Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Würzburg, Erfurt, Fritzlar. Seine wichtigste Klostergründung ist Fulda. Von dort brach er im hohen Alter zu seiner letzten Mission bei den Friesen auf, wo er erschlagen wurde.
740/750
KARL MARTELL Der bekannteste Hausmeier aller Zeiten ist Karl Martell (688–741), der Großvater Karls des Großen. Karl Martells epochale Leistung ist der Sieg in der siebentägigen Schlacht bei Poitiers in Südwestfrankreich. Hier gelang es ihm, die von Spanien aus bis dorthin vorgedrungenen Araber endgültig zu stoppen. Karl Martell regierte bereits ohne jede Rücksichtnahme auf den merowingischen König. Sein Beiname »Martell« (altfranzösich) bedeutet: »der Hammer«. Unter ihm erlebte das Frankenreich den Aufstieg zur einzigen europäischen Großmacht. Martells Sohn, Pippin III., verbannte schließlich den letzten Merowinger Childerich III. ins Kloster und ließ sich an dessen Stelle 751, in der späten Bonifatius-Zeit, zum König wählen und salben. Die Salbung erfolgte aber nicht, wie manche Legenden behaupten, durch Bonifatius, sondern durch den damaligen Papst. Und dies, wie immer, nicht ohne Gegenleistung.
754
PIPPINSCHE SCHENKUNG 754 übereignete Pippin III. das von ihm kurz zuvor eroberte Exarchat Ravenna dem Papst. Bis dahin war Ravenna die letzte Bastion von Byzanz auf der italienischen Halbinsel gewesen und Ostrom die Schutzmacht des Papsttums. Der Heilige Stuhl hatte wenig eigenen Landbesitz und keine eigenen Divisionen. Die Päpste fühlten sich von den mächtigen Langobarden umzingelt und bedroht. Deshalb gewährte man dem aufstrebenden Pippin die Königssalbung und damit die »diplomatische Anerkennung«. Dieser revanchierte sich mit der Überlassung Ravennas.
Um Pippin zu dieser Geste zu motivieren, war um 750 am päpstlichen Hof eine Urkunde gefälscht worden. Die sogenannte »Konstantinische Schenkung« sollte nachweisen, dass dem Papst bereits vom ersten römisch-christlichen Kaiser Konstantin ein Gebiet rund um Rom überlassen worden war. Pippin war gebührend beeindruckt und fand es nur ziemlich, es als angehender fränkischer König dem großen römischen Kaiser nachzutun. Das Exarchat bildete nun den Kern des späteren Kirchenstaats. Praktischerweise schob sich das Territorium von der Adria bis ans Tyrrhenische Meer bei Ostia wieein Riegel quer über Mittelitalien und trennte so die langobardischen Besitzungen.
VON GOTTES GNADEN Karl der Große (747–814) war der Enkel von Karl Martell. Seit seinem Vater Pippin waren die nach ihm benannten Karolinger als neue fränkische Dynastie Könige aus eigenem Recht. Von 768 bis zu seinem Tod konsolidierte und erweiterte Karl dieses Reich erheblich. Zuerst nahm er die Süderweiterung ins Visier – den Angriff auf das Reich der Langobarden.
Diese hatten sich zwar um 600 zum katholischen Glauben bekehrt, ihre ständige Bedrohung des Papsttums beendete aber erst der Frankenkönig in den Jahren 773/774. Damit erwarb Karl die Eiserne Krone, in die ein Nagel vom Kreuz Christi geschmiedet sein soll. Diese »italienische« Krone gehörte fortan zum Bestand des deutsch-römischen Kaisertums und ist der Grund für die Herrschaft deutscher Kaiser in Italien im Mittelalter. Seit dem Erwerb der Eisernen Krone gehört (lateinisch) gratia Dei zur Titulatur europäischer Herrscher; in Europa sehen sich alle Herrscher als »von Gottes Gnaden« eingesetzt, aber immerhin nicht als »Stellvertreter Gottes« wie in Byzanz.
800
KAISERKRÖNUNG I Wieder einmal benötigte ein Papst dringend fränkischen Beistand. Bei einer Prozession im April 799 wurde Leo III. von stadtrömischen Adelscliquen überfallen. Sie warfen ihm Ehebruch vor, wollten ihn blenden und ihm die Zunge herausschneiden. Leo entkam nur mit knapper Not, floh zu Karl nach Paderborn und bat ihn um Hilfe. Dieser marschierte nach Rom und schüchterte die Stadtadelspartei mit Todesurteilen wegen Majestätsbeleidigung ein (sie wurden nicht vollstreckt). Am Weihnachtsabend 800 belohnte Leo den Frankenkönig mit der römischen Kaiserkrone. Begreiflicherweise verweigerte die in Byzanz regierende Kaiserin Irene die diplomatische Anerkennung, aber ihr Nachfolger gewährte sie dann.
KAROLINGISCHE RENAISSANCE Um 800 war die gesamte lateinische Christenheit (bis auf die Britischen Inseln) unter fränkischer Herrschaft vereint. Dies ist bis heute das leuchtende Vorbild für das Europa-Projekt: eine Vereinigung und Friedensordnung für die westliche Zivilisation. Karl war sehr wohl
Weitere Kostenlose Bücher