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Waren Sie auch bei der Krönung?

Waren Sie auch bei der Krönung?

Titel: Waren Sie auch bei der Krönung? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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dann die Lampen ausgehen, und der Major mußte uns siebenundvierzig Pfund geben, vor allem weil Swing einmal so getan hatte, als erwache sie aus tiefem Schlaf, und nichts als «passe» sagte; darauf verdoppelte sie das Gebot «zwei ohne» der Putringtons, erwischte sie bei einer schwachen Flöte, witterte meine starken Karten und schlug das Ehepaar mit 1400. Als Mrs. Grammorton am nächsten Tag herausbekam, was geschehen war, wurde sie riesig ärgerlich, und der Major und seine Frau mußten abreisen.
    Mrs. Grammorton war erst strikt dagegen, daß wir allein zur Krönung fahren wollten. Wissen Sie, da sie Engländerin ist, begreift sie nicht, daß Amerikanerinnen, ganz besonders Debütantinnen, anders sind und überall allein hingehen können; deshalb erzählten wir ihr, wir hätten Verwandte in London, was sogar stimmte, nur daß wir sie nicht aufsuchen wollten, denn was hatte man schon für Spaß an einer Krönung, wie Swing sagte, wenn man mit Verwandten hinging? Mrs. Grammorton gab also schließlich nach und sagte, wir dürften fahren. Wir riefen den Vertreter der Harriman-Pierce-Läden an, und er besorgte uns ein wundervolles Zimmer in einem reizenden alten Haus am Hanover-Platz. Wir fuhren dritter Klasse nach London und nahmen belegte Brote mit, um zu sparen, da wir uns vorgenommen hatten, daß wir alles Geld von Major Putrington, das wir nicht für die Krönung brauchten, zum Einkäufen benutzen wollten.
    Natürlich wird niemand ohne Einladung in die Abbey hineingelassen, und wir konnten höchstens hoffen, in letzter Minute irgendwo einen billigen Platz an einem Fenster zu kaufen und den Umzug zu sehen, aber Swing erklärte, daß man von manchen dieser Tribünenplätze, die in die Fenster eingebaut seien, höchstens die Federbüsche auf den Hüten sehen könnte, falls sie hoch genug waren, und sie meinte, wir sollten lieber warten und das Geld sparen und in den Zirkus gehen, wenn wir wieder zu Haus in Amerika wären.
    Wir versuchten es überall, aber die guten Plätze kosteten alle sechzig Dollar das Stück und die billigen immer noch fünfundzwanzig; und als wir an die Schneiderkostüme dachten, die wir dafür auf der New-Bond-Street kriegen konnten, wußten wir einfach nicht, wozu wir uns entschließen sollten. Aber als uns dann der nette junge Engländer, den wir beim Lunch bei Quaglino kennenlernten, zwei Plätze in der Abbey für je sechs Pfund anbot, fanden wir, das ließe sich schon eher hören. Wir haben ihn natürlich nicht richtig kennengelernt. Ich meine nur, daß er am Nebentisch saß und uns nach einer Weile ansprach. Selbstverständlich reden wir sonst nicht mit fremden Männern, wenn es nicht gerade offensichtlich Jungen vom College und sie nicht zu betrunken sind, aber mit Engländern ist das anders, die sind alle völlig harmlos.
    Als dieser Mann am Nebentisch also lächelte und sagte: «Ich nehme an, die jungen amerikanischen Damen sind zur Krönung herübergekommen», fanden wir das ganz in Ordnung, und ich sagte ihm, wer wir waren. Und als er fragte, wo wir unsere Plätze hätten, erklärte ich ihm eben, wie die Dinge lagen. Er war wirklich sehr nett, mit sandfarbenem Haar, blaßblauen Augen und nicht viel Kinn; aber schließlich werden alle Engländer mit Kinn ins Heer oder in die Marine gesteckt. Er sagte also: «Wie würde es Ihnen denn gefallen, in der Westminster Abbey zu sitzen?» Und ich erwiderte: «Das wäre sehr gut. Läßt sich das machen?»
    Er erklärte, er habe zwei Billetts, könne jedoch nicht gehen; da wir aber keine hätten, wolle er sie uns für einen kleinen Betrag verkaufen. Er sagte, am liebsten würde er sie uns schenken, aber sie gehörten einem, der sie los werden wolle. Natürlich verlangten wir, die Karten zu sehen, und er erklärte, er könne sie uns dort nicht zeigen, weil es in England ein Verbrechen sei, Billets für die Abbey zu verkaufen, und es säßen so viele Leute da; aber wenn wir ein kleines Stück mit ihm gehen wollten, würde er sie uns zeigen. Swing trat mich unter dem Tisch und sagte: «Das klingt wie Betrug», aber ich trat sie wieder und sagte: «Halt den Mund, er hat unser Geld ja noch nicht.»
    Wir verließen also mit ihm das Lokal und gingen die Bury-Street nach St. James hinunter, und nach einer Weile zeigte er uns die Karten, und selbst Swing mußte zugeben, daß sie sich getäuscht hatte, weil es wirklich zwei Billetts für die Westminster Abbey waren, mit der Krone darauf und allem, was dazu gehört, und dem Namen des Königs — George —

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