Wanderungen II. Das Oderland.
Damen ? So kam Mitternacht heran. Um Mitternacht aber legten die Spielleute müd und matt ihre Fiedeln nieder und sagten: »Wir können nicht mehr!« Da sprang Nikolaus, der zweite der Brüder, mitten unter sie und schrie, während er mit der Faust drohte: »Weiter, weiter, und wenn der Teufel selber aufspielen sollte!« Da erschien der böse Feind auf dem Ofen, mit der Sackpfeife unterm Arm, grinste den Nikolaus an und spielte auf. Da fürchteten sie sich und ließen den Pfarrer holen, und als er kam, begannen sie zu beten und beteten, bis der Sackpfeifer wieder verschwunden war. 1)
Aber der Teufel war doch im Hause gewesen, und Unfrieden ließ er zurück. Fehde brach aus zwischen den Brüdern. Die beiden älteren standen sich im Zweikampf gegenüber, und auf dem Grasplatz am Teich, hundert Schritt hinter dem roten Hause, fiel Richard, der älteste, von der Hand des zweiten Bruders, ebenjenes Nikolaus, der an dem geschilderten Zechabend den unheimlichen Sackpfeifer herbeigerufen hatte.
Unfriede kam ins Haus und mit ihm jedes Unglück. Der Dreißigjährige Krieg legte die Felder wüst, und fünfzig Jahre später war alles in andern Händen. List und Gewalt hatte den Barfusen ihr altes Erbe genommen.
In Prädikow ist wenig oder nichts mehr, was an jene Zeiten erinnerte. Noch unterscheidet man ein Ober- und Unterdorf, noch weiß man, wo das »rote Haus« gestanden und wo der älteste Bruder, auf den Tod getroffen, zusammensank. Aber sonst schweigt an dieser Stelle alles, mit Ausnahme der alten Ulmenallee, die die Barfuse gepflanzt, und der alten Kirche, die sie gebaut haben.
Diese Kirche gehört jenen einfach malerischen Feldsteinbauten an, denen man, aus dem vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert her, so häufig in unsern Marken begegnet. Ein Christuskopf auf dem Schweißtuch der heiligen Veronika stammt vielleicht noch aus jener Zeit der »vier Brüder«, aber niemand weiß es zu sagen. Im Jahr 1821 war noch ein Barfussches Wappenfenster da. Protestantisches »Lichtbedürfnis« hat indessen längst das bunte Glas beseitigt und eine »helle Scheibe« an die Stelle der bunten gesetzt. Nichts mehr mahnt an die Barfuse hier als der Estrich über ihrer Gruft, der, immer tiefer einsinkend, zugleich von den unten stehenden drei Särgen erzählt: von dem Sarge Valentins, »der beim Pommernherzog das Zechen gelernt«, von Richard, der hinter dem »roten Hause« zusammensank, und von Nikolaus, der den Teufel-Spielmann rief, um ihm dann schließlich zu verfallen.
Von den Prädikowschen Barfusen aber wenden wir uns nunmehr einem berühmteren Zweige der Familie zu: den Barfusen von Möglin . Unter ihnen vor allem dem berühmtesten des Geschlechts überhaupt, dem Feldmarschall und Türkenbesieger Hans Albrecht von Barfus.
----
Eine ähnliche Sage, darin der Teufel nicht als Spielmann, sondern als Tänzer auftritt, findet sich im Eiderstedtschen (Schleswig). Es war eine große Hochzeit auf Hoyersworth und unter den Gästen auch eine hübsche Dirne, die flinkste Tänzerin weit herum. Auch an jenem Abend tanzte sie schon seit Stunden unaufhörlich und sagte zuletzt übermütig: » Und wenn der Teufel selbst käme, ich tanzte mit ihm .« Kaum waren ihr diese Worte entfahren, so trat der Angerufene in den Saal, schritt auf das Mädchen zu und forderte sie zum Tanz. Und wie ein Wirbelwind drehten sich die beiden. Sie tanzten zuletzt nur noch allein, und die übrigen Gäste sahen dem rasenden Tanze voll Erstaunen zu. Endlich schwieg auch die Musik, aber das Paar tanzte noch immerfort, bis der Dirne plötzlich das Blut aus dem Munde stürzte und sie tot zusammenbrach. Sofort war der Tänzer verschwunden. Doch die Blutflecken waren nicht zu vertilgen, und das Mädchen fand keine Ruh. Um Mitternacht schlüpft sie von ihrem Grabe her in den Tanzsaal, und die höllische Musik bricht los, und sie dreht sich wieder im sausenden Walzer. ._.
----
Albrecht Daniel Thaer
Ehre jedem Heldentume,
Dreimal Ehre deinem Ruhme,
Aller Taten beste Tat
Ist: Keime pflanzen für künftige Saat.
Albrecht Daniel Thaer wurde am 14. Mai 1752 zu Celle geboren. Sein Vater, Hofmedikus ebendaselbst, stammte aus Liebenwerda in Sachsen; seine Mutter war die Tochter des Landrentmeisters Saffe zu Celle. Seine ersten Studien machte Albrecht Thaer auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, aber er verfuhr dabei in so unregelmäßiger Art und Weise, daß er, um ihn selbst zu zitieren, »im sechzehnten Jahre französisch und englisch sprechen konnte, aber kein Wort
Weitere Kostenlose Bücher