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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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und drehte ihn ohne jede Schwierigkeit herum. Wortlos winkte er die Fackelträger aus der möglichen Schussbahn und einen kleinen, schwer bewaffneten Sturmtrupp in Position. Er selbst kauerte sich sprungbereit neben die Tür.
    »Ich zähle bis drei .«, rief er verhalten. Doch er kam nie dazu.
    Und selbst wenn, es hätte ihn niemand mehr gehört. Der Knall war so gewaltig, dass noch Minuten später eine Verständigung nur mit Hilfe von Gesten möglich war und entlang der gesamten Hauptstraße nicht eine einzige Fensterscheibe heil blieb. Vom Sparkassengebäude selbst standen anschließend nur noch die Außenwände. Sämtliche Fenster, sämtliche Türen, ja selbst das komplette Dach hatte es in Tausende und Abertausende von Splittern zerrissen.
    Kaum wieder auf den Beinen, ein dröhnendes Klingeln in beiden Ohren, hielt Mandoney die Hand hoch, zählte die Drei mit den Fingern ab, dann stürmten er und der nervenstärkere Rest seines Trupps den Bau, Gewehre geschultert, vorsichtig und zu allem entschlossen. Die Zwischenwände waren wie das Mobiliar, wie Dach und Zwischendecken, komplett weggeblasen. Mondlicht schien in die Ruine, sie hatten ungehinderte Sicht. Von Nebukadnezar, dem sichersten Safe der Welt, stand nur noch die Bodenplatte. Das Geld, rund eine halbe Tonne in säuberlich gebündelten Dollar-Scheinen, war weg, ohne jede Spur. Das heißt, fast ohne. Anfangs. Das Geld blieb spurlos verschwunden, bis, nach endlos scheinenden Minuten der Sprachlosigkeit, das Dröhnen in den Ohren nachließ und damit, ganz allmählich, das Hörvermögen zurückkehrte. Und ähnlich zögernd, ähnlich sacht zu Anfang und dann stärker und stärker werdend, begann es vom Himmel zu rieseln. Flockenfall senkte sich auf den Ort und bedeckte alle waagerechten Flächen und sämtliche Umstehenden mit einem leichten, hellgrünen Flaum aus bis in winzigste Partikel und zu völliger Unkenntlichkeit zerrupftem Papier.
    »»Selbstverständlich brauchen Sie mir keinen Bericht zu erstatten«, sagte Menden. »Schließlich bin ich krankgeschrieben und weder offiziell noch inoffiziell mit dem Fall betraut.« Menden klang so vernünftig und einsichtig wie nur je. Trotzdem schluckte Hufschmidt mehrmals, trat von einem Fuß auf den anderen, sah immer wieder zu mir, zu Menden und wieder zurück. Schließlich gab er sich einen Ruck, verschwand hinter dem Paravent und ich hörte ein Quietschen, als er sich einen Stuhl heranzog. Dann begann er, in einem gedeckten, fast schon gehauchten Flüstern zu sprechen. Was immer er da berichtete, es war definitiv nicht für meine Ohren bestimmt.
    »Was denn«, entfuhr es Menden, »der junge Theissen ist mit dem Motorrad verunglückt?« Ein etwas hektisches, doch nach wie vor extrem leise gehaltenes Flüstern antwortete ihm.
    »Mit seinem Motorrad? Der Aprilia? Die unter mysteriösen Umständen aus dem Polizeigewahrsam -«
    Flüstern, dringlich und energisch, unterbrach den Hauptkommissar.
    »Und bei sich trug er einen exakten Zwilling der Waffe, die Sie in Kryszinskis Wagen gefunden haben? Na, das ist mir ja eine Entwicklung«, dröhnte Menden. »Sieht mir ganz so aus, als ob das unseren Privatschnüffler hier in dem einen oder anderen Punkt entlastet, was?«
    »Ha!«, mischte ich mich ein. »Ich hab ja immer gesagt, ich bin unschuldig wie ein -«
    »Aber keineswegs!« Hufschmidt kam um die Trennwand herumgeschnellt wie eine Muräne aus dem Loch. »Da bleiben immer noch die Sparkasse und die Kläranlage und -«
    »Irgendwelche Beweise?«, unterbrach ich ihn knapp. Ich ritt auf einer plötzlichen Woge von Hochgefühl. Eine Nacht noch und mit ein ganz klein bisschen Glück war ich frei ...
    »Da bleiben immer noch die fehlenden Alibis!«, ereiferte sich Hufschmidt.
    »Frag mich doch einfach«, ermutigte ich ihn.
    »Ich höre das so gerne.«
    Hufschmidt blickte verwirrt und misstrauisch.
    »Wo willst du die denn so plötzlich herzaubern?«, knurrte er.
    »Nu, fragen Sie ihn schon«, forderte Menden.
    Hufschmidt leckte sich nervös die Lippen, zog sein Notizbuch hervor, klappte es auf. Blätterte. Las.
    »Also gut«, begann er scharf, und ich stählte mich innerlich für die Frage, die eine Frage, ohne die kein Fernsehkrimi denkbar wäre. »Wo genau«, stieß Kommissar Hufschmidt hervor und verengte die Augen zu Schlitzen, aus denen heraus er mich bohrend, starr, hart und kalt anstarrte, »wo genau haben Sie sich in der Nacht vom achtundzwanzigsten auf den neunundzwanzigsten August zweitausendunddrei in der Zeit von

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