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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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er ein Ziehen in der Brust. Die kleine Narbe dort erinnerte ihn, zusammen mit dem frisch Vermessenen, unangenehm an die Zeit, als er die vom geschäftlichen Standpunkt aus brillante Idee gehabt hatte, jeden zehnten Inch aus seinem Maßband zu schneiden und es dann neu zusammenzukleben. Machte die Särge sofort um einen zweistelligen Prozentsatz teurer, während es, Beibehaltung der Messmethode vorausgesetzt, die Materialkosten um ziemlich genau die gleiche Marge senkte.
    Brillant, wirklich.
    Bis Mandoney dahinter gekommen war.
    »Wenn ich du wäre«, wandte sich Pancho an den Fremden, nun, da der Pulverdampf verzogen und die Waffen zurück ins Holster gewandert oder aber der Schusshand entglitten waren, wieder mit gewohnt fester Stimme, »und wenn ich hier in der Stadt noch etwas zu erledigen hätte«, fuhr er viel sagend fort, setzte den Nagel seines kleinen Fingers explorativ an einer winzigen, hervorstehenden Ecke des sternförmig zackigen Musters vor seiner Nase an und musste anschließend mit der Beendigung seines Satzes warten, bis ihm der komplette Spiegel klirrend und scheppernd vor die Füße gefallen war, »dann würde ich das jetzt machen«, riet er. »Bevor der Sheriff kommt.«
    Da war ein Loch gewesen, in der Tür zum Saloon. Klein und rund.
    Okay, rings um das Loch waren noch rund ein Dutzend anderer gewesen, alle ungefähr so klein und ziemlich genauso rund. Doch das eine sah frisch aus, nagelneu. Und seine Splitter lagen überall verstreut. Im Saloon. Das ging mir nicht so recht aus dem Hirn, während ich die Schalterhalle der Buttercup Savings and Loans durchmaß.
    Kürzlich renoviert, so sah es hier aus, und nicht gespart dabei. Aber warum auch? Mit kaum etwas lässt sich so herrlich aasen wie mit Steuern oder dem Geld der Sparer. Nur fürs Personal war nach Verlegung des Marmors und Vergoldung der Säulen und der Anschaffung eines ... meine Fresse, eines Burlitz & Freytag Nebukadnezar, des größten und härtesten Safes der Welt ... nichts mehr übrig geblieben, wie es schien.
    Wofür brauchen die hier so einen dicken Safe?, fragte ich mich. Und mich allein. Denn das war ich.
    Eine kleine, flache Bimmel oben auf dem vergitterten Schalter war alles, was mich erwartete. Ich gab ihr ein, zwei, drei Klapse, öffnete gerade meinen Mund, um lautstark publik werden zu lassen, in was für einer gottverdammten Eile ich war, dies hier hinter mich zu bringen, da erstarrte mir die Muskulatur mitten in der Bewegung. Will sagen, Klapshand auf halber Höhe, Unterkiefer auf halber Tiefe.
    Sie hatte sich nur gebückt gehabt, um ein paar lose Aktenblätter aufzulesen, deshalb hatte ich sie nicht gesehen. Was ich nun nachholte, in aller Ausführlichkeit. Und scheiß auf die Eile. Meine Füße mochten rennen wollen, doch meine Augen wollten, wie man so sagt, verweilen.
    Sie sah mich an, lächelte, ich sah zurück, und alle Uhren dieser Welt versagten den Dienst. Ihr Haar glänzte im Ton weichen Honigs, ihre Haut besaß die milchige Blässe und cremige Textur feinsten Vanilleeises, ihre Augen leuchteten in dem dunklen, geheimnisvollen Blau der Früchte des Ucaranda-Strauchs, und ihre Lippen schimmerten zartrosa wie frisch gepflückte Himbeeren, feucht vom Tau in den ersten Strahlen der Morgensonne ...
    Kurz, sie sah aus wie eine Süßspeise. Etwas, in das man seine Zunge stecken möchte ...
    Ich trat nah an den Schalter und presste mein Becken dagegen in vergeblicher Hoffnung, das Blut wieder hoch in meine Denkregion zu zwingen. Gepackt von leichtem Schwindel schloss ich für einen Moment die Augen ...
    »So, sind wir wach?«, fragte die Schwester und beugte sich über mich, um mir das Kissen zu richten. Es war die Tagschwester, die Blonde, die mit den hübschen Grübchen, wenn sie lächelte. Wenn sie mal lächelte. Sie trug eine steif gebügelte Tracht mit einer rosa Nelke im Knopfloch. Netter Touch das, doch ich persönlich hätte es vorgezogen, wenn sie etwas weniger ... zugeknöpft dahergekommen wäre.
    Der Nachbar hinter der Stellwand schnarchte röchelnd. Wir waren also praktisch allein ...
    »Schwester«, schnurrte ich, in dieser bestimmten Tonlage, »ich würd ja gern mal an Ihrer Blume schnupp ...«
    »Sie könnten nun ein Bad nehmen«, unterbrach sie mich. »Sie hätten's bitter nötig.«
    Mein Unterkiefer schloss mit einem scharfen klack. Was hatte sie da gesagt?
    »Würden Sie das bitte wiederholen?«, bat ich.
    »Sie könnten den Hut abnehmen«, wiederholte sie, und zupp stand ich barhäuptig da. »Das

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