War da noch was - Roman
Kontrast zu den gefärbten Haaren erschienen. Unsere altersfleckigen Hände umklammerten Caffe Lattes mit fettarmer Milch von Starbucks. Ich schauderte. Nein. Gott sei Dank würde es jetzt weitergehen, dachte ich im Stillen.
Auch Maggies Haus lag ganz im Dunkeln, was mich verzagen ließ, als ich aus dem Taxi stieg. Ich hatte den Fahrer bereits bezahlt, und er rollte schon davon. Aber ich konnte von hier aus auch ganz leicht zu mir nach Hause laufen, überlegte ich, es war nur wenige Straßenecken entfernt. Ich schob ihr Gartentörchen auf und ging den Ziegelpfad entlang. Sie hatte dieselben Pflanzen im Garten wie ich, worüber ich immer lächeln musste: ein Gewirr von unbeschnittenem »Jelängerjelieber« und Rosen bestimmten das Bild. Aber … ich wollte nicht wirklich zu mir nach Hause gehen, wie mir klar wurde. Seit Tagen war ich nicht mehr da gewesen, und ich hatte Angst, dort mit meinen Gedanken allein zu sein. Was mochte ich denken, während ich in meinem leeren Haus umherging? Nein, ich würde Maggie finden, wo immer sie steckte. Ich
würde sie anrufen. Bestimmt war sie irgendwo in einer Bar mit einer Freundin oder zwei, vielleicht mit Sally und Alex. Ich würde mich zu ihnen gesellen.
Ich klingelte, und obwohl ich wusste, dass sie nicht zu Hause war, drückte ich lange und fest auf die Klingel, mit geschlossenen Augen lehnte ich mich fast dagegen und ließ einen Teil meiner aufgestauten Emotionen entweichen. Keine Antwort. Und die Vorhänge waren zugezogen, oben und unten, als wenn sie verreist wäre. Mist. Ich machte kehrt und überlegte, was mein Plan B war. Natürlich würde ich sie erst einmal anrufen, aber wenn sie gar nicht in London war … vielleicht würde ich dann Sally anrufen. Ich fischte gerade mein Handy aus der Tasche, als ich eine tiefe Stimme durch das Erkerfenster vernahm.
Ich runzelte die Stirn. Machte kehrt. Eilte zu dem Fenster und presste mein Gesicht gegen die Scheibe. Ich konnte durch den Vorhangspalt nichts erkennen. Aber ich konnte ganz sicher Bewegungen hören.
»Maggie!« Ich trommelte gegen die Scheibe, während mir zugleich der Gedanke kam, dass es auch Einbrecher sein könnten. Würde es mir gelingen, die Diebe zu verscheuchen? Oder würde die Tür im nächsten Augenblick aufgehen und ein paar riesige Jugendliche würden herausgestürmt kommen mit Messern in der Hand, um jeden, der ihnen im Weg stand, abzustechen? Und wirklich, die Tür flog auf, und ich zog mich instinktiv zurück. Aber da stand nur Maggie in ihrem weißen Frotteebademantel und mit gerötetem Gesicht.
»Oh«, staunte ich. »Sorry – warst du gerade im Bad?«
»Ja, verdammt noch mal, das war ich! Aber jetzt bin ich draußen. Dieses entsetzliche Dauerklingeln war ja nicht auszuhalten. Ich dachte schon, die Straße würde brennen. Alles okay mit dir?«
»Ja, warum?«
»Du siehst furchtbar blass aus.« Sie musterte mich.
»Wirklich?« Ich fühlte meine Wangen. »Wahrscheinlich nur ein bisschen müde. Kann ich reinkommen, Maggs?«
Man konnte nicht sagen, dass sie die Tür aufgehalten hätte, und sie hatte mich auch nicht hineingebeten.
»Äh ….« Sie biss sich auf die Lippe, schaute die Straße hinauf und hinunter. Sie senkte die Stimme. »Passt gerade nicht so gut.«
»Ach so.«
Plötzlich bemerkte ich, dass sie gar keine nassen Haare hatte. Vielleicht war sie gar nicht in der Badewanne gewesen. »Oh!« Jetzt dämmerte es. »Du hast Besuch«, flüsterte ich.
»Vielleicht.« Sie kratzte sich im Nacken und setzte ein schuldbewusstes Grinsen auf.
»Oh, Maggie, du alte Tante. Das ging aber schnell. Warte nur, bis Henry das hört, was?« Ich versuchte, an ihr vorbeizulinsen.
»Ja, genau.«
Jetzt verrenkte ich mir den Hals, um irgendwie um die Tür herumzusehen. »Ist es jemand, den ich kenne?«
»Nee, nee«, log sie, denn ich kannte meine beste Freundin wirklich gut und konnte den Schwindel zehn Meter gegen den Wind riechen. Ich bog meinen Kopf wieder gerade und starrte sie erstaunt an.
Sie machte ein schuldbewusstes Gesicht und zuckte die Schultern. »Was sein muss, muss sein«, murmelte sie.
Was sein muss, muss sein. Mein Hirn drehte sich wie wild im Kreis. »Aber nicht Carlos?«, flüsterte ich schließlich. Carlos gehörte eine Sandwich Bar an der Munster Road, und er flirtete schon seit fünf Jahren wie wild mit Maggie. Er war bestimmt schon fünfzig, klein, rund, behaart,
dunkel, und sehr, sehr hartnäckig. Erst kürzlich hatte er Maggie, sotto voce versprochen, während er ihr ein
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