aufgeben ihrer Woh-
    nungsansprüche zu vermögen. Eine Urkunde darüber
    ward aufgenommen, die noch existiert. Es heißt dar-
    in, mit einem leisen Vorwurf gegen den säkularisie-
    renden Kurfürsten:
    »Und dieweil hin und wieder in der Welt, sonderlich
    auch im Heiligen Römischen Reich, allerhand Permu-
    tationen hinsichtlich der Klöster und geistlichen Gü-
    ter vorgefallen sind ( Veränderungen, die wir diejenigen verantworten lassen, denen es gebührt und zu-
    gesteht ), so haben wir gedachtem Joachim Roebel, unserm Schwager, Freund und Landsmann, dieses
    Kloster gegönnt und ihm Brief, Siegel und Wohnung
    abgetreten.«
    Aus ebendieser Urkunde lernen wir auch die Namen
    derjenigen Damen kennen, die damals noch, wie
    eine Hinterlassenschaft aus der katholischen Zeit
    her, als Nonnen von Kloster Friedland lebten. Es wa-
    ren: Ursula von Barfus, Priorin. – Anna von Krum-
    mensee, Schaffnerin. – Ursula von Pfuel. – Margare-
    te von Stranz, Küsterin. – Ursula von Barfus II.,
    Nonne. – Magdalene von Löwenberg. – Ursula von
    Hoppenrade.
    Ursula von Hoppenrade war die jüngste . Sie war
    zweiundvierzig Jahre früher als letzte Nonne aufge-
    nommen worden, jetzt also, bei Unterzeichnung der
    Urkunde, mutmaßlich eine Dame von einigen sechzig
    Jahren. Es drängt sich unwillkürlich die Frage auf,
    wie alt die älteste gewesen sein möge.

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    Kloster Friedland blieb lange Zeit im Besitz der Roe-
    bels, bis es um die Mitte des vorigen Jahrhunderts,
    zusammen mit Quilitz, an den Markgrafen Karl kam,
    der sich wenigstens vorübergehend hier aufzuhalten
    pflegte. Seine bevorzugte Geliebte, eine Mamsell
    Siebert, der er in der Köpnicker Straße zu Berlin ein
    schönes Haus bauen ließ, war eine Taglöhnertochter
    aus Friedland.
    Wie Friedland endlich an den General von Lestwitz
    und dadurch an die Familie Itzenplitz kam, erzähle
    ich im folgenden Kapitel, unter »Kunersdorf«.
    Die Lage Kloster Friedlands – auf einem schmalen
    Landstreifen zwischen zwei Seen, dem Kloster- und
    dem Kietzer-See – muß von nicht gewöhnlicher
    Schönheit gewesen sein, als die umgebende Bruch-
    landschaft noch ihren alten Charakter hatte und die
    hohen Giebel des Klosters abwechselnd in den einen
    oder andern See ihren Schatten warfen. Aber ein
    solches Bild bietet sich dem Auge nicht länger dar,
    und die Ruinen anderer märkischer Klöster machen
    einen tieferen und poetischeren Eindruck, teils weil
    die Trümmer selber pittoresker, teils weil ihre Umge-
    bungen, bei sonst mannigfach Verwandtem, anspre-
    chender sind. Die Lage zum Beispiel des zur Schwe-
    denzeit durch Feuer zerstörten Jungfrauenklosters zu
    Lindow, in der Grafschaft Ruppin, ist der Lage Kloster
    Friedlands nahe verwandt, aber die efeuumrankten
    Mauern, die storchnestgeschmückten Giebel, viel-
    leicht auch die Hügel lage zwischen den Seen, leihen jenem einen romantischen Reiz, den dieses entbehrt.

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    Kloster Lindow ist schöner gelegen, vielleicht auch
    malerischer in sich selbst, aber Kloster Friedland ist
    besser erhalten, und die Umfassungsmauer, das
    Haus des Propstes, ein Stück Kreuzgang, vor allem
    das Refektorium zeigen sich teilweise noch in gutem
    Zustand.
    Das Refektorium, jetzt als Malzplatz benutzt, läßt
    sich in seinen Einzelheiten am besten verfolgen. Es
    scheint der Stil früherer Gotik. Das alte Kloster, das 1300 großenteils durch Feuer zerstört wurde, war ein
    romanischer Bau2), den nun ein gotischer Bau, mut-
    maßlich im Stile des uns erhalten gebliebenen Refek-
    toriums, ersetzte. Die gewölbte Decke desselben
    wird von drei Säulenpfeilern

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