Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang
Eingang wartete, den Blick zum Himmel gerichtet.
»Und bleibt bloß weg von den Monstern«, mahnte Charly. »Die machen euch sonst platt. Und die Hunde machen auch manchmal Ärger. Mit mir legen sie sich nicht an, aber bei euch Jungspunden …«
»Wir sind den Hunden schon begegnet, Charly«, sagte Haselschweif. »Du hast recht, sie sind gefährlich. Wir werden vorsichtig sein.«
Der alte getigerte Kater leckte sich das Brustfell, als freute er sich, dass er ihnen einen hilfreichen Rat geben konnte. Jedes Maulvoll Beute schmeckte Distelblatt wie Staub. Sie wünschte, sie könnten etwas tun, damit Charly nicht allein hier zurückbleiben müsste.
Nachdem alle Katzen gefressen hatten, verabschiedete Distelblatt sich von dem Einzelgänger. Der alte Kater versuchte immer noch, fröhlich zu tun, aber Distelblatt sah die Einsamkeit und die Angst in seinen Augen. Sanft legte sie ihre Nase an seine. »Möge der SternenClan mit dir sein, Charly«, murmelte sie. »Ich hoffe, wir sehen uns wieder.«
»Vielleicht.« Doch Distelblatt merkte, dass Charly nicht daran glaubte. »Gib gut auf dich acht, hörst du?«
Brombeerkralle ging voran zum Eingang des Baus. Sol tappte mit ihm hinaus, dann folgten die übrigen Katzen. Mittlerweile war die Sonne aufgegangen. Der Himmel war klar, blassblau in der Blattleere und eine schwache Brise raschelte in den Blättern der Sträucher.
Auf halbem Weg zum Zaun blieb Brombeerkralle stehen und drehte sich zu Charly um, der ihnen aus einer Lücke in der Wand nachsah.
»Komm mit uns, Charly«, miaute er eindringlich. »Bei uns im Ältestenbau ist noch Platz für dich. Feuerstern wird dich willkommen heißen.«
Charly starrte ihn an. »Also, ich … ich weiß nicht, was ich da sagen soll.«
Obwohl ihr die alte Katze leid tat, sträubte sich alles in Distelblatts Innern. Das kann nicht richtig sein. Charly ist keine Clan-Katze. Was werden die anderen Clans sagen? Dann unterdrückte sie ein Schaudern. Vielleicht bin ich ja auch keine Clan-Katze. Sollte ich deshalb allein leben, ohne Freunde, die mir beim Jagen helfen?
Sol verzog keine Miene. Charly scheint ihm völlig egal zu sein .
»Nun?«, drängte Brombeerkralle.
»Nee, ich komm schon klar.« Charly schüttelte seinen zerzausten Pelz. »Ihr braucht kein Mitleid mit mir zu haben. Ich hab schon ’ne Menge Blattleeren allein überstanden.«
»Aber, weißt du, es wäre schön, wenn du uns um diesen Zweibeinerort herumführen könntest«, miaute Farnpelz und tappte zurück zum Bau. »Du kennst die Gegend viel besser als wir.«
»Und wenn wir erst im Lager sind, könntest du unseren Schülern eine Menge beibringen«, warf Brombeerkralle ein. »Ich glaube nicht, dass Distelblatt und Löwenglut vergessen haben, wie du sie vor den Hunden gerettet hast.«
Löwenglut nickte, und Distelblatt unterdrückte bei der Erinnerung an die Hunde, die sie bei ihrer Reise in die Berge in einer Scheune in die Enge getrieben hatten, ein Schaudern. Ohne Charlys Geistesgegenwart wären sie, ihr Bruder und Windpelz in Stücke gerissen worden.
»Die Ältesten haben großen Einfluss darauf, wie der Clan geführt wird«, fuhr Brombeerkralle fort. »Es wäre eine Ehre, wenn du bei uns leben würdest, mit all deinen Erfahrungen und deinem Wissen über Zweibeiner – ich meine, Aufrechtgeher.«
Distelblatt grub ihre Krallen in den Boden. Sie wusste, dass die beiden älteren Krieger logen. Einen weiteren Einzelgänger in den Clan einzubringen, würde nicht einfach sein, und sie brauchten nichts über das Leben bei den Zweibeinern zu wissen, weil es nur wenige am See gab. Warum lassen wir Charly nicht einfach hier, wenn er glücklich ist? Warum meinen Clan-Katzen immer, sie würden es besser wissen?
»Hm, na gut.« Charly kletterte durch das Loch in der Wand und gesellte sich zu der Patrouille. »Ich komm mit, wenigstens bis zum Rand vom Zweibeinerort. Schätze, ihr könnt ’n bisschen Hilfe gebrauchen, damit ihr den Weg auch findet.« An Sol gewandt, fügte er hinzu: »Ich hab dir nie die Geschichte von dem Fuchs zu Ende erzählt …«
Brombeerkralle führte die Patrouille zu dem Loch im Zaun, durch das sie am Abend zuvor hereingekommen war. Dort blieb er mit erhobenem Haupt und gespitzten Ohren stehen und nahm Witterung auf. Die übrigen Katzen warteten schweigend. Distelblatt schloss konzentriert die Augen, bis sie ein Ziehen in den Pfoten spürte, das ihr die Richtung des Sees anzeigte.
»Weißt du, wohin wir gehen müssen?«, sorgte sich Haselschweif, die
Weitere Kostenlose Bücher