Warrior Cats – Der vierte Schüler
Fliegenschwarm. Ich sehe bestimmt genauso aus . Angewidert wischte sie sich einen grauen Puschel von der Schulter. Wenigstens sind wir alle unverletzt.
Sie senkte den Kopf, um sich das Brustfell zu lecken, und verzog wegen des ekligen Geschmacks das Gesicht. Erschrocken blickte sie auf, als um sie herum Donner grollte. Der Himmel war strahlend blau mit wenigen Wolkenfetzen, die vom Wind fortgewirbelt wurden. Trotzdem donnerte es immer lauter und ein beißender, verbrannter Gestank wehte über sie hinweg.
Taubenpfote blickte von einer Seite zur anderen, verwirrt wegen des Lärms, weil es stank und weil sie ahnte, dass etwas Riesiges, Glänzendes, Steinhartes …
»Achtung!«, jaulte Löwenglut schrill.
Er stieß Taubenpfote und Blütenfell in die stachlige Hecke zurück. Taubenpfote stolperte und fiel beinahe ins Gestrüpp, als ein gigantisches silbernes Wesen auf runden, schwarzen Pfoten an ihr vorbeidröhnte.
»Was … was war das?«, stammelte sie und rappelte sich auf.
»Ein Monster«, erklärte ihr Löwenglut mit angespannter Stimme. »Sie rennen über diese Donnerwege.« Mit dem Schwanz deutete er auf den glatten schwarzen Stein. »Als wir beim Zweibeinerort nach Sol gesucht haben, sind wir ihnen oft begegnet.«
»Auf der Großen Reise mussten wir auch Donnerwege überqueren«, ergänzte Hellschweif, »und am alten Wald führte auch einer vorbei. Sie sind gefährlich, wir müssen alle sehr vorsichtig sein.«
Taubenpfote näherte sich zögernd dem Rand des Donnerwegs und schnupperte vorsichtig daran. Sie rümpfte die Nase über den beißenden Gestank. Tigerherz setzte prüfend eine Pfote auf die harte, schwarze Fläche und zog sie wieder zurück.
»Wir sollten uns hier lieber nicht länger aufhalten«, miaute Löwenglut. »Wir laufen zur anderen Seite, solange Stille herrscht.« Er tappte zu Taubenpfote und flüsterte: »Sind wir sicher? Oder kommen noch mehr Monster?«
Taubenpfote schickte ihre Sinne aus, lauschte auf Anzeichen der schrecklichen Wesen, aber in beiden Richtungen war nichts. »Alles ruhig«, flüsterte sie zurück.
»Gut.« Löwenglut hatte die Stimme erhoben. »Folgt mir, so schnell ihr könnt, und bleibt auf keinen Fall stehen!«
Er schoss vom Grasstreifen über den Donnerweg. Taubenpfote folgte ihm, ohne ihn aus den Augen zu lassen, mit dem sicheren Gefühl, dass die anderen Katzen mit ihnen rannten. Als sie den Grasstreifen auf der anderen Seite erreicht hatten, stellte sich ihnen gleich wieder ein Zaun aus glänzendem, kreuzweise verwobenem silbernem Zeug in den Weg, das hoch über Taubenpfotes Kopf aufragte.
»Was machen wir jetzt?«, maunzte Kräuselschweif. »Hier kommen wir nicht weiter.«
»Hier entlang!«, rief Pilzkralle einige Schwanzlängen entfernt. »Da ist ein Loch im Zaun. Ich glaube, da kommen wir durch.«
Er presste sich platt auf den Boden und kroch durch eine kleine Öffnung unter dem Zaun hindurch. Wenige Herzschläge später richtete er sich auf der anderen Seite im Gras auf. »Macht schon, ist ganz einfach«, drängte er seine Gefährten.
Hellschweif folgte ihm zuerst und dann Taubenpfote. Zitternd bei der Berührung mit dem harten Zweibeinerzeug auf ihrem Rücken, quetschte sie sich durch die schmale Lücke. Die übrigen Katzen taten es ihnen nach, während Löwenglut Wache hielt, bis alle sicher auf der anderen Seite angekommen waren. Zum Schluss krabbelte er selbst stöhnend vor Anstrengung unter dem Zaun hindurch.
Taubenpfote stand reglos da und sah sich um. Ein weiteres freies Feld lag vor ihnen, eine Grasfläche, die grüner war als alles, was sie seit Beginn der Hitze- und Trockenperiode gesehen hatte. Dahinter lagen Zweibeinernester aus einer Art rotem Stein. Taubenpfote hätte nie gedacht, dass es so viele Zweibeinernester an einer Stelle geben könnte. Lärm platzte aus ihnen heraus wie ein Donnerschlag nach dem anderen. Sie schüttelte sich, als das Getöse um sie herumschwirrte und ihre Sinne überflutete. Zweibeiner kreischten und plapperten, klopften und röhrten in einem endlosen Schwall aus Lärm.
Verzweifelt versuchte Taubenpfote, die Geräusche auszublenden, sich auf die Katzen um sie herum zu konzentrieren, auf das, was sie direkt vor sich sehen konnte. Und erst da fiel ihr auf, was sie nicht sehen konnte.
»Wo ist der Bach?«, fragte sie erschrocken.
16. KAPITEL
Löwenglut hörte Panik in der Stimme seiner Schülerin und sah die Angst in ihren Augen. Leise tappte er zu ihr und legte ihr den Schwanz auf die Schultern. »Ganz
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