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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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einundzwanzig Uhr abends bis circa drei Uhr am nächsten Morgen aufgehalten?«
    Er klappte sein Notizbuch entschieden zu und behielt den bohrenden Blick bei, während ich mich, erschöpft vom Druck des Verhörs, rücklings ins Kissen sinken ließ. Müde drehte ich den Kopf, bis ich Hufschmidt direkt ins Gesicht sah.
    Zittrig tastete ich in seine Richtung.
    »Mutter?«, fragte ich dann schwächlich.
    »Da haben Sie's«, kommentierte Menden. »Da haben Sie Ihr Alibi, Hufschmidt.«
    Was für eine Wendung, dachte ich und setzte die Klinge an, das Schicksal doch mitunter nimmt.
    Mit zusammengebissenen Zähnen trieb ich die Schneide zentimetertief hinein und ließ sie der dünnen, blauen Linie folgen.
    Das ist also das Ende, dachte ich, das Ende aller Mühen.
    Letzte Chancen, ohne Zaudern und mit aller nötigen Entschlossenheit ergriffen, verpufften einem buchstäblich über dem Kopf zu Konfetti, und eh man sich versah, fand man sich am Abgrund wieder, mit den Zehen schon unbehaglich weit über den Rand hinausragend.
    Was schief gehen konnte, war schief gegangen, und obwohl alles Jammern nichts nützt, bereute ich doch so manche Entscheidung.
    Hätt ich mal Ja gesagt, dachte ich bitter. Dann wäre ich womöglich jetzt schon Alban Adangos Schwager, könnte mit ihm zusammen reiten, ein Leben als naturalisierter mexikanischer Bandido führen und Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht seine scharfe Schwester besteigen. Aah, hätt ich mal! Obendrein hätte ich dann eine Gattin an der Seite gehabt, die mir bei der Dosierung des Sprengmittels möglicherweise leicht in den Arm gefallen wäre . Plus, fiel mir auf, einen völlig legalen Grund, einen bestimmten Indianerscout voll Blei zu pumpen, bis ihn sechs Mann nicht mehr vom Boden hochgekriegt hätten.
    Doch, zu spät. Ich setzte das Messer erneut an.
    Niemand beachtete mich. Sie ließen mich in Ruhe, allein in meiner Ecke, allesamt viel zu eifrig damit beschäftigt, im blassen, durch die zahllosen Löcher im Dach scheinenden Licht des Mondes Pancho zu assistieren, der mit einem Brecheisen über der Schulter den Boden absuchte.
    Ohne Geld, ohne Ziel war es allen nur natürlich erschienen, der Kanalisation ein weiteres Stück zu folgen und schließlich die Sprossenleiter zum Boothill Saloon zu erklimmen.
    Das Schlimmste daran, dachte ich und zog die Klinge erneut durch einen Schnitt von nahezu chirurgischer Präzision, ist die Ungerechtigkeit des Ganzen. Abtreten zu müssen und dabei das hämische Gelächter von Thysson und Co. in den Ohren klingeln zu haben, das war so erbärmlich. Doch der Kampf war verloren. Ein für alle Mal. Endgültig. Goliath hatte mal wieder gewonnen.
    Verhaltener, heimlicher Jubel brandete auf, als Pancho unter dem protestierenden Quietschen der Nägel ein Fußbodenbrett hochhebelte und damit eine ganze Reihe unetikettierter Flaschen mit ach so klarem Inhalt freilegte.
    Gedankenverloren klappte ich das Messer zusammen, pustete letzte Späne weg und betrachtete mein Werk.
    LIEBER ZU VIEL ALS ZU WENIG stand, sauber und ordentlich, in den Querbalken eines schlichten, ungehobelten Holzkreuzes geschnitzt. Motto eines Lebens, das, wie man mir schon in der Grundschule prophezeit hatte, destiniert schien, vor seiner Zeit zu enden.
    »Und ihr kommt mir nicht eher wieder hoch, als dass ihr mir sagen könnt, wohin sie sich verzogen haben!«, bellte Mandoney in den Schacht.
    »Denkt an die Belohnung!« Zustimmendes Gebrumm antwortete ihm und schwankender Laternenschein entfernte sich die Kanalisation hinunter. Der Deputy richtete sich auf, und wer immer in seiner Nähe war, machte einen Schritt zurück. Mandoneys Miene spiegelte eine Laune, für die es nur ein Wort gibt: Mordlust.
    Die Schwarzfüße waren kampflos abgezogen, die Mexe nie gekommen. Dafür hatte man ihm direkt vor der Nase, mitten im abgeriegelten Ort, die Bank hochgejagt. Als Resultat stand er nun da wie ein Idiot.
    Die Ungerechtigkeit des Ganzen ließ Mandoney mit den Zähnen knirschen. Die Schmach und die Ungerechtigkeit. Bald schon, allzu bald schon würde sich die Frage der Verantwortlichkeit stellen, und wem würde dieses Desaster angeheftet werden? Dem Bürgermeister oder dem Sheriff, die es auf dem Höhepunkt der Krise vorgezogen hatten, durch Abwesenheit zu glänzen? Wohl kaum.
    Und wem, wenn er nur eine Sekunde darüber nachdachte und das vorläufige Ausbleiben handfester Beweise einmal still ignorierte, wem hatte er diese Schande ursächlich zu verdanken?
    Mandoney packte sein

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