Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Reichsteile noch zwei Caesarii als Stellvertreter. Diese vier waren die Tetrarchen . Einer von ihnen, Galerius im Osten, war stets in Abwehrkämpfe gegen die Sassaniden verwickelt – und die treibende Kraft hinter den Christenverfolgungen seit 303.
Erst 272 war der Sonnenkult des Sol Invictus als Staatsreligion in Rom eingeführt worden. Es waren dieser Kult und seine Riten, gegen die sich die Christen wandten. Der Kult des »unbesiegbaren Sonnengottes« hatte eine lange Tradition, teils in der altrömischen Religion, teils im Orient, und wurde nun in der Spätphase Roms mit dem Kaiserkult verknüpft. Die Kaiser ließen sich schon seit längerer Zeit »vergöttlichen«. Die Christen verstanden derartig religiös verbrämte Bekundungen staatsbürgerlicher Gesinnung als Götzendienst.
Auf seinem Sterbebett erließ Galerius, inzwischen zum Augustus befördert, 311 das erste Toleranzedikt, das es den Christen erlaubte, sich friedlich zu versammeln.
DIE KONSTANTINISCHE WENDE
Einige Jahre nach Diokletians Tod rangen Konstantin, (Mit-)Kaiser seit 306, und sein Rivale Maxentius, Sohn von Diokletians Mitkaiser Maximian, um die Vorherrschaft im Reich. Dieser Streit wurde im engsten Umfeld der tetrarchischen Herrschaftsspitze ausgetragen. In der Schlacht an der Milvischen Brücke, der unmittelbar am nördlichen Stadteingang von Rom gelegenen Tiberbrücke, siegte Konstantin 312. Maxentius fiel. Auf dem Marsch zur Brücke soll dem Kaiser und seinem Heer eine kreuzförmige Lichterscheinung aufgefallen sein. Und in der Nacht vor der Schlacht sei Jesus Christus dem Kaiser im Traum erschienen und habe ihm – in bestem Lateinisch – gesagt: » In hoc signo vinces « – »In diesem Zeichen wirst du siegen«. Konstantin vertraute dem Christengott, lautet die Botschaft dieser Legende. Konstantin, nunmehr Alleinherrscher, leitete sogleich eine grundlegende religionspolitische Wende zugunsten des Christentums ein.
313
TOLERANZEDIKT VON MAILAND Im Jahr darauf bestätigte der Kaiser in Mailand 313 das Toleranzedikt. Dadurch wurden die Christen nicht nur anerkannt und nicht mehr verfolgt, sondern in der gleichen Weise begünstigt, wie es seit jeher für die heidnischen Priester galt: Der christliche Klerus war nun von Steuerabgaben und vom Militärdienst befreit. Konstantin förderte aktiv den Aufstieg des Christentums bis hin zum epochalen Konzil von Nikäa 325.
Was danach geschah : 380 nahm Kaiser Gratian die Priester außerdem aus der weltlichen Jurisdiktion heraus und unterstellte sie den bischöflichen Gerichten. Dank dieser kaiserlichen Maßnahmen wurde die Kirche reich und unantastbar.
SONNTAG – WEIHNACHTSTAG Konstantin bestimmte den bisherigen ersten Wochentag, den »Sonnentag«, zum »Tag des Herrn«. Den Wintersonnenwendtag am 25. Dezember, den höchsten Feiertag sowohl des heidnischen Mithras-Kultes wie des Sonnenkultes um den Sol Invictus (die »Wiedergeburt des Lichts«) machte er zum Tag der Geburt des Christengottes. So wurde auch der Kalender »christianisiert«. Praktisch alles, was die Kirche anweltlicher Macht erhielt und später selbst eroberte, verdankt sie Konstantin, der sich angeblich erst auf dem Sterbebett taufen ließ.
LATERAN Sitz des Papstes in Rom war seit der Antike und während des gesamten Mittelalters nicht der Vatikan mit dem Petersdom, sondern die etwas am Rande des antiken und erst recht des mittelalterlichen Roms gelegene Basilika S. Giovanni in Laterano , St. Johannes im Lateran, kurz »Lateran« genannt. Der Name geht zurück auf die ursprünglichen Eigentümer, die römische Familie der Laterani. Die dort gelegenen Grundstücke gelangten in den persönlichen Besitz der Familie Kaiser Konstantins. 314 stiftete dieser die Lateran-Basilika. St. Johann ist somit die älteste christliche Basilika und heute noch die Bischofskirche des Bischofs von Rom.
Da die ebenfalls von Konstantin gestiftete Basilika von St. Peter jenseits des Tibers und außerhalb der Stadtmauern lag, wurde der Lateran Sitz des Papstes. Der »Umzug« der Päpste in den Vatikan fand erst viel später nach der Rückkehr aus Avignon 1377 statt. Noch bis ins 19. Jahrhundert wurden die Päpste im Lateran gekrönt.
BASILIKA Bis zur Zeit Konstantins gab es gar keine »Kirchen« oder »christlichen Basiliken«, ja überhaupt keine »christliche Architektur« und kaum »christliche Kunst«. Die Lateran-Kirche ist die erste große Basilika der Christenheit. Das Wort leitet sich ab von basilike stoa
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