Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)

WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)

Titel: WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
angesagt.
    Chevie beschloss, die zehn Minuten dazu zu nutzen, sich das Video auf Smarts Timekey anzusehen. Vielleicht gab es da ja noch etwas, das sie ihrem Bericht hinzufügen konnte. Und wer weiß, schließlich gab es ja den Hauch einer Chance, dass Riley die Wahrheit sagte. Doch selbst wenn es so war, wie er behauptete, bestand nicht die geringste Gefahr, dass der Buhmann, vor dem er sich so fürchtete, in die Zukunft kam.
    Plötzlich sah sie wieder Rileys Gesicht vor sich: die weit aufgerissenen blauen Augen, die rußverschmierte Stirn.
    Der setzt Himmel und Hölle in Bewegung. Vor allem die Hölle .
    Ein Schauer überlief sie. Vielleicht sagte der Junge nicht die Wahrheit, aber er glaubte felsenfest daran, dass er es tat.

Alt-Tech
    Bedford Square, Bloomsbury, London. 1898
    Albert Garrick summte ein Wiegenlied, gelernt auf dem Schoß einer Irin, die sich damals in jener dunklen Zeit als Amme für das halbe Armenviertel von Old Nichol verdingt hatte. Wenn es eine Gewissheit gab, die Garrick fest verankert in seinem Innern trug, dann die, dass er niemals ins Old Nichol zurückkehren würde, nicht einmal um dem Henker zu entgehen.
    Eher baumle ich am Galgen, als dass ich in diese Jauchegrube zurückgehe, schwor er sich lautlos mit zusammengebissenen Zähnen, wie er es in den meisten Nächten tat.
    Und in diesem Fall war das Wort Jauchegrube nicht nur die Übertreibung eines Geschichtenerzählers. Direkt neben dem Armenviertel lag die städtische Kloake, und die Gegend war zwar vom Großen Brand im siebzehnten Jahrhundert verschont geblieben, aber seither nie modernisiert worden. Eine Jauchegrube, im wahrsten Sinn des Wortes. Ein großer Pfuhl der Verwesung, durchsetzt von Schweineställen, halb zerfallenen Hütten und Dunghaufen, wo die Luft geschwängert war vom beißenden Geruch der Industrie und vom Geschrei hungriger Säuglinge.
    Die Hölle auf Erden.
    Während Albert Garrick so vor sich hin summte, flatterten die Worte aus den dunklen Schatten seiner Vergangenheit herbei und er sang sie mit einer wohlklingenden Tenorstimme:
    Ein kleines Wurm, dann zehn, dann zwanzig,
    gierig ist der Tod, und meine Milch wird ranzig.
    Vor Kurzem noch war meine Börse gut gefüllt,
    jetzt bettle ich, damit man meinen Hunger stillt.
    Garrick stieß ein bitteres Lachen aus. Ein Wiegenlied aus der Zeit der Cholera, kaum dazu geeignet, die Ängste eines kleinen Jungen zu beruhigen, und oft hatte es ihn wach gehalten, statt ihn in den Schlaf zu wiegen. Aber Garrick hatte seine Mutter und acht Geschwister an die Krankheit verloren, und sie hätte auch seinen Vater und ihn erwischt, hätte sein schlauer Dad nicht eines Nachts in einer dunklen Gasse dem Hausmeister des Adelphi die Gurgel durchgeschnitten und am nächsten Morgen seinen Posten am Theater übernommen. Der Hausmeister war der beste Freund seines Vaters gewesen, aber es ging um Leben oder Tod, und die Themse quoll damals über von besten Freunden. Fast jede Flut spülte jemandes Busenfreund an die schlammigen Ufer von Battersea.
    Über ein Jahr lang hatten Vater und Sohn in einer verborgenen Kammer hinter dem grünen Salon des Adelphi geschlafen, bis sie sich eine Bleibe weit weg vom Old Nichol leisten konnten.
    Garrick kniete sich auf den kunstvollen Teppich mit Lilienmuster vor ihm, verbannte die Erinnerungen an seine Vergangenheit und konzentrierte sich auf die Ereignisse dieser Nacht. Sorgfältig legte er seine Messer auf dem Teppich aus, sodass die Spitzen der Klingen sich auf der Blüte in der Mitte trafen. Insgesamt waren es sechs, darunter ein Stilett, ein selbst gebasteltes Messer und ein Shuriken-Wurfmesser mit vier Klingen, aber Garricks Lieblingsstück war das gezackte Fischermesser, das er seit seiner Kindheit unter dem Kopfkissen hatte.
    Zärtlich strich er über den Holzgriff. Tatsächlich lagen ihm seine Messer mehr am Herzen als irgendein Mensch, den er kannte. Einmal hatte er sogar den Galgen riskiert, weil sein Lieblingsmesser im Gewirr der Eingeweide eines seiner Opfer verschwunden war und er es unbedingt zurückhaben wollte.
    Aber für ein wenig Magie würde ich sogar dich opfern , gestand er dem Messer. Mit Freuden und ohne zu zögern .
    Garrick wusste, dass Männer hierherkommen würden, wenn ihr Zauberer als tote Hülle zu ihnen zurückkehrte. Das hatte der Alte angekündigt – wenn ihr mir etwas antut, dann werden Männer kommen, um sich davon zu überzeugen, dass ihr mir nicht meine Geheimnisse genommen habt  –, und Garrick glaubte ihm. Bei den

Weitere Kostenlose Bücher