WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)
seine Finger berührten nicht Rileys weichen Hals, wie er erwartet hatte, sondern stießen gegen kaltes Glas. Im gleichen Moment schlug sein Kopf mit einem dumpfen Knall gegen eine Spiegelscheibe, die von einem Netz aus Rissen durchzogen wurde.
»Aber …«, stammelte er verwirrt, während ihm Blut ins Auge rann. »Aber …«
Riley drehte sich um und sah durch die Risse in Garricks Richtung, aber nicht in seine Augen. »Was sagen Sie jetzt, großer Zauberer?«
Garrick betastete die Spiegelscheibe und begriff, dass er mit seinen eigenen Zaubertricks reingelegt worden war. Aber das Pochen in seinem Kopf war zu laut, um klar denken zu können. »Lichtspiele. Eine Reihe von Spiegeln. Ablenkungsmanöver. Aber warum?«
»Um Sie auf das Bett zu kriegen«, sagte eine Stimme hinter ihm.
Benommen drehte Garrick sich um, und da stand, obwohl es eigentlich nicht sein konnte, Chevron Savano, gesund und munter, und schleuderte irgendein glitzerndes Wurfgeschoss auf ihn.
So leicht mache ich es euch nicht , dachte Garrick und fing das Geschoss in der Luft. Auch angeschlagen lasse ich mich nicht von Leuten wie euch fertigmachen .
Der Zauberer war wütend, dass er sich an einem seiner eigenen Spiegel verletzt hatte. Aber was sollte der Trick bewirken, außer das Unvermeidliche hinauszuzögern? Er blutete ein wenig, weiter nichts.
Die Hand, in der er das Wurfgeschoss hielt, begann zu kribbeln und er sah orangerote Funken um seine Finger schwirren wie Bienen um einen Honigtopf. Das Ganze wurde immer verwirrender.
Orangerote Funken? Aber wie kann das sein?
Garrick öffnete die Hand und erblickte einen Timekey. Einen Moment lang hielt er es für eine weitere Illusion, doch dann überzeugte ihn Felix Smarts Erfahrung, dass er echt war.
Das Aufräumkommando, das ich ausgeschaltet habe – natürlich, die hatten Timekeys und Schutzanzüge. Das ist einer von ihren Schlüsseln, genau wie der, den ich auf der Treppe zertreten habe. Den haben sie absichtlich dort fallen lassen. Das Ganze war eine List. Riley wollte, dass ich sehe, wie er in das Haus eindringt. Und Chevron hat einfach kurz vor meiner Ankunft eine schusssichere Weste angezogen .
Der Minibildschirm des Timekeys war in vier Quadranten eingeteilt und die oberen zwei davon blinkten.
Garrick wartete eine Nanosekunde, bis die Information bei ihm ankam.
Oben links aktiviert das Wurmloch. Oben rechts ist der Countdown, der bereits bei null angekommen ist. Die beiden unteren Quadranten aktivieren den Zielaustritt. Sie sind ausgeschaltet .
»Ganz recht«, sagte Chevie. »Sie gehen rein, aber Sie kommen nicht wieder raus.«
Hektisch tastete Garrick nach den Schaltern des Timekeys, doch seine Finger begannen sich bereits aufzulösen. Er war wie ein Geist, der versuchte, die wirkliche Welt zu berühren. Der Timekey entglitt ihm und fiel auf die Daunendecke und in seiner Mitte öffnete sich ein Strudel aus Licht.
»Wie?«, sagte Chevie. »Keine letzten Worte? Wie wäre es mit: Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage.«
Riley trat neben Chevie, und seine Augen waren nass von Tränen. »Sie haben meine Familie umgebracht. Und Sie haben mich aus meiner Wiege gestohlen.« Er schüttelte die Faust, in der er Garricks Bühnenumhang hielt. »Damit ich Ihr Publikum sein konnte.«
Doch Garrick hatte Wichtigeres im Sinn, als auf die Anschuldigungen eines Jungen zu antworten. Er spürte, wie er sich auflöste.
Ich bin nichts , erkannte er. Manchen Menschen wäre dieser Gedanke ein Trost gewesen, aber Albert Garrick versetzte er in nackte Panik.
Ich werde in alle Ewigkeit nichts sein .
Die orangeroten Funken breiteten sich wie magische Heuschrecken über seinen Körper aus und ließen nur eine durchsichtige Hülle zurück, unter der sich gespenstische Innereien wanden. Und Garrick sah alles.
Er öffnete den Mund, bekam aber keinen Ton heraus, sodass Riley die Worte für ihn sprach.
»Zum Staub«, sagte der Junge und spuckte auf den Boden.
Einen Moment lang leuchtete Garrick silberweiß auf, als hätte er sich in Thermitpulver verwandelt, dann wurde er in den Timekey gesogen, der auf der Spitze stand und sich wie ein Kreisel drehte.
Plötzlich schoss ein Blitz aus dem Schlüssel, der die Decke verkohlte, dann verschwand auch der Timekey.
»Okay«, sagte Chevie, packte Riley und schob ihn Richtung Treppe. »Ich weiß, was als Nächstes kommt.«
Ohne eine Öffnung am anderen Ende des Wurmlochs brauchte der Zeittunnel Energie, um die Umwandlung der Materie zu
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