Wanted
die nahe legten, dass dieser Vorgang äußerst schmerzhaft war. Kasper reagierte nicht, sondern blickte versonnen aus dem Fenster, prüfte die Beweglichkeit meines Schultergelenks zu ähnlichen Lautäußerungen von meiner Seite.
»Sind Sie das nicht, der den inoffiziellen innerstädtischen Bolteroper Geschwindigkeitsrekord hält?«, fragte er träumerisch und begann meine Muskulatur zu kneten.
Man stelle einen Fuß in viel zu heißes Badewasser und lausche sich selbst, und man hat einen Eindruck davon, wie ich, akustisch, auf dieses Kneten reagierte.
»Hundertdreiundfünfzig Sachen«, meinte Kasper verträumt. »Vor der Polizeiwache, und noch über 'ne rote Ampel dabei, oder?« Jetzt sah er auf mich herunter, und der Ausdruck seiner Augen war so hart wie der Griff seiner Finger, die weiterhin kneteten und kneteten. Als ob sie etwas suchten. Einen Punkt, einen ganz bestimmten Punkt .
Ich begann mich vorsichtig zu fragen, wie er an diese ganzen Fakten gekommen sein mochte. Mit meiner Einlieferung hier hatten sie nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Da dämmerte mir etwas. Etwas Entsetzliches.
»Erinnern Sie sich noch an den Volvo, den Sie bei erwähnter Gelegenheit in eine Reihe parkender Wagen gedrängt haben?«, fragte Kasper und jetzt wusste ich, welchen Punkt seine Finger suchten. Es war der Punkt, an dem es ganz besonders wehtut.
Der Einwand, dass der Volvo-Fahrer ja betrunken gewesen war, bot sich hier an und wurde, geradezu hastig, wieder verworfen.
»Der Volvo-Fahrer«, meinte Kasper in verträumtem Tonfall, doch mit starrem Blick, und seine Finger suchten und suchten, »der Volvo-Fahrer, das war nämlich .. .«
Und sie fanden.
»... ich.«
»Da bist du ja endlich! Wir warten schon eine Ewigkeit auf dich!«
Ich stieg vom Schecken und direkt hinunter in Mama Escuzitos Arme. Die Wucht ihres Parfüms ließ meinen Hut davonsegeln wie einen Kinderdrachen.
»Sieh nur!«, forderte sie. Und ich sah - kurz - Panchos Destille, hinten auf einem Planwagen, sah - kurz - Knuckle, Shovel, Flat, sah Elektra und Virago, alle bepackt, reisefertig, sah den Doc, Bro Ho, Shits, sah - kurz - Pancho, der Strohballen rings um seine kostbare Apparatur packte. Alle wirkten aufgekratzt, voller Energie und Erwartung.
»Sie haben Oklahoma zur Besiedlung freigegeben!«, rief Shits mit einem Haufen Holzpflöcke unter einem Arm und einem dicken Hammer auf der Schulter. »Wenn wir uns beeilen, sind wir unter den Ersten. Wir stecken einen Claim ab und gründen eine eigene Stadt!«
Wie schön, dachte ich - kurz. Mit eigener Sargtischlerei, eigenem Friedhof, eigener Arztpraxis, die beide gut im Geschäft halten sollte, eigenem Saloon und .
»Doch sieh nur«, forderte Mama Escuzito und zog mich am Ärmel mit sich mit. »Sieh nur, wer sich uns angeschlossen hat!«
Sie führte mich zu einem Planwagen, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Er war in sanften Farben lackiert, bis hinunter zu den Speichen seiner Räder, die gewölbte Plane schien aus Samt zu bestehen, und da waren Blumen und Girlanden überall, und wohin man auch blickte, all das atmete: reine Weiblichkeit.
»Es ist eine Gruppe französischer Tänzerinnen«, frohlockte Mama Escuzito.
Ich erklomm eine Stufe, tastete nach Halt und bekam einen Fuß zu fassen.
»Okay«, fuhr sie halblaut fort, »die Mädels kommen jetzt nicht direkt alle aus Frankreich, aber der Tanz, den sie aufführen .«
Ich zog an dem Fuß und hielt, wenn man so will, einen Indianer in Händen. Einen eulenäugigen Indianer mit schiefem Grinsen und der Hose auf halbmast. Wir tauschten einen Blick und Toller Hund erinnerte sich dringender Erledigungen anderswo.
Ich schlug die Plane beiseite und war mit einem Satz im Inneren des Wagens.
Es war ein einziger Diwan. Und das Hallo zu meiner Begrüßung, es hätte nicht offener, nicht wärmer, nicht freundlicher, nicht einladender sein können.
Sie waren zu siebt, und sie hatten alles, einfach alles an Farben und an Formen, das man sich nur vorstellen konnte.
Wie von allein sank ich in ihre Mitte, atmete ihren Duft und lauschte einer Musik, wie ich sie noch nie geh .
Okay, machen wir's kurz: Es war eine Musik, wie niemand sie jemals hören sollte. Und sie dauerte auch nur so lange, bis ich mich vom Planwagen geschwungen, Pancho vom Pferd gezerrt, ihm seine Gitarre abgenommen und schwungvoll über den Schädel gezimmert hatte.
Dann war ich zurück, jemand hatte ein Bad für mich vorbereitet, ein Glas schäumenden Weins fand seinen Weg in meine Hand,
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