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Waren Sie auch bei der Krönung?

Waren Sie auch bei der Krönung?

Titel: Waren Sie auch bei der Krönung? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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überlegen, ob man Rindfleisch-und-Nieren-Pastete oder Schweinebraten mit Apfelkompott wählen sollte. Aber wie konnte man nur eine Wahl zwischen diesen Gerichten treffen? Käse mit Keksen oder eine Süßspeise! Eis oder Apfelkuchen!
    Und jedesmal wurde der benutzte Teller blitzschnell entfernt und durch einen sauberen ersetzt. Saubere Messer und Gabeln. Kellner, die ihn nicht als ein Kind behandelten, sondern als einen Mann! Welch ein Abenteuer!
    Obwohl er sehen konnte, wie die Kellner einen Tisch nach dem andern bedienten und die Tabletts mit den Speisen immer näher kamen, war er, als er sich für den Hauptgang entscheiden sollte, noch immer unschlüssig und unvorbereitet. Als der Kellner, der die Rindfleisch-und-Nieren-Pastete in der dunklen, mürben Teighülle servierte, an seinen Tisch kam, fühlte er, daß er nicht würde widerstehen können. Aber auf der andern Seite des Ganges wurden Scheiben weißen Schweinebratens mit brauner, knuspriger Schwarte serviert! Der Kellner stand vor ihm, Löffel und Gabel parat, aber Johnny konnte keine Worte finden und sah ihn hilflos an.
    Der Kellner war selbst Familienvater und hatte für sein Problem Verständnis. «Du kannst dich nicht entscheiden, was?» fragte er. Johnny nickte bloß. «So nimm doch von jedem etwas!» Ehe Johnny noch antworten konnte, legte er ihm eine tüchtige Portion Rindfleisch, Teigkruste und Nieren auf den Teller, richtete sich auf, um seinem Kollegen etwas zuzuflüstern — und im nächsten Augenblick wurde ihm auch eine Scheibe knusprigen Schweinebratens und Apfelkompott serviert.
    Hinter dem Rücken des Kellners konnte die Familie dieses wundersame Geschehen nicht beobachten. Es gab keine Großmutter, die «Nein!» sagen, keine Mutter, die ein mächtiges Getue machen konnte, keine Schwester, die man ruhig halten mußte. Und um die Ordnung der Dinge zu besiegeln, sagte der alte Herr gegenüber zu dem Kellner: «Hm, das sieht gut aus. Könnte ich dasselbe bekommen?»
    Nach dem Hauptgang folgte eine Ruhepause, in der sich das verzehrte Mahl, von der schwankenden Bewegung des Zugs sanft hin und her geschüttelt, so richtig setzen konnte. Durch die von Kohlenstaub und Regen beschmutzten Fenster sah man, daß es dämmerte. In den Häusern flammten Lichter auf, Neonröhren leuchteten in den Städten, die sie durchbrausten, und die Scheinwerfer der Wagen auf den oft parallel mit der Bahnstrecke laufenden Straßen waren wie Bündel von Licht.
    Seltsamerweise hatte sich Johnny trotz seiner neu errungenen, aber gewiß nur kurzlebigen Freiheit noch nicht in jenen glorreichen Träumen verloren, die das Abenteuer versprochen hatte. Vor allem hatte er noch keine Zeit gefunden. So viel war so schnell geschehen! Genau wie viele der anderen Gäste war auch er von dem Rhythmus des Balletts der Kellner gefesselt und beobachtete fasziniert, mit welcher Geschicklichkeit sie es beim Hin- und Hergleiten vermieden, jemanden zu berühren, und wie sie, wenn sie aneinander vorbeikamen, ein Zusammenstoßen, Aufeinanderprallen und damit eine Katastrophe verhüteten, das eine Tablett hoch oben, das andere unten, begleitet von der Musik der Räder auf den Geleisen und dem Kreischen und Heulen der Lokomotive.
    Außerdem beschäftigte, um aufrichtig zu sein, noch etwas anderes Johnnys Gedanken. Es war das kostbare Abzeichen, das er in seiner Hosentasche fühlte. Er empfand einen unwiderstehlichen Drang, es wieder zu betrachten. Da er von seiner Familie getrennt saß, wollte er die günstige Gelegenheit wahrnehmen. Überdies wollte er damit dem alten Herrn mit den buschigen Augenbrauen imponieren.
    So holte er es langsam aus der Tasche hervor und hielt es einen Augenblick lang auf dem Schoß. Wärme und Ausdünstung hatten seinen Glanz etwas getrübt, und er nahm seine Serviette und polierte es kräftig, bis es im Lampenlicht des Speisewagens wieder seinen alten Schimmer hatte. Dann legte er es neben seinen Teller auf das Tischtuch und betrachtete es, völlig hingerissen von seiner Schönheit und Bedeutung. Das Regimentsabzeichen, Sinnbild des Ranges, des Mutes und der Tapferkeit, verloren von der Kappe eines stolzen Offiziers, ihm eingehändigt von einem Halbgott auf einem Schimmel — einem Halbgott, dessen Augen einen Moment lang in tiefem Verständnis den seinen begegnet waren: dieses Abzeichen war sein eigen.
    Der Alte mit den buschigen Augenbrauen starrte gleichfalls auf das glänzende Stück Metall, und durch den rosafarbenen Kahlkopf jagten tausend Erinnerungen. «Woher

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