WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)
blinzelte die Sterne aus ihrem Gesichtsfeld. »Was? Was ist denn los?«
»Ihre Nase blutet, Miss. Hochziehen und den ganzen Rotz ausspucken, das hilft am besten.«
Hochziehen und ausspucken .
Chevie folgte seiner Aufforderung und spuckte einen roten Schleimklumpen ins Waschbecken. Zu ihrer Überraschung hörte die Nase sofort auf zu bluten. Dafür tat ihr der Kopf danach noch ein bisschen mehr weh.
»Hat Waldo dir auch eine Ladung verpasst?«
»Allerdings«, sagte Riley. »Nach dem Schuss mit seiner elektrischen Pistole hab ich ’nen regelrechten Veitstanz aufgeführt. Ich bin erst kurz vor Ihnen aufgewacht.«
»Wir müssen von hier verschwinden, Kleiner. Am Bedford Square hast du es doch geschafft, deine Fesseln zu lösen. Hast du vielleicht noch mehr Zaubertricks auf Lager?«
Riley fixierte seine gefesselten Handgelenke, als könnte er sie allein durch seine Willenskraft befreien. »Nein, leider nicht. Wie öffnet man ein Paar Handschellen ohne Schloss?«
Gar nicht, lautete die Antwort.
Chevie folgte der Logik ihres Gedankengangs und ignorierte die pochenden Schmerzen.
»Okay. Wir sind gefesselt, aber in Sicherheit. Waldo ist auf dem Holzweg, aber das Verstärkungsteam ist unterwegs, und wir können das Ganze aufklären, sobald sie hier sind. Es ist egal, wie lange es dauert. Solange wir in diesem Raum sind, bleiben wir am Leben.«
Riley runzelte die Stirn. »Es ist also was Gutes, dass wir zusammengeschnürt sind wie Federvieh auf dem Markt?«
»In gewisser Weise ja.«
»Nehmen Sie’s mir nicht übel, Miss, aber vielleicht können Sie als Frau das nicht richtig einschätzen. Wenn wir hier noch lange hocken, wird Garrick uns die Kehle aufschlitzen und zusehen, wie wir verbluten. Und er muss noch nicht mal hinter mir aufwischen, wo ich ja schon in der Wanne sitze.«
Chevie warf dem Jungen einen scharfen Blick zu. Sie war überrascht, dass er in so einer Situation einen Scherz machte, wenn auch einen grausigen, doch dann sah sie die Furcht in seinen Augen.
Der arme Kerl lebt tagein, tagaus mit dieser Angst , erkannte sie.
Nebenan erklangen die unverkennbaren Geräusche von bewaffneten Männern, die einen Raum betreten. Chevie hörte leise Schritte auf dem Teppich und das Klicken von Pistolen, die entsichert wurden. Jemand flüsterte Befehle, und sie stellte sich vor, wie die Agenten an den Türen und anderen möglichen Fluchtwegen in Stellung gingen.
»Hey!«, rief sie. »Hey, Jungs, hier sind wir!«
Sekunden später tauchte ein Agent in der Badezimmertür auf, bekleidet mit der FBI-Version von unauffälliger Zivilkleidung , die schon seit dreißig Jahren aus der Mode gewesen war, als sie sie vor zwanzig Jahren eingeführt hatten: braune Baumwollhose, blaue Windjacke, Button-down-Hemd und Schuhe mit Gummisohlen. Der Typ hätte genauso gut in großen gelben Buchstaben »FBI« auf dem Rücken tragen können – und das tat er sogar, wenn man den mit Klettband aufgesetzten Flicken abriss. Der Agent konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Chevie auf der Toilette hocken sah. Er zog ein Springmesser aus der Tasche und ließ die Klinge herausschnellen, als wollte er die Kabelbinder aufschneiden, doch dann versenkte er die Klinge und steckte das Messer wieder ein.
»Ganz ruhig, Savano. Schön sitzen bleiben.«
Chevie zog eine finstere Miene. Sie kannte den Kerl von zu Hause. Er hieß Duff und war ziemlich dicke mit Cord Vallicose, ihrem Lieblingsausbilder in Quantico. Vallicose hatte in Chevie eine vielversprechende Schülerin gesehen und sie unter seine Fittiche genommen.
»Sehr witzig, Duff. Dir wird das Lachen noch vergehen, wenn ich hier loskomme und dir die Haartolle umfrisiere.«
Duff schaute ebenso finster zurück. Offensichtlich war er sehr stolz auf seine perfekt gestylte Stirnlocke. »Spar dir deine Sprüche, Savano. Du und dein komischer kleiner Freund habt richtig Ärger an der Backe. Man munkelt, das Aufräumkommando ist verschwunden. Der Vizechef, der gerade in Schottland zu tun hat, ist schon auf dem Weg hierher, und bis er da ist, hältst du besser die Klappe.«
Chevie schluckte ihren Ärger hinunter; sie hatte noch Zeit genug, sich den Typen vorzuknöpfen, wenn das alles vorbei war. »Schon gut, Duff. Mir ist klar, dass du nur deinen Job machst, und ich täte wahrscheinlich genau dasselbe, wenn ich in deinen piefigen Schuhen stecken würde, allerdings mit mehr Mitgefühl und weniger Wichtigtuerei. Aber der Junge hier ist völlig verängstigt, und das aus gutem Grund. Ein
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