Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
erließ Theodosius ein Dekret, das die Ausübung aller heidnischen Kulte und die Schließung aller Tempel verfügte. Dazu zählten übrigens auch die Olympischen Spiele und die platonische Akademie in Athen. Damit ging die teilweise mehrtausendjährige religiöse Tradition der Antike endgültig zu Ende. Mithras, Astarte, Zeus, Jupiter, Isis und Osiris wurden sämtlich in den Ruhestand geschickt. Von Hunderten von Religionen und Kulten, die jahrtausendelang von Menschen ausgeübt worden waren, hat man nie mehr etwas gehört. Theodosius war kein Eiferer. Doch sein Dekret markiert den tiefsten Einschnitt in die geistig-kulturelle Welt der Antike, auch wenn es nicht sofort überall und konsequent umgesetzt wurde.
INDIEN
320–470
DAS GOLDENE ZEITALTER DER GUPTA Etwas kleiner als das Aschoka-Reich, aber immer noch riesig war das Gupta-Reich. Es ging als das Goldene Zeitalter Indiens in die Geschichte ein. Gupta umfasste das ganze Nordindien vom heutigen Burma bis an die Grenze Persiens mit Afghanistan, Pakistan, Nordindien und Bangladesh. Die Vereinigung der vielen kleinen Königreiche Nordindiens ging von dem Königreich Magadha aus. Magadha lag rund um den Unterlauf des Ganges mit Benares und Kalkutta. Magadha war auch die Heimat Buddhas.
Unter den Gupta erlebte dieses weit gefasste Nordindien eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. In wirtschaftlicher Hinsicht kann man von einem weitgehend steuerfreien Liberalismus sprechen, die Städte genossen eine Art Selbstverwaltung durch Handwerker- und Händlergilden wie im europäischen Mittelalter, die Kaufleute verdienten exorbitant am Fernhandel zwischen Mittelmeer und China.
Der Hinduismus erlebte eine Renaissance, indem der Buddhismus selbst aus seinem »Heimatland« zurückgedrängt wurde. Danach konnte sich der Buddhismus in Indien nie mehr gegen den Hinduismus durchsetzen.
AMERIKA
292
MAYA I – TIKAL Tikal im Hochland von Guatemala ist eine der ersten Städte am Anfang der Maya-Kultur. Hier wurde die erste zuverlässig datierbare Maya-Stele gefunden, die aus dem Jahr 292 n. Chr. stammt. Damals war die Stadt bereits seit 1000 Jahren ein Siedlungsplatz, nun begann hier auf jungsteinzeitlich-dörflicher Grundlage die Entwicklung zu einer städtischen Struktur mit Tempel- und Palastbauten aus Stein. Bis zum 5. Jahrhundert wurde aus dem Stadtstaat einer der mächtigsten Flächenstaaten der Maya.
Obwohl die Maya eine ganz andere Sprache sprachen und nur am Rande der Olmeken-Kultur lebten, führten sie einige von deren kulturellen Errungenschaften fort, insbesondere die Schrift.
100–650
TEOTIHUACÁN Seit Jahrhunderten besiedelt, war die etwa 50 Kilometer nördlich von Mexiko City gelegene heutige Ruinenstadt von 100 bis 650 das politische und religiöse Zentrum einer mittelamerikanischen Kultur. Die Großbauten der nach einem ausgefeilten, schachbrettartigen Grundriss angelegten Riesenstadt mit ca. 150000 Einwohnern entstanden zwischen dem 3. und dem 7. Jahrhundert. Am bekanntesten ist die aus ca. drei Millionen Tonnen Steinen errichtete, 75 Meter hohe, stufenförmige Sonnenpyramide, eines der größten Bauwerke der Erde. Am Tag der Sommersonnenwende geht die Sonne genau auf der Mittelachse der Pyramide unter.
Teotihuacán war nicht mit Mauern befestigt. Wie andere Städte mittelamerikanischer Kulturen auch hält man Teotihuacán für ein religiöses Zentrum, Wohnort der Priesterschaft und der Kriegerkaste. Teotihuacán bedeutet »Ort, wo man zum Gott wird«, aber das ist nicht der ursprüngliche Stadtname, sondern eine Bezeichnung in der Nahuatl-Sprache aus späterer Zeit. Wer die Erbauer waren, weiß man nicht.
Die Gründe für den späteren rapiden Untergang der Stadt und ihrer Kultur sind ebenfalls unbekannt. Teotihuacán war offenbar ein für ganz Mittelamerika bedeutendes, »internationales« Kult- und Pilgerzentrum mit großer Ausstrahlung, vor allem auf die gleichzeitige Maya-Kultur. Eine der Hauptgottheiten war Quetzalcoatl, dem vermutlich Menschenopfer dargebracht wurden. Eine andere wichtige Gottheit war Tlaloc, der Regengott.
Q UETZALCOATL I Die »gefiederte Schlange« war für mehrere mesoamerikanische Kulturen die Hauptgottheit ( coatl = Schlange; quetzalli = grüne Feder). Quetzalcoatl ist ein Schöpfergott, Vegetationsgott (Pflanzen und Ackerbau), der Erde und dem Wasser verbunden, Beschützer der Priester und Handwerker, Stifter des Kalenders. Spätere Gottkönige nahmen das Wort als Titel an. Die
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