Warnschuss: Thriller (German Edition)
stimmt.«
Nach kurzer Stille sagte er: »Ich wollte dir nichts unterstellen, Elise.«
»Entschuldige. Ich wollte nicht so barsch klingen.«
»Wozu du allen Grund hättest.« Er hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. Als sie sich voneinander lösten, fragte sie, ob er etwas trinken wolle. »Gern, danke.«
Sie trat an die kleine Bar, griff nach einer schweren Kristallkaraffe voller Scotch, und neigte den Flaschenhals über ein Highballglas.
»Kennst du Robert Savich?«
Elise hätte um ein Haar die Karaffe fallen lassen. »Verzeihung, wie bitte?«
»Savich. Hast du jemals von ihm gehört?«
Sie widmete sich wieder der Aufgabe, den Scotch einzuschenken. »Hmm, der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Das sollte er auch. Er taucht ab und zu in den Nachrichten auf. Ein Drogenbaron. Unter anderem.«
Mit bemüht gelangweilter Miene ließ sie zwei Eiswürfel in den Drink plumpsen, trug das Glas dann zum Sofa zurück und reichte es ihrem Mann. »Ich hoffe, er ist so, wie du ihn magst.«
Er nahm einen Schluck, befand ihn als perfekt, behielt sie aber über den Glasrand hinweg im Auge. »Du hast es Savich zu verdanken, dass Hatcher dir so zusetzt.«
Sie griff nach einem Zierkissen und drückte es gegen ihren Leib. »Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
»Weißt du noch, dass ich dir erzählt hatte, ich hätte Hatcher
wegen Missachtung des Gerichts verurteilt und unter Arrest gestellt?«
»Du hast gesagt, er hätte sich aufgeregt, weil du ein Verfahren eingestellt hast.«
»Das von Savich.«
»Ach.«
»Detective Hatcher ist immer noch nicht gut auf mich zu sprechen«, sagte Cato. »Und er lässt das an dir aus.«
Sie wob ihre Finger durch die Kissenfransen. »Er macht nur seinen Job.«
»Ich gestehe ihm ja zu, dass er bei jeder Ermittlung unangenehme Fragen stellen muss, aber er wollte dich vom ersten Moment an in die Enge treiben. Genau wie seine Partnerin.«
»Detective Bowen kann mich nicht ausstehen.«
»Eifersucht.« Er machte eine wegwerfende Geste. »Sie ist erbsengrün vor Eifersucht, und zwar mit gutem Grund. Aber sie zählt nicht.«
»Ich habe da einen anderen Eindruck.« Wieder musste Elise daran denken, wie misstrauisch die Frau sie gestern Abend und heute angesehen hatte.
»Bowen hat sich eine Belobigung verdient, wie du weißt. Aber Hatcher ist der Maßstab, an dem sie sich misst.« Er lachte leise und ließ die Eiswürfel in seinem Glas klirren. »Er ist ein anspruchsvoller Maßstab.«
»Wie meinst du das?«
»Er ist klug, und er ist ehrlich. Bowen sieht zu ihm auf. Seine Verbündeten sind auch ihre. Für seine Feinde gilt das doppelt.«
»Ich glaube nicht, dass er dich als Feind betrachtet, Cato.«
»Vielleicht ist das Wort ein bisschen zu stark, aber er ist seit Langem nicht gut auf mich zu sprechen, das lässt er jetzt an dir aus.«
»Es dreht sich also nicht allein um dieses eingestellte Verfahren?«
»Ich habe da etwas rumoren gehört. Er glaubt, ich greife nicht hart genug durch.« Er zuckte mit den Achseln, als würde ihn die Kritik nicht berühren. »Eine gängige Klage unter hartgesottenen Polizisten.«
»Er ist nicht gerade Dirty Harry.«
Er lächelte über ihren Vergleich. »Nein, so hartgesotten ist er nicht. Im Grunde ist der Mann ein Widerspruch in sich. Einmal hatte er Tränen in den Augen, als er im Prozess gegen einen mutmaßlichen Kindermörder aussagte und den Tatort mit dem Leichnam des kleinen Kindes beschrieb. Wer ihn an dem Tag im Zeugenstand gesehen hat, hätte ihn für einen Softie halten können.
Aber mir ist zu Ohren gekommen, dass er ganz anders sein kann, wenn er einen Verdächtigen verhört, vor allem, wenn er weiß, dass der Verdächtige lügt oder ihn an der Nase herumzuführen versucht. Man sagt, dass er dann bisweilen die Beherrschung verliert und sogar Gewalt anwendet.« Er strich ihr übers Haar. »Heute hast du einen Blick auf diese dunkle Seite erhascht, nicht wahr?«
»Ich habe mich keine Sekunde bedroht gefühlt«, antwortete sie nur halb scherzhaft.
Cato reagierte genauso. »Das würde er nicht wagen. Aber dass er immer wieder nachgefragt hat, wer zuerst geschossen hat, du oder dieser Trotter, grenzte schon an Schikane.« Er nippte nachdenklich an seinem Drink. »Vielleicht wäre ein Anruf bei seinem Vorgesetzten Bill Gerard oder bei Chief Taylor angebracht.«
»Nein.«
Ihre scharfe Reaktion überraschte ihn. »Warum nicht?«
»Weil…« Sie sann hektisch auf eine Erklärung. »Weil ich nicht möchte, dass der Vorfall aufgebauscht
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