WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)

entführt , erkannte er, und er wusste, dass es die Wahrheit war. All die Jahre hat er immer wieder behauptet, er hätte mich in einer Gasse in Bethnal Green vor einer Bande hungriger Kannibalen gerettet, dabei hat er mich überhaupt erst zu einer Waise gemacht .
    Riley wiederholte diesen Gedanken mehrmals in seinem Bewusstsein, damit er ihn nicht vergaß, wenn er wieder zu sich kam.
    Garrick hat meine Eltern umgebracht. Garrick hat meine Eltern umgebracht .
    Er wollte es nicht vergessen, denn die Erinnerung an diese Tatsache würde ihm helfen, seinem Entschluss treu zu bleiben.
    Ich muss dafür sorgen, dass Albert Garrick dafür büßt, und zwar bald, sonst bin ich selbst dran .
    Ihre Reise durch das Wurmloch kam zu einem Ende, und die Raumzeit um sie herum löste sich auf wie die Nebelfetzen eines tiefen, detaillierten Traums. Riley und Chevron Savano fanden sich im Keller eines viktorianischen Hauses wieder, und beide lächelten, weil sie noch im Bann dessen waren, was Charles Smart die »Zen-Pause« genannt hatte.
    »Garrick hat meine ganze Familie ausgelöscht, außer meinem Bruder Tom«, sagte Riley. »Ich bin wirklich ein Waisenkind.«
    Chevie umarmte den Jungen. »Hey, ich auch. Zwei Waisen gemeinsam gegen den Rest der Welt.«
    »Und mein Vater war Polizist, wie Sie.«
    »Wie ich?«
    »Ein Agent beim FBI. Er hat mir seine Dienstmarke und seinen Timekey gezeigt.«
    »Die Vision habe ich auch irgendwie mitgekriegt«, sagte Chevie. »Dein Dad war also Agent. Wie ist es dazu gekommen?« Das war ein wichtiges Detail, auf das sie auf jeden Fall zurückkommen würde, sobald sie klarer im Kopf war.
    »Er hat jemanden beschützt, der einen Siegelring in Form eines Hufeisens trug«, fuhr Riley fort.
    »Siegelring in Form eines Hufeisens«, wiederholte Chevie benommen, wie ein Patient, der aus der Betäubung aufwacht. »Und keiner von uns ist ein Affe.«
    Der Keller hatte dieselbe Form wie in der Zukunft, nur dass der Fußboden aus festgestampfter Erde bestand und die Räume darüber durch gemauerte Pfeiler gestützt wurden.
    Chevie stampfte mit dem Fuß auf, und der Boden gab ein hohles Bong von sich. »Eine Metallplatte. Die brauchen wir, um in einem Stück anzukommen. Diese Platte ist extra angefertigt worden, sozusagen als Zielscheibe für das Wurmloch.«
    »Ich bin dafür, sie abzubauen«, sagte Riley und hob die Hand, als wäre er bei einer Abstimmung im Unterhaus. »Vielleicht wachsen Garrick dann ja die Hände aus dem Hintern, wenn er es schafft, uns zu folgen.«
    Chevie versuchte zu überlegen, wie es nun weitergehen sollte, und Rileys Scherze lenkten sie ab.
    »Hör mit dem Quatsch auf«, sagte sie kichernd. »Wir sollten erst mal überprüfen, ob bei uns alles in Ordnung ist. Also, nüchterne Konzentration, bitte.«
    »Ich bin nüchtern. Sie lassen mich ja nichts trinken, nicht mal Bier.«
    Chevie trat von der Metallplatte. »Wir sollten von hier verschwinden. Abstand zwischen uns und Garrick bringen. Und ich brauche eine Waffe. Kennst du da jemanden? Du weißt schon … bum, bum.«
    »Bum«, sagte Riley. »Bum, bum.«
    Chevie zog Riley von der verdeckten Metallplatte. Dabei bemerkte sie eine kleine Scheibe aus Licht, die in der Luft schwebte wie ein kreiselnder Silberdollar.
    »Silberdollar«, sagte sie beiläufig und deutete auf das wirbelnde Wurmloch.
    Riley nickte.
    »Männer mit Säcken«, sagte er und deutete auf zwei Männer, die in den Kellerraum gekommen waren und auf Zehenspitzen näher schlichen, jeder einen leeren Mehlsack in den Händen.
    Chevie bemerkte einen dritten Mann, der mit vollem Mund mampfend aus einer Ecke auftauchte. »Nicht alle. Der da hat einen Hähnchenflügel … und eine Keule.«
    »Ich nehme den Flügel«, sagte Riley.
    Chevie lachte immer noch, als der Sack über ihren Kopf gezogen wurde.
    Half Moon Street, Mayfair, London. Heute.
    Garrick taumelte in die Kapsel, weniger als eine Minute nachdem seine Beute verschwunden war, und nicht mehr als zehn Sekunden bevor der Eingang zum Zeittunnel sich endgültig schloss. Unmittelbar vor seiner Dematerialisierung kam die alte Frau, Victoria, die Treppe heruntergekraxelt und jagte ihm mit einem Gewehr, das fast wie ein Spielzeug aussah, eine Kugel in das gute Bein. Garrick war so auf das schrumpfende Wurmloch fixiert, dass er vergaß, seine Nervenenden abzustumpfen. Der plötzliche Schmerz, der ihn wie ein Hammerschlag traf, raubte ihm fast die Besinnung, was beim Eintritt ins Wurmloch eine Katastrophe gewesen wäre. Im Zeittunnel