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WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)

WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)

Titel: WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Zahnfleisch des dünn besiedelten Unterkiefers. »Ich nehm’s, junger Mann.«
    Riley gab ihr die Münze. »Und erzählen Sie das mit den Schusswaffen ruhig weiter«, sagte er. »Ich vergeude nicht gern Kugeln für Kollegen, aber falls irgendwer versucht, uns den Schädel einzuschlagen, mache ich ’ne Ausnahme. Und meine Gefährtin hier ist eine Hexe, die zaubert Ihnen Feuerameisen ins Hirn, wenn Sie was Krummes versuchen.«
    Die Frau schnippte die Münze mit ihrem verfärbten Finger an und lauschte auf den Klang. »Feuerameisen?«, sagte sie unbeeindruckt. »Die Mistviecher hab ich schon seit Jahren in meinem Kopf.«
    Vorsichtig gingen Riley und Chevie durch den Flur, der aussah, als stammte er aus einem Schiffswrack, das seit Jahren im Salzwasser gelegen hatte. Die Bretter waren krumm und verzogen und bewegten sich wie eine Wippe, wenn man darauftrat. Auf dem Boden kauerten junge Verbrecher, eine Ansammlung von Blütenverteilern, Taschendieben, Einbrechern, Ladendieben und Herumtreibern, wie man sie außerhalb des Gefängnisses von Newgate nur selten zu sehen bekam. Diese Jungen rauchten alles, was sie finden konnten, hauptsächlich Tapetenfetzen, die nach wenigen Zügen erloschen und die Lunge verklebten, was das Weglaufen vor den Blauröcken mühsamer machte, als es für so junge Burschen sein sollte.
    Alle starrten Riley finster an, als er vorbeiging, doch sie wussten nicht, was sie von Chevie halten sollten, mit ihrem glänzenden Haar und den weißen Zähnen.
    »Für die armen Kerle sind Sie so was wie ein Engel«, flüsterte Riley ihr auf der Treppe zu. »Aber die kennen Sie ja auch noch nicht so gut wie ich.«
    Einer von den Jungen auf dem oberen Treppenabsatz räusperte sich und rief: »He, Miss, sind Sie die Injanerprinzessin, die wo den Rammböcken eins ausgewischt hat?«
    Riley trat vor und bemühte sich, energischer und kämpferischer zu wirken, als er sich fühlte. »Jawoll, das ist sie. Sie kann kein Englisch, also übernehm ich das Reden für sie. Sie hat ’ne nervöse Ader, also seid vorsichtig und schleicht euch nicht von hinten an.«
    »Ich heiß Bob Winkle«, sagte der Junge, der so dreckig war, dass man seine Hautfarbe nicht erkennen konnte, und so mager wie ein Zigeunerfrettchen. Er war nicht größer als ein Zehnjähriger, aber seine Stimme und sein Gesicht wirkten älter. »Braucht ihr irgendwas? Schnaps, Brot oder was anderes? Bob besorgt euch alles, was ihr wollt, ganz sauber.«
    Riley vermutete, dass die Ware des jungen Winkle ungefähr so sauber war wie sein Gesicht.
    »Wenn wir was brauchen, klopfen wir auf den Boden. Aber falls einer von euch raufkommt, haltet die Arme still, sonst reißt die Injanerprinzessin euch womöglich die Kehle raus.«
    Die Jungen hielten sich schützend die Hand auf die Kehle und rückten zur Seite, als wäre Chevie von königlichem Geblüt.
    Riley und Chevie stiegen weiter hinauf zu ihrem gemieteten Dachboden, vorbei an lauter herzzerreißenden Gestalten, die sie mit trübem Blick musterten. Junge Mädchen stritten miteinander und rissen sich gegenseitig Büschel verfilzter Haare aus. Alte Männer saßen in den Ecken, sogen an leeren Pfeifen und fluchten vor sich hin. Von überall her erhoben sich Laute der Verzweiflung und hallten das Treppenhaus hinauf wie ein Schrei zum Himmel.
    Drei Etagen weiter kamen sie nach einem besonders maroden Treppenstück vor ihrer Tür an. Riley drehte den Holzknauf und stellte wenig überrascht fest, dass sie nicht abgeschlossen war. Im Innern des Raums lehnte ein schwerer Stein an der Wand, den man vor die Tür legen konnte, wenn man nicht gestört werden wollte; aber was nützte das, wenn die Wände lauter riesige Löcher hatten?
    Chevie lief eilig hinein und hievte den Stein hoch.
    »Los, rein!«, drängte sie Riley. »Und dann Tür zu.«
    Zögernd gehorchte Riley. »Ich hätte nie gedacht, dass diese armen Leute so tief sinken können.«
    Der Stein schabte über den Boden, als Chevie ihn vor die Tür wuchtete. »Ich dachte, du wärst schon mal hier gewesen?«
    »Nein, nie. Ich bin einmal nach St Giles geflohen, und da dachte ich schon, das wäre ein Elendsviertel, aber so was wie das hier habe ich noch nie gesehen. Jetzt verstehe ich, warum Garrick nie wieder hierhin wollte.«
    Chevie riss ein Stück von dem braunen Papier aus der einen Fensterecke, um etwas Luft in den stickigen Raum zu lassen, doch es nützte nicht viel.
    Riley setzte sich erschöpft auf den modrigen Holzboden. »Das hier ist irgendwas zwischen

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