WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)
Schließlich ist das ja ein besonderer Anlass.«
Chevie saß direkt am Fenster, eingezwängt zwischen der Scheibe und dem Jungen, vor sich den Tisch.
Ich muss etwas tun , dachte sie. Oranges letzter Befehl an mich lautete, den Timekey zu bewachen. Ich werde nicht noch einen Auftrag in den Sand setzen. Ich muss diesen Schlüssel zurückkriegen. Und ich kann mich nicht darauf verlassen, dass Riley mir hilft.
Alle Spuren von Smart waren jetzt verschwunden. Der Mann, der ihr gegenübersaß, war ganz und gar ein Zauberer aus der Vergangenheit, und als ob er es beweisen wollte, bezirzte er die Kellnerin, indem er einen Salzstreuer hinter ihrem Ohr hervorzauberte und Felix Smarts Platin-Mastercard hinter seinem eigenen.
»Mir scheint, das hier wird heutzutage als Geld verwendet«, sagte er und klang dabei wie aus einem alten Schwarz-Weiß-Film. »Und setzen Sie zehn Prozent als Trinkgeld für sich obendrauf, meine Liebe, so hübsch, wie Sie sind.«
Die Kellnerin war offenbar an großzügige Spender gewöhnt. »Ich glaube, ich bin hübsch genug für zwanzig Prozent«, erwiderte sie, ohne auch nur zu lächeln.
Garrick machte eine schwungvolle Handbewegung. »Warum nicht gleich dreißig?«, sagte er. »Wir Smarts sind eine großzügige Familie.«
Die Kellnerin zog einen Stift aus ihrem Schürzenband und notierte seine Bestellung. Der Zauberer wählte drei verschiedene Arten von Eiern: pochiert, Spiegelei und Rührei. Dazu Kedgeree und Bückling. Toast, Muffins und amerikanische Pfannkuchen mit Ahornsirup. Würstchen, Speck und Bratkartoffeln, Hafergrütze und Müsli. Orangensaft, Grapefruitsaft und eine große Kanne Kaffee. Riley bestellte eine heiße Schokolade und ein klassisches englisches Frühstück mit Speck, Würstchen und Eiern, während Chevie sich auf ein Glas Wasser beschränkte.
Mord macht anscheinend hungrig , dachte sie.
»Keinen Appetit, junge Dame?«, fragte Garrick.
Chevie lächelte spröde. »Mir ist ein bisschen komisch. Liegt wohl an den vielen Leichen.«
Garrick zwinkerte Riley zu. »Daran gewöhnt man sich. Sehen Sie sich meinen Partner hier an – denn jetzt ist er nicht länger Lehrling. Er wird gleich futtern, als würde der Henker schon auf ihn warten.«
»Ja«, sagte Chevie, »vielleicht wartet er tatsächlich schon. Das passiert nämlich, wenn man jeden umbringt, der einem über den Weg läuft.«
»Sie habe ich noch nicht umgebracht, Miss Savano. Vielleicht nach dem Frühstück, hm?«
Riley schwieg währenddessen. Er wollte nur noch schlafen und vielleicht von einem Strand und dem rothaarigen Jungen träumen.
Pass auf wegen der Strömung – die zieht dir glatt die Beine weg.
Hatte der Junge das wirklich gesagt, oder war sein Geist dabei, sich eine Vergangenheit zusammenzuspinnen? Riley schüttelte den Kopf, um den Nebel zu verjagen, der sich jedes Mal auf ihn herabsenkte, wenn er in Garricks Gesellschaft war. Meistens ließ er seine Gedanken dann einfach treiben, aber heute war alles anders. Chevies Leben stand auf dem Spiel, und sein eigenes auch.
Eigentlich hatte Riley überhaupt keine Lust, etwas zu essen, aber sein Körper war hungrig, und Garrick sagte immer: »Iss, mein Junge. Vielleicht ist es deine letzte Mahlzeit.«
»Sie sollten auch was essen, Chevie.«
Garricks Hand flog über den Tisch und verpasste Riley eine Kopfnuss. »Chevie? Wofür hältst du dich? Für den Prince of Wales? Damen spricht man mit ihrem Titel an. Für dich ist das hier Agent Savano oder Miss .«
Das beeindruckte Chevie nicht sonderlich. »Wow, Manieren. Cool. Ich dachte, Sie wären ein durchgeknallter Mörder, aber jetzt bin ich hin und weg.«
Garrick seufzte. »Dieses ewige Gezänk ist so ermüdend. Gibt es nicht irgendetwas, womit ich Sie überreden könnte, höflich zu sein, wenigstens solange wir am Tisch sitzen?«
Grundkurs Psychologie: Bring dein Gegenüber dazu, von sich zu reden. Jede Information kann später noch von Nutzen sein – sofern es ein Später gibt.
»Sie könnten mir zum Beispiel verraten, was Sie eigentlich genau sind.«
Darüber dachte Garrick ernsthaft nach. Es wäre schön, in allen Einzelheiten von seiner Verwandlung zu erzählen, aber andererseits bedeutete zu viel Wissen zu viel Macht, also würde er das Ganze lieber mit groben Strichen skizzieren. »Ich weiß, dass Felix Ihnen das Wesentliche beschrieben hat, bezüglich der Wurmlöcher und so weiter. Als Felix und ich zusammen durch den Zeittunnel gereist sind, sind wir miteinander verschmolzen. Ich habe nach
Weitere Kostenlose Bücher