Wanja und die wilden Hunde
die Vorstellung, dass man nett sein muss, um gemocht zu werden. Wir – und eben auch die Hunde – spüren jedoch sehr deutlich, ob ein Mensch nett ist, um gemocht zu werden, oder ob er freundlich ist, weil er es sich leisten kann. Jacqueline ist sehr freundlich in der Umsetzung ihrer Entscheidung. So etwas lieben Hunde.
Dafür zu sorgen, dass ein Hund zu einem kommt, steht unserem eigentlichen, typisch menschlichen Impuls, fünf Mal zu rufen und dabei zunehmend flehender oder drohender zu klingen, vollkommen entgegen. Es ist schwierig zu begreifen, dass ein Hund einfach nur dann wirklich zuverlässig kommt, wenn er die Erfahrung gemacht hat, dass er es muss.
Schleppleine
Da wir Zweibeiner nicht einmal einem Dackelwelpen folgen könnten, wenn dieser Fersengeld gibt, ist ein Hilfsmittel unerlässlich, um unseren Hund zu erreichen und mit ihm agieren zu können, wenn er frei laufen darf – dieses Hilfsmittel ist die Schleppleine.
Bei großen Hunden eignen sich runde glatte Seile (von der Rolle aus dem Baumarkt) besser als flache Seile, die unter dem Fuß durchrutschen, wenn man drauftritt. Bei kleineren Hunden eignet sich ein leichtes Gurtband, bei winzigen Hunden eine dünne Gardinenschnur. Das Seil sollte fünf bis zehn Meter lang sein.
Man knotet einen Karabiner an das Ende des Seils und klickt ihn an das Geschirr des Hundes, sodass dieser die Leine ganz einfach hinter sich herzieht. Befestigen Sie die Schleppleine nie an einem Halsband – Sie könnten Ihrem Hund das Genick brechen, wenn Sie mit dem Fuß auf die Leine treten, um ihn beim Rennen zu stoppen. Ziehen Sie den Hund nicht mit der Schleppleine zu sich heran, das wird nicht dazu führen, dass er kommt. Sie selbst müssen dafür sorgen. Die Leine ist nur ein Hilfsmittel, durch das Sie Ihren Hund mit Ihren Füßen sichern können.
Um zu vermeiden, dass der Hund damit im Unterholz hängenbleibt und sich verheddert, sollten Sie in diesen ersten vierzehn Tagen des Neubeginns Ihren Hund nicht außer Sichtweite ins Unterholz lassen. Falls Ihr Hund mit einem anderen Hund spielt, müssen Sie ihm die Schleppleine aufgrund der Verletzungsgefahr abnehmen.
Füttern
Malen Sie sich vor Ihrem geistigen Auge aus, dass Sie gerade das machen, was Sie am liebsten tun: Gespräche führen, joggen, lesen, im Internet surfen, stricken, wandern, ein Instrument spielen, Kreuzworträtsel lösen, arbeiten, feiern, Musik hören, mit dem Hund spazieren gehen …
Schreiben Sie Ihre Lieblingsbeschäftigung in diese Zeile:
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Egal, was Sie geschrieben haben, ich habe es bereits für Sie erledigt und Sie dürfen sich entspannt zurücklehnen und müssen es nicht mehr tun. Großartig, nicht wahr?
Sie müssen es übrigens NIE WIEDER tun. Ab jetzt werde ich es immer für Sie erledigen.
Nun nehme ich eine der Lieblingsbeschäftigungen Ihres Hundes und schreibe sie in die folgende Zeile:
Am Boden nach Futter suchen
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Genauso wenig, wie Sie es mögen würden, wenn Ihnen Ihre liebste Beschäftigung samt Bestätigungen und Misserfolgen für immer genommen würde, genauso wenig macht es einen Hund glücklich, wenn man ihm einen Napf vor die Nase stellt, damit er sich die Futtersuche sparen kann.
Jedes wild lebende Tier darf und muss jeden Tag neu nach Nahrung suchen. In jedem Zoo sorgt man inzwischen für Abwechslung bei der Futtersuche, damit die Tiere sich nicht endlos langweilen. Nur unser Hund soll darauf verzichten zu jagen, nach Fressbarem zu suchen und gefundene Schätze vom Boden aufzunehmen, weil wir ihm einen Napf hinstellen, der in drei Sekunden leer ist. Der Rest ist Langeweile.
Ich denke, es wird niemanden ernsthaft gefährden, wenn Sie einmal drei Tage lang eine andere Form der Fütterung ausprobieren:
Was Sie füttern, ist hier einmal unerheblich, weil dies wieder ein ganz anderes Thema wäre. Es geht nur darum, wie Sie es tun. Ob rohes gewürfeltes oder durch den Wolf gedrehtes Fleisch, Trockenfutter oder Nassfutter – zum Werfen eignet sich alles. (Ich gebe Ihnen hier nur eine Anregung, die Umsetzung ist Ihnen und Ihren Lebensumständen überlassen.)
Ich selbst teile das Fressen für meine Hunde in drei Tagesportionen auf, damit sie möglichst viel zu tun bekommen.
Morgens werfe ich das Futter weiträumig verteilt in den Garten, die Stücke dabei am besten so klein wie möglich machen. (Das Gemüse, das bei Hunden, die Rohfleisch bekommen, dazugegeben werden muss, mische ich mit in die Fleischration.) Einfach wie beim Hühnerfüttern schwungvoll ausholen.
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