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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Frauen, denen schon das Wasser aus dem Mund lief, wenn sie dem Milchmann die Tür aufmachten. Sie würden ihn bei seinen samtenen Rockschößen ins Haus zerren. Maggie hatte einen echten Coup gelandet.
    »Schön für dich, Maggie«, sagte ich bewundernd.
    »Nicht wahr?«, pflichtete sie mir kokett bei und rückte wieder ihren Bademantel zurecht. Dann blinzelte sie erstaunt. »Und ich dachte, ich wäre jetzt in dem Alter, wo es schon ein Volltreffer ist, wenn man seine Autoschlüssel wiederfindet.«
    Ich kicherte.
    »Und das ist nicht alles«, fuhr sie stirnrunzelnd fort. »Er will wirklich mit mir zusammen sein, weißt du? Ich meine, nicht nur im Bett.« Sie blickte mich fragend an. »Ist das normal?«
    »Na ja, wenn jemand dich wirklich mag, natürlich.«
    »Siehst du? Ich vergesse das immer. Es ist schon so lange her. Ich weiß gar nicht, was ich all die Jahre gemacht habe«, fragte sie sich mit verträumter Miene. »Wenn ich sage, dass ich schnell um die Ecke gehe, um Milch zu holen, springt er auf und sagt, ich begleite dich. Oder, wenn ich mal schnell für ein Stündchen in den Laden gehe,
kommt er mit. Der Laden gefällt ihm übrigens richtig gut. Bei Henry konnte ich immer nur darüber nachdenken, wie lange er wohl hinterher noch bei mir in der Wohnung bleiben würde, was nie besonders lang war.«
    »Aber das ist ja wunderbar, Maggs«, sagte ich erfreut.
    »Nicht wahr?« Sie errötete. »Er ist praktisch schon bei mir eingezogen.«
    »Wirklich?«, staunte ich. »Schon?«
    »Ja!« Sie blickte sich um, falls wir belauscht wurden, dann senkte sie die Stimme. »Er hat so eine unglaublich coole Bude in den Docklands, aber anscheinend will er lieber hier in meinem schäbigen kleinen Haus sein.«
    »Tee ist fertig!«, dröhnte eine Stimme – ja, sie dröhnte wirklich – aus der Küche.
    »Und er hat so viele tolle Ideen für unser Geschäft«, vertraute sie mir atemlos an. »Er meint sogar, wir sollten uns zusammentun, nur er und ich. Nicht, dass ich das jemals tun würde«, fügte sie hastig hinzu. »Außerdem ist es bestimmt nur — du weißt schon — Bettgeflüster. Aber, was ich mache, scheint ihm wirklich zu gefallen. Er bewundert mich, und ich war mir nie so sicher, ob das bei Henry der Fall war. Der dachte nur, ich hätte einen netten kleinen Job, um mir tagsüber die Zeit zu vertreiben, damit ich nicht auf dumme Gedanken kam. Aber Ralph versteht mich wirklich, weißt du?« Ihr Blick suchte meinen.
    »Ja. Ich glaube, ich weiß, was du meinst.«
    »Er meint, ich wäre eine starke Frau, und bei ihm klingt es nicht so, als wäre das etwas Schlechtes.« Sie hielt inne und dachte einen Augenblick nach. »Und, Hattie, weißt du was? Wir haben so viel Spaß zusammen!« Ihre Augen wurden vor Begeisterung riesengroß. »Wir lachen uns richtig kaputt. Über all unsere komischen Kunden, all diese klapperdürren Frauen. Du solltest ihn hören, wenn er
Mrs Barty-Clifford und all die anderen aufs Korn nimmt – ›Mein Ehemann und ich gedenken das Wochenende in Gloucestershire zu verbringen!‹ Echt, es ist, als würde ich mit dir reden. Als würde ich mit einem guten Freund herumblödeln — so etwas konnte ich mit Henry nie. So frei und unbeschwert. Weißt du, was ich meine? Ich hatte immer das Gefühl, dass ich in eine Rolle geschlüpft bin, um ihm zu gefallen, um seiner Vorstellung von mir zu entsprechen. Kannst du das nachvollziehen?«
    »Ja. Ja, das kann ich.« Ich schaute sie an und wollte nicht, dass sie weitersprach. Wollte nicht, dass sie noch andere wunde Punkte berührte. Ich erkannte sie kaum wieder. Das Strahlen in ihren Augen. Ihr Glück. Ich spürte einen Kloß im Hals.
    »Wie lange geht das schon so?«
    »Nun ja, schon ein Weilchen«, gab sie zu.
    Ein Weilchen. Plötzlich ging mir ein Licht auf. Ich blinzelte. »Oh mein Gott. War das etwa Ralph, den ich damals in der Nacht in der Abbey gesehen habe, wie er aus deinem Zimmer kam? Nach der Dinner-Party? Als er wie ein Schuljunge über den Flur geschlichen ist?«
    »Kann schon sein.«
    »Kann schon sein – das war er! Und du warst bei ihm bei der Jagd am nächsten Tag!« Sie hatte oben auf der Hügelkuppe auf ihrem Jagdhocker hinter ihm gesessen. Ich versuchte, mich zu erinnern. Wie überrascht ich gewesen war, als er am Morgen ziemlich spät im Macho-Jagdgewand aufgetaucht war, und wie überraschend gut es zu ihm passte. Wie aufgedreht Maggie an diesem Tag gewesen war. Und ich dachte, das hätte den Treibern gegolten, dabei hatte sie eine

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