Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten

etwas zu essen. Du musst stark bleiben, sonst wirst du auch noch krank.«
    Distelblatt neigte den Kopf. »Das mache ich.«
    Auf ihrem Weg zum Frischbeutehaufen spürte sie, wie sie allmählich von einem Gefühl der Zuversicht erfüllt wurde, so wie ein umgekehrtes Blatt, in dem sich Regen sammelt. Sol war gegangen. Sie hatte ihn gehen sehen, und sie hatte ihm klargemacht, dass er beim DonnerClan nicht willkommen war. Der SchattenClan hielt sich wieder an das Gesetz der Krieger und ließ sich von den Geistern seiner Kriegerahnen leiten. Die Krankheit – nun, sie war schlimm, aber Blattsee würde alle heilen.
    Über ihre Wühlmaus gebeugt, spürte Distelblatt, wie ein Teil ihrer alten Begeisterung über die Prophezeiung zurückkehrte.
    SternenClan, ich bin bereit! Sagt mir nur, was ich tun soll!

11. KAPITEL
    Häherpfote nieste, weil ihm der Staub der getrockneten Kräuter in die Nase stieg. Er quetschte sich noch tiefer in den Lagerspalt im Bau der Heiler-Katzen, streckte eine Pfote aus und angelte nach einigen trockenen Stielen, die ganz hinten lagen. Der schwache Geruch verriet ihm, dass er Huflattich gefunden hatte, gesammelt in der vergangenen Blattleere.
    »Häherpfote!«
    Der Schüler zuckte beim Klang der Stimme seiner Mentorin zusammen und stieß sich den Kopf. »Mäusedung!«, brummelte er und schob sich mit dem getrockneten Huflattich zwischen den Krallen rückwärts aus dem Spalt.
    »Was hast du noch gefunden?«, fragte Blattsee.
    »Huflattich und ein paar Wacholderbeeren«, berichtete Häherpfote und ließ die Stängel vor Blattsees Pfoten fallen.
    »So wenig …«, flüsterte Blattsee.
    Häherpfote hörte, wie sie das erbärmliche Häufchen untersuchte. »Besser als nichts«, miaute er und versuchte, seiner Stimme einen optimistischen Klang zu geben.
    »Das reicht aber nicht. Häherpfote, wir werden den Kampf verlieren.«
    Häherpfote bohrte die Krallen in die feste Erde unter seinen Pfoten. »Das dürfen wir nicht zulassen!«
    »Aber so ist es.« Blattsee stieß einen verzweifelten Seufzer aus. »Wir haben nicht genug Platz, um die kranken Katzen vom übrigen Clan zu trennen, und ohne Katzenminze können wir den Grünen Husten nicht kurieren.«
    »Wir haben die Katzenminzepflanzen beim alten Zweibeinernest freigelegt«, miaute Häherpfote. »Soll ich nachsehen, ob es neue Schösslinge gibt?«
    »Nein, das wird sich nicht lohnen.« Häherpfote spürte die Mutlosigkeit seiner Mentorin, als wäre es seine eigene. »Außerdem sollten wir den Vorrat bis zum nächsten Blattwechsel wachsen lassen.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Es wird alles noch schlimmer werden, wenn die Kälte da ist. Katzen verlieren ihre Kraft, weil die Beute knapp wird. Und wenn mehr Katzen krank werden, haben wir nicht mehr genügend Krieger, die für den Clan jagen.«
    Häherpfote hob das Kinn. »Also müssen wir Katzenminze finden.«
    »Es gibt sonst keine«, erklärte Blattsee beharrlich. »Ich kenne zwar noch eine Stelle gleich hinter der FlussClan-Grenze, bei einem Zweibeinernest, aber ich kann den Clan nicht so lange allein lassen, um sie zu holen und …«
    Sie brach ab, aber Häherpfote wusste sehr wohl, was sie hatte sagen wollen. Du kannst sie nicht holen, weil du blind bist . Er spürte, dass sie ihn verzweifelt musterte und sich sehnlich wünschte, er könnte sehen. Für einen Moment kämpfte er gegen seine aufkommende Verbitterung an. Dann wäre ich besser zu gebrauchen, nicht wahr?
    »Nein, Häherpfote.« Blattsee beantwortete seinen unausgesprochenen Groll. »Deine Blindheit ist nicht der Grund, weshalb ich dich nicht gehen lassen kann. Wenn das ein Problem wäre, könnte ich dir einen Krieger mitgeben.«
    »Warum tust du es dann nicht?«
    Blattsee seufzte. »Um zu der Stelle zu kommen, musst du das Territorium des SchattenClans durchqueren und vorher an der FlussClan-Grenze entlanglaufen. Es wurde in letzter Zeit so viel gekämpft. Jetzt, wo so viele Katzen krank sind, dürfen wir weder dich noch andere Krieger in Gefahr bringen. Falls uns ein fremder Clan angreift, brauchen wir alle Pfoten, die wir haben, hier in unserem eigenen Territorium.«
    »Warum fragen wir die anderen Heiler-Katzen dann nicht?«, schlug Häherpfote vor. »Wenn sie Katzenminze haben, würden sie uns bestimmt etwas abgeben.«
    »Ja, das würden sie tun.« Blattsees Stimme war schärfer geworden, seine Beharrlichkeit schien sie zu ärgern. »Ich kann aber nicht fragen, ohne die anderen Clans wissen zu lassen, wie geschwächt