Warte auf das letzte Jahr
letzten Anruf vor zwei Wochen, Doktor, hat sich keine Veränderung ergeben. Aber ich werde auf jeden Fall ihre Akte holen. « Die Frau verschwand vom Monitor.
Großer Gott, dachte Eric. Seit zehn Jahren schon kümm e re ich mich um sie; wird es den Rest meines Lebens so we i tergehen?
Die Krankentechnikerin kehrte zurück. »Sie wissen, daß Dr. Bramelman die neue Gloser-Klein-Einheit zur Behan d lung von Mrs. Sweetscent einsetzt – um das Gehirngewebe zu veranlassen, sich aus eigener Kraft zu regenerieren. Aber bisher …« Sie blätterte in den Unterlagen. »Die Ergebnisse sind nicht sehr vielversprechend. Ich würde vorschlagen, daß Sie uns noch einmal in einem oder besser in zwei Mon a ten anrufen. Vorher ist mit einer Besserung nicht zu rec h nen. «
»Aber es könnte damit funktionieren «, bemerkte er. »Mit diesem neuen Gerät, das Sie erwähnt haben. « Er hatte nie zuvor davon gehört; offensichtlich war es eine Erfindung der Zukunft.
»Ich meine, es besteht doch noch immer Hoffnung? «
»Oh, ja, Doktor. Es besteht bestimmt Hoffnung. « Sie sa g te es in einem solchen Tonfall, daß er den Eindruck hatte, es handele sich lediglich um eine philosophische Antwort; es besteht in jedem Fall Hoffnung, soweit es sie betraf. Also bedeutete ihre Versicherung so gut wie nichts.
»Danke. « Und dann bat er noch: »Sehen Sie doch bitte in Ihren Unterlagen nach, welchen Arbeitsplatz ich angegeben habe. Ich mußte kürzlich die Stellung wechseln, so daß der Vermerk inzwischen bereits überholt sein kann. «
Nach einer Pause informierte ihn die Krankentechnikerin: »Hier steht, daß Sie als Cheftransplantchirurg für die Kaiser-Stiftung in Oakland arbeiten. «
»Das ist richtig «, bestätigte Eric. Und legte auf.
Er besorgte sich die Nummer von der Auskunft und stel l te eine Verbindung mit der Kaiser-Stiftung in Oakland her.
»Ich möchte Dr. Sweetscent sprechen. «
»Wer ist am Apparat, bitte? «
Einen Moment lang war er um eine Antwort verlegen. »Sagen Sie ihm, sein jüngerer Bruder. «
»Ja, Sir. Einen Moment, bitte. «
Sein Gesicht, sein älteres, ergrautes Gesicht, erschien auf dem Bildschirm. »Hallo. «
»Hallo «, sagte Eric. Er wußte nicht genau, wie er sich verhalten sollte. »Störe ich dich bei einer wichtigen Arbeit? « Sein um zehn Jahre älteres Selbst sah nicht schlecht aus. I r gendwie würdevoll.
»Nein, sprich nur. Ich habe deinen Anruf erwartet; ich e r innere mich. Du hast soeben mit dem Edmung-G.-Brown-Krankenhaus für Neuropsychiatrie telefoniert und von der Gloser-Klein-Einheit erfahren. Ich werde dir etwas sagen, was die Krankentechnikerin nicht erwähnt hat. Die Gloser-Klein-Einheit stellt das einzige Gehirn-Transplantat dar, das man bisher hat entwickeln können. Sie ersetzt teilweise den vorderen Hirnlappen; sobald sie eingesetzt wird, muß die betreffende Person die Einheit für den Rest ihres Lebens tragen. Falls sie hilft. Um ehrlich zu dir zu sein, es hätte e i gentlich schon eine Besserung eintreten müssen. «
»Also glaubst du nicht, daß es funktioniert. «
»Nein, « erklärte der ältere Dr. Sweetscent.
»Meinst du, wenn wir uns nicht von ihr geschieden hä t ten …«
»Es hätte keinen Unterschied bedeutet. Unsere Tests … nun, du kannst mir glauben. «
Also würde selbst das nichts helfen, erkannte Eric. Selbst wenn ich für den Rest meines Lebens bei ihr bleiben würde. »Ich weiß deine Hilfe zu schätzen «, sagte er. »Und ich finde es interessant – ich glaube, das ist das richtige Wort –, daß du dich noch immer um sie kümmerst. «
»Gewissen ist Gewissen. Auf eine Art hat uns die Sche i dung noch mehr dazu verpflichtet, uns um ihr Wohlergehen zu kümmern. Weil sich kurz darauf ihr Zustand so sehr ve r schlimmerte. «
»Gibt es irgendeinen Ausweg? « erkundigte sich Eric.
Der ältere Eric Sweetscent, der des Jahres 2056, schüttelte den Kopf.
»Na schön «, sagte Eric. »Danke, daß du ehrlich zu mir gewesen bist. «
»Wie du selbst sagst, solltest du immer ehrlich zu dir selbst sein. « Er fügte hinzu: »Viel Glück bei den Einlief e rungsvorbereitungen ; es wird schwer für dich werden. A l lerdings hast du noch eine Weile Zeit damit. «
»Wie ist es mit dem Krieg weitergegangen – vor allem nach der Übernahme der Erde durch die Sternmenschen? «
Der ältere Eric Sweetscent lächelte. »Teufel auch, du bist zu sehr mit deinen eigenen Schwierigkeiten beschäftigt, um es zu merken. Krieg? Welcher Krieg? «
»Lebe wohl «, sagte
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