WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)
Treppengeländer, dann ertönte ein kehliges Gebrüll, keine Worte, nur Raserei.
Riley zerrte einen zersplitterten Pfosten aus dem Geländer und schwang ihn wie einen Schlagstock.
»Chevie, ich bewache die Treppe. Vielleicht schaffe ich es sogar, einen Treffer zu landen. Sie müssen den Apparat in Gang kriegen.«
Chevie wusste, dass er recht hatte. Sie zog an der Plane, und tatsächlich kam darunter die WARP-Kapsel zum Vorschein.
»Riley!«, dröhnte es von oben. »Du hast mir das Bein gebrochen.«
»Oje, das klingt nicht gut«, sagte Riley.
Mit der freien Hand schnappte er sich eine Ecke der Plane, und kurz darauf war die Kapsel befreit. »Bringen Sie sie in Gang, Chevie.«
Um die Dinge voranzutreiben, fing er an, auf die Tasten der Computer zu drücken, die an die Kapsel angeschlossen waren.
»Nein, nicht so«, sagte Chevie und schob ihn beiseite. »Dafür brauchen wir den hier.« Sie nahm den Timekey von ihrem Hals und schob ihn in die entsprechende Buchse. Der Zentralcomputer war kleiner als der im Bedford Square.
Vielleicht ist es ja zu kompliziert , dachte sie mit einem Anflug von Hoffnung. Vielleicht schaffe ich es nicht, das Ding zu starten .
Doch vergeblich: Sobald der Timekey einrastete, erwachte die Kapsel zum Leben. Dampf schoss aus den Ventilen, die Stromkabel begannen zu summen, und die Dämpferringe vibrierten auf dem Boden.
Die hier ist kleiner , erkannte Chevie. Version 2.0 .
Der Timekey aktivierte einen kleinen Bildschirm mit gelben Diagrammen, die alle paar Sekunden flackerten. Der Bildschirm knisterte.
Das klingt wie schmorende Drähte .
Nein. Denk so was nicht. Das Ganze läuft nur warm .
Wie zur Bestätigung ihrer Gedanken erschien auf dem Bildschirm ein kleiner gezeichneter Vogel, zitternd und ohne Federn. Aus seinem Schnabel kam eine Sprechblase: M USS MICH ERST AUFWÄRMEN.
»Alles in Ordnung«, sagte Chevie zu Riley. »Das Ding funktioniert.«
Nach und nach wuchsen dem Vogel Federn. Offenbar hatte Charles Smart Sinn für Humor gehabt.
Vom oberen Ende der Treppe ertönte ein klatschendes Geräusch, dann ein dumpfes Poltern.
»Riley!«, rief eine heisere Stimme voller Schmerz, der sowohl körperlicher wie seelischer Natur zu sein schien. »Mein Sohn – nimmermehr. Mein Partner – aus und vorbei.«
Vier Schüsse schlugen Löcher in die Ziegelwand des Kellerraums, dann wieder dumpfes Poltern, begleitet von Flüchen. Wenn Garrick die Stufen hinunterrutschte, würde er bald ungehindert auf sie schießen können.
»Kommen Sie doch runter, Sie alter Knochensack!«, rief Riley mit gespieltem Mut. »Ich hab ein hübsches, scharfes Geschenk für Ihre Eingeweide.«
Statt einer Antwort feuerte Garrick erneut einen Schuss ab, und Steinsplitter trafen Chevies Wange.
Das ist ja wie in Star Wars, dachte sie. Wir sind die Rebellenbasis und Garrick ist der Todesstern .
Dem Vogel wuchsen weiter Federn.
»Beeilen Sie sich, Agent Savano«, drängte Riley.
»Ich tue, was ich kann.« Chevie war kurz davor, dem altmodischen Computer einen Klaps zu versetzen. »Steig in die Kapsel.«
»In die Kapsel?«
»Ja. Mach schon.«
Der Gedanke, sich in eine noch engere Ecke zu begeben, behagte Riley ganz und gar nicht, aber der einzige Weg hier raus war da rein.
Draußen auf dem Gehweg liefen Beine vorüber. Noch mehr Gepolter auf der Treppe. Chevie meinte, aus dem Augenwinkel eine scharrende, tastende Hand zu erblicken.
»Riley! Du entkommst mir nicht.«
Riley setzte sich auf die Bank in der Kapsel und presste die Hände auf die Knie.
Endlich hatte der Vogel sein volles Federkleid und sagte: J ETZT IST MIR WARM.
Dann verschwand der Vogel, und ein Menü wurde geladen.
»Ja, los, welche Möglichkeiten habe ich?«, rief Chevie, als könnte sie den Steinzeitcomputer dadurch beschleunigen.
Es gab zwei Optionen: S YSTEMCHECK oder W URMLOCH AKTIVIEREN.
Sie wählte W URMLOCH AKTIVIEREN , und nach ein paar Knistersekunden, in denen nicht viel passierte, erschien im Innern der Kapsel der mittlerweile vertraute orangerote Lichtkreis.
»Nein!«, brüllte eine Stimme von der Treppe. »Ich verbiete es!«
Zwei Schüsse krachten in den Betonfußboden, dass die Splitter nur so flogen.
Gleich kann er mich sehen , dachte Chevie, und ihr wurde klar, dass sie direkt durch seine Schusslinie laufen musste, um zur Kapsel zu gelangen. Zwei Sekunden lang wäre sie völlig ungeschützt.
Je länger ich warte, desto eher erschießt er mich .
Der Computer forderte sie auf, den Timekey zu entfernen, und der
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