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Wanted

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Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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seinen Sattelgurt, was ihn vor Freude furzen ließ. Warm war's in dem Stall, auf eine träge Art gemütlich ... Man konnte die Rothaut direkt beneiden ... Ich schloss für einen Moment die Augen, lehnte die Stirn gegen den weichen Bauch meines Pferdes ...
    »Was ist ... wo bin ich hier?«, fragte eine krächzende Stimme rechts von mir. War er also tatsächlich noch mal aufgewacht, der Zimmernachbar. Verdammt, und er war so schön ruhig gewesen bis jetzt. Mein Schädel reagierte auf das kleinste Geräusch mit einem Pochen hinter der Stirn, wie ich es bisher noch nicht mal mit Tequila zustande gebracht hatte.
    »Im 'Ospietal de la Virgen Maria, wennse rechte ieste«, antwortete Imelda, die philippinische Putzfrau mit dem Hintern eines schwangeren Kaltblüters.
    »Was?«, fragte die Stimme. Heiser. Und vage vertraut. Vor allem dieses ungläubige >Was?<.
    »Marien'ospital, iene aleman.«
    »Und ... wie komme ich hierher?«
    »Ambulanciea, würd iech sage«, antwortete Imelda und ich hörte ihren Mopp gegen die Fußleisten klatschen.
    Wollte Erinnerungen wecken bei mir, diese heisere Stimme.
    »Mit dem Krankenwagen? Ja ... wieso das denn? Was ist denn passiert?«
    Gleichzeitig schienen meine Erinnerungen es aber vorzuziehen, erst mal gründlich auszupennen.
    »Unfall, würd iech meine«, antwortete Imelda auf ihre ruhige Art.
    Ich hätte gerne mal rübergelinst, doch irgendjemand hatte eine Trennwand zwischen unsere Betten gestellt. Warum auch immer.
    »Unfall? Ja, das sieht mir ganz danach aus«, zog mein Zimmernachbar eine erste Bilanz seines Zustandes. »Doch was für ein Unfall? Und wie ist es dazu gekommen?«
    »Da fragens besser den Arzte«, meinte Imelda.
    »Müsste gleiche 'iersei. Wenn iech erst mal sage, dasse wieder wache siend.«
    »Na, dann tun Sie das doch! Und sagen Sie ihm, dass ich das Gefühl habe, mir platzt gleich der Schädel!«
    Willkommen im Club, dachte ich.
    »Und wenn ich schon im Krankenhaus gelandet bin, wieso nicht im Einzelzimmer? Schließlich bin ich privat versichert.«
    Ich seufzte. Das fehlte noch. Im gleichen Zimmer mit einem von diesen nörgeligen P-Patienten.
    »Niex mehr frei, nach allem, was so los gewese, letzte Tage.«
    »Was war denn los, verdammt noch mal?«
    »Na, einieges, das könnse glaube.«
    »Und wer liegt da drüben, in dem anderen Bett?«
    »Das«, sagte Imelda noch und schlurfte zur Tür, »wollense besser garniechte wiesse.«
    »Eins würd ich gerne wissen -«
    Eine Sekunde oder so sah ich den Verwalter verwirrt an.
    »Hat er auch 'nen Namen?« Er meinte mein Pferd.
    »Falco«, sagte ich und konnte den Schecken so gerade daran hindern, mir den Hut vom Kopf zu stupsen, was er gern macht. Anschließend stellt er immer schnell einen Huf drauf, und wenn man sich dann danach bückt ... Schönes Pferd, mein Falco, bis auf diese großen, gelben Zähne. Und seinen, wie soll ich sagen, bissigen Sinn für Humor.
    »Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet«, beschwerte ich mich. »Irgendwelche wichtigen Änderungen hier, auf die ich gefasst sein sollte?«
    Sam schnalzte kurz und trocken mit der Zunge, sagte aber nichts. Ich hob inzwischen den Sattel vom Pferderücken und wuchtete ihn auf einen Ständer, richtete mich auf und fühlte plötzlich den Saloon seinen einmaligen Magnetismus entwickeln. Erst das Pferd, sicher, aber dann ...
    Sam räusperte sich. »Thysson, Mandoney, Starski«, warf er hin. »Sagen die dir was?«
    Ich durchforstete mein Gedächtnis. »Thysson, ja«, antwortete ich dann, »Mandoney ... hm. Starski? Warte mal, Starski ... Ist das nicht der Sheriff, der -«
    »Genau«, unterbrach mich Sam. >»Der Sheriff<. Schon mal begegnet?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Besser das«, fand er. »Vor allem für jemand, der dem Steckbrief draußen so ähnlich sieht wie du.«
    »»Jeder sieht dem Steckbrief ähnlich«, meinte ich leichthin.
    »Doch Fremde ganz besonders«, knurrte er warnend.
    Und mehr wollte er zu dem Thema nicht äußern.
    »Okay«, sagte ich und brach auf. »Hier hast du ein paar Dollar extra. Mach mein Pferd ein bisschen hübsch und gib ihm 'ne Schaufel Hafer mehr als üblich. Es hat ein paar harte Tage hinter sich.«
    »Das sehe ich.« Er legte den Kopf schräg, beugte den Rumpf für einen genaueren Blick. »Könnte ein paar neue Eisen brauchen«, stellte er fest. »Vor allem hinten, die sind in der Mitte ganz abgelaufen.« Liebevoll zupfte er Falco einen dornigen Zweig aus der Mähne und der stupste ihm dafür freundlich die Kappe vom Kopf. Sam

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