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Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang

Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang

Titel: Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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lange vorbei war, und keine der Katzen hatte seit der Frischbeute am Abend zuvor etwas gegessen.
    »Wir sind gleich da«, erwiderte Jingo. »Wir können …«
    Sie brach ab, als ein Windstoß über sie hinwegpeitschte und eine eisige Regenwoge mit sich brachte. Birkenfall jaulte erschrocken auf, und Distelblatt presste sich gegen die Mauer, voller Angst, der Wind könnte sie hinunterwehen.
    »Hier weiter!«, befahl Jingo.
    Sie rannten die Mauer entlang zu einem Zaun, der zwei Zweibeinerterritorien teilte. Dicht daneben wuchs eine buschige Kiefer. Jingo sprang auf einen ihrer Äste und schob sich zwischen die Nadeln. Sie spähte hervor und rief: »Los, kommt! Wir müssen hier Unterschlupf suchen.«
    Gebeutelt von dem peitschenden Wind, stolperten die Clan-Katzen über die Mauer und kletterten auf den Baum. Völlig durchnässt erreichte Distelblatt endlich den Unterschlupf. Die Kiefernnadeln stachen ihr ins Fell, als sie sich in die Zweige stürzte und einen Halt suchte, um höher zu klettern.
    »Hält sie uns vielleicht für Eichhörnchen?«, keuchte Löwenglut, während er sich nach oben kämpfte. Die Äste bogen sich schwankend unter seinem Gewicht, und auf einmal spürte Distelblatt, wie sich der ganze Baum um sie drehte. Sie grub die Krallen in den Ast und schloss die Augen, bis das Schwindelgefühl verflog.
    »Ich dachte, ihr kommt aus einem Wald«, miaute Jingo eine Schwanzlänge über Distelblatt. »Seid ihr nicht an Bäume gewöhnt?«
    »Wir klettern nur selten«, erwiderte Brombeerkralle. Er saß weiter unten im Baum, dort, wo der Ast über die Mauer ragte. »Wenn wir im Wald vom Regen überrascht werden, suchen wir uns lieber einen Unterschlupf zwischen Baumwurzeln oder unter einem Busch.«
    »Man lernt eben nie aus«, entgegnete Jingo amüsiert.
    Als der Sturm vorbeigezogen war, schwand bereits das Tageslicht. Ich hoffe, wir erreichen Charlys Bau noch vor der Dämmerung. Ich möchte nicht im Dunkeln in diesem Zweibeinerort herumwandern. Distelblatt kraxelte hinter ihren Clan-Gefährten vom Baum und versuchte, die Kiefernnadeln aus dem Fell zu lecken, doch ihr gesamter Pelz war verklebt und zerzaust. Ich sehe bestimmt wie eine Streunerin aus und nicht wie eine Clan-Katze.
    Plötzlich überkam sie ein jäher Schmerz. Vielleicht bin ich das ja auch.
    Die Patrouille folgte Jingo über noch mehr Mauern und Zäune und über die Dächer einer weiteren Reihe von Monsternestern, bis die Dämmerung aus den Schatten drang. Schließlich blieb Jingo an einer Mauerecke stehen.
    »Seht ihr die Stechpalme dort?«, miaute sie und winkte mit dem Schwanz in Richtung eines dunklen Busches, der über einem Zaun auf der anderen Seite eines kleinen Donnerwegs aufragte. »Charlys Bau liegt direkt dahinter.«
    »Vielen Dank, Jingo«, miaute Brombeerkralle. »Ohne dich hätten wir den Weg hierher nie gefunden.«
    »Gern geschehen«, erwiderte die Kätzin. »Dort könnt ihr jagen und die Nacht verbringen. Aber seid vorsichtig«, fügte sie mit mehr Ernst hinzu. »Sol hat so eine Art, wie er Katzen dazu bringt, ihm zu glauben. Ich weiß das, weil ich auch mal an ihn glaubte. So sehr, dass ich meine Hausleute verlassen habe, bei denen ich sehr glücklich war.« In der Dämmerung glänzten ihre Augen vor Trauer.
    »Warum gehst du nicht zu ihnen zurück?«, fragte Birkenfall.
    »Weil die anderen Katzen mich brauchen«, erwiderte Jingo. »Jede Katze braucht einen Anführer – jemand, dem sie folgen kann, jemand, der die schweren Entscheidungen trifft. Deshalb haben wir auf Sol gehört. Aber das ist jetzt meine Aufgabe. Ich kann sie nicht allein lassen.«
    Einsamkeit schwang in ihrer Stimme. Distelblatt empfand tiefes Mitleid mit ihr. Ein Clan-Anführer wurde durch das Gesetz der Krieger bestimmt und erhielt neun Leben vom SternenClan. Es war eine große Ehre, zudem wurde der Anführer von seinem Zweiten Anführer, der Heiler-Katze und den älteren Kriegern unterstützt. Jingo jedoch war ganz auf sich allein gestellt.
    Die getigerte Kätzin schüttelte sich, als wolle sie alles sinnlose Bedauern abwerfen, und berührte die Nase jeder Clan-Katze mit der ihren. »Auf Wiedersehen und viel Glück«, miaute sie. »Besucht uns, wenn ihr mal wieder an unserem Nest vorbeikommt.«
    »Das machen wir«, versprach Farnpelz. »Auf Wiedersehen und auch dir viel Glück.«
    Jingo neigte den Kopf, als auch die anderen Katzen sich verabschiedeten, dann wandte sie sich um und tappte mit hoch erhobenem Kopf und Schwanz die Mauer entlang und den Weg zurück,

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