Warte auf das letzte Jahr
schweren, starren, zusammengesunkenen Körper bohrte und verschwand.
»Teagarden «, sagte Eric, »ich schlage vor …« Er richtete sich auf und setzte eine Zigarette in Brand. »Wir sollten überprüfen, ob hier im Weißen Haus ein Fall von überhö h tem Blutdruck oder arterieller Verengung aufgetreten ist. «
»Schon geschehen «, versicherte Teagarden. »Eine von den Angestellten im dritten Stock. Sie litt seit ihrer Geburt an einer Gefäßverengung. Die Krise trat ein, weil sie eine Überdosis Amphetamine zu sich genommen hatte; sie b e gann ihre Sehkraft einzubüßen, und wir hatten gerade mit der Operation begonnen, als ich hierhergerufen wurde. «
»Dann wissen Sie es also «, sagte Eric.
»Was weiß ich? « Teagarden hatte seine Stimme g e dämpft, so daß nur Eric ihn verstehen konnte. »Wir werden uns später darüber unterhalten. Aber ich kann Ihnen vers i chern, daß ich nichts weiß. Genauso wie Sie. «
Premierminister Freneksy gesellte sich zu Ihnen. »Wie lange wird es dauern, bis Molinari wieder an der Konferenz teilnehmen kann? «
Eric und Teagarden blickten einander an.
»Schwer zu sagen «, antwortete Teagarden schließlich.
»Stunden? Tage? Wochen? Das letztemal hat es zehn T a ge gedauert. « Etwas wie Hilflosigkeit glomm in Freneksys Augen auf. »Ich kann unmöglich so lange auf der Erde ble i ben; wenn wir in spätestens zweiundsiebzig Stunden nicht fortfahren können, werden wir die Konferenz vertagen mü s sen. « Hinter ihm begannen seine Delegierten, die militär i schen, wirtschaftlichen und protokollarischen Berater, b e reits ihre Unterlagen zurück in ihre Aktentaschen zu packen und sich zum Aufbruch vorzubereiten.
»Wahrscheinlich wird er selbst nach den zwei Tagen R u hezeit, die eine derartige Operation erfordert, noch nicht kräftig genug sein; seine körperliche Verfassung ist …«
Premierminister Freneksy hörte nicht mehr zu, sondern wandte sich an Prindle. »Und selbst Sie als Vizesekretär h a ben nicht die Vollmacht, die nötigen Entscheidungen zu treffen? Was für eine widerwärtige Situation! Kein Wunder, daß die Erde …« Er verstummte. »Generalsekretär Molinari ist mein persönlicher Freund «, sagte er dann. »Ich bin sehr um sein Wohlergehen besorgt. Aber warum muß der Lil i stern in diesem Krieg die Hauptlast tragen? Warum kann die Erde nicht auf eigenen Beinen stehen? «
Weder Prindle noch die beiden Ärzte sagten etwas darauf.
In seiner eigenen Sprache gab Freneksy den Mitgli e dern seiner Delegation einen knappen, barschen Befehl; die Sternmenschen erhoben sich und wandten sich zum Gehen.
Molinaris plötzliche Erkrankung hatte die Konferenz platzen lassen. Zumindest für den Augenblick. Eric empfand ungeheure Erleichterung.
Seine Krankheit hatte Molinari einen Ausweg ermöglicht. Auch wenn es nur vorübergehend war.
Trotzdem war dies ein Erfolg. Die anderthalb Millionen Terraner, die der Lilistern für seine Fabriken angefordert hatte, würden auf der Erde bleiben können … Eric blickte zu Teagarden hinüber, und der Doktor schenkte ihm ein kurzes zustimmendes, verstehendes Lächeln. Währenddessen arbe i tete der Bohrer pfeifend weiter.
Eine psychosomatische, hypochondrische Krankheit hatte sehr vielen Menschen das Leben gerettet, und Eric konnte sich nicht dagegen wehren, den Wert der medizinischen Wissenschaft, die Folgen zu überdenken, die eine »Heilung « Molinaris mit sich bringen würde.
Ihm schien es, während er zuhörte, wie der Bohrer arbeit e te, daß er allmählich die Situation zu durchschauen begann – und daß er verstand, was der kranke UNO-Generalsekretär wirklich von ihm erwartete, Molinari, vornübergesunken auf dem Konferenztisch liegend, blind und taub, in einem Z u stand, in dem für ihn die Konferenz und Premierminister Freneksy nicht mehr existierten.
Später, in seinem streng bewachten Schlafzimmer, von einigen Kissen gestützt, saß Molinari in seinem Bett und blätterte mit zittrigen Fingern in einer Ausgabe der New York Times, die neben ihm auf dem Nachttisch gelegen ha t te.
»Das Lesen schadet mir doch nicht, oder, Doktor? « fragte er mit schwacher Stimme.
»Ich glaube nicht «, antwortete Eric. Die Operation war erfolgreich verlaufen; der erhöhte Blutdruck hatte sich wi e der normalisiert und auf ein Niveau eingependelt, das bei einem Mann seines Alters und seiner körperlichen Verfa s sung zu erwarten war.
»Hier, sehen Sie sich an; diese verdammten Zeitungen bekommen auch alles mit! « Molinari
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