Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang
ihrem eigenen inneren Führer offenbar nicht traute.
Brombeerkralle nickte. »Ich denke schon. Ich versuche, mich daran zu erinnern, was wir von diesem Dachfirst aus gesehen haben.«
»Da klettere ich auf keinen Fall noch mal rauf«, miaute Birkenfall.
»Nein, das brauchst du auch nicht«, versicherte ihm Brombeerkralle. »Doch einer von uns sollte demnächst mal auf einen Baum klettern und nachsehen, ob wir die richtige Richtung eingeschlagen haben. Los geht’s.«
Distelblatt zwängte sich dicht hinter dem Zweiten Anführer durch die Lücke und fand sich auf der grasbewachsenen Böschung neben dem Donnerweg wieder. Als sie ihn am Abend vorher überquert hatten, war alles dunkel und ruhig gewesen. Nun rauschten Monster auf ihm entlang, ihre grellen Farben blendeten Distelblatts Augen, die Luft war erfüllt von ihrem Knurren und ihrem beißenden Gestank.
»Ich hasse das«, murmelte sie Löwenglut zu. »Mir egal, wie oft wir das nun schon gemacht haben. Ich habe immer noch Angst, dass einer von uns zerquetscht wird.«
Brombeerkralle tappte zum äußersten Rand des Donnerwegs, wo der Wind der vorbeibrausenden Monster sein Fell zerzauste. »Wenn ich ›los‹ sage, dann rennt, als wäre ein ganzes Rudel Hunde hinter euch her.«
Löwenglut seufzte. »Tja, darin sind wir ja jetzt geübt.«
Distelblatt bemerkte, dass Farnpelz sich neben Charly gestellt hatte, als wolle er ein Auge auf die alte Katze haben. Auf Charlys anderer Seite stand Sol.
Ein riesiges Monster raste vorbei, das Rumpeln aus seinem Bauch war lauter als das Knurren eines ganzen Katzen-Clans. Als es verklang, sah sich Brombeerkralle aufmerksam auf dem Donnerweg um. »Los!«
Distelblatt stürmte davon, Löwenglut auf ihrer einen Seite, Birkenfall auf der anderen. Die Oberfläche des Donnerwegs war hart unter ihren trommelnden Pfoten. Dann war sie drüben und stolperte dankbar in das weiche Gras.
Als sie sich umblickte, sah sie, dass alle Katzen sicher auf ihrer Seite angelangt waren, außer Charly, der ziellos mitten auf dem Donnerweg herumstolperte, und Farnpelz, der neben ihm tappte und ihn zum Weitergehen drängte.
»Nur die Ruhe, Kleiner«, miaute Charly. »Kommen gerade keine Monster.«
»Aber …«, hob Farnpelz verzweifelt an.
Beim Geräusch eines sich nähernden Monsters brach er ab. Als es um die Ecke in Sicht kam, versetzte er Charly einen kräftigen Stoß. Die alte Tigerkatze taumelte mit einem erschrockenen Jaulen vorwärts und plumpste sicher ins Gras, während kaum eine Mauslänge entfernt das Monster fauchend vorbeiraste. Farnpelz hatte sich mit einem Sprung neben ihm in Sicherheit gebracht, einen Herzschlag vor dem Monster.
»Charly, jag uns nie wieder so einen Schrecken ein!«, fauchte Brombeerkralle verärgert.
Der Alte setzte sich blinzelnd auf. »Was? War doch alles kein Problem. Kein Grund, mich so rumzuschubsen«, fügte er in gekränktem Ton an Farnpelz gewandt hinzu.
Farnpelz seufzte. »Entschuldigung.«
»Diese jungen Katzen kriegen immer gleich Panik«, murmelte Charly.
Distelblatt verdrehte die Augen. »Diese Reise wird sehr interessant werden«, flüsterte sie Löwenglut zu.
Brombeerkralle versammelte die Patrouille mit einem Schwanzschnippen um sich und ging den Rand des Donnerwegs entlang weiter. Bald hörte Distelblatt das schrille Kreischen vieler Zweibeinerjungen durch die kalte Morgenluft. »Was ist das?«, fragte sie, während ihre Pfoten misstrauisch kribbelten.
»Nichts, wovor man Angst haben muss«, versicherte ihr Charly. »Wirst schon sehen.«
Distelblatt war sich nicht sicher, ob sie dem Urteil des alten Katers trauen konnte. Als sie um die nächste Kurve bogen, erblickte sie ein riesiges Zweibeinernest inmitten einer endlosen Steinfläche. Scharen von Zweibeinerjungen – mehr Zweibeiner, als sie je auf einem Haufen gesehen hatte – rannten herum und heulten und bewarfen sich mit Dingen.
»Was ist das?«, miaute sie neugierig.
Charly blickte gleichgültig. »Keine Ahnung. Sie kommen fast jeden Tag hierher.«
Distelblatts Magen krampfte sich vor Schreck zusammen, als der alte Kater zum Zaun tappte und seine Nase durch eine Lücke schob. Sofort kamen mehrere Zweibeinerjunge zu ihm gerannt und streckten ihre Pfoten aus.
»Was macht er da nur?«, murmelte Farnpelz. »Charly!«
Charly achtete nicht auf ihn. Die Zweibeinerjungen griffen durch den Zaun und streichelten ihn, worauf er so laut schnurrte, dass der Rest der Patrouille, der ein paar Schwanzlängen entfernt wartete, es hören
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