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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ihn, welches Organ versagt hat«, bat Eric.
    Der Telefonist hatte ihn gehört. »Sein Herz. Sind Sie das, Dr. Sweetscent? Dr. Teagarden sagte, die Aorta-Arterie sei geplatzt …«
    »Ich werde ein Transplantherz mitnehmen«, wandte sich Eric an Virgil. Zu dem Telefonisten im Weißen Haus sagte er: »Weisen Sie Teagarden an, Molinaris Körpertemperatur soweit wie möglich zu verringern; aber ich nehme an, er hat das bereits von sich aus gemacht.«
    »Auf dem Landedach steht ein gutes, superschnelles Schiff«, informierte ihn Virgil. »Das Schiff, mit dem wir zum 35er Wash geflogen sind; zweifellos ist es das beste in der ganzen Umgebung.«
    »Ich werde das Herz selbst holen«, entschied Eric. »Während ich in mein Büro gehe, können Sie das Schiff schon einmal startklar machen.« Er war jetzt vollkommen ruhig. Entweder war es zu spät oder nicht. Entweder kam er rechtzeitig in Cheyenne an oder nicht. Eile hatte jeden Wert verloren.
    Als Virgil die Telefonzentrale von TF&D anwählte, brummte er: »Jenes 2056, das Sie erlebt haben, hat mit unserer Welt nichts zu tun.«
    »Offenbar nicht«, stimmte Eric zu. Und rannte hinaus zum Aufzug.
     

 
13
     
    Auf dem Landedach des Weißen Hauses wurde er bereits von Don Festenburg erwartet. Festenburg war bleich und stotterte vor Aufregung. »W-wo waren Sie, Doktor? Sie haben niemandem gesagt, daß Sie Cheyenne verlassen wollten; wir dachten, Sie würden sich noch irgendwo hier in der Nähe aufhalten.« Er eilte auf den nächsten Eingang zu.
    Eric folgte ihm mit dem verpackten Transplantherzen unter dem Arm. An der Tür zum Schlafzimmer des Generalsekretärs trafen sie mit Teagarden zusammen; der Arzt wirkte übermüdet. »Wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt, Doktor?«
    Ich habe versucht, den Krieg zu beenden, dachte Eric, aber er fragte lediglich: »Wie weit haben Sie ihn gekühlt?«
    »Der Stoffwechsel ist zum Stillstand gekommen; glauben Sie, ich wüßte nicht, was in einer derartigen Situation zu tun ist? Ich habe schriftliche Instruktionen erhalten, die automatisch in dem Moment ihre Gültigkeit bekommen, wenn Molinari bewußtlos oder tot ist und nicht mehr wiederbelebt werden kann.« Er reichte Eric die Unterlagen.
    Mit einem Blick hatte Eric den wichtigsten Punkt erfaßt. Kein Transplantorgan. Unter keinen Umständen. Selbst wenn dies die einzige Chance für Molinaris Überleben sein sollte.
    »Ist das bindend?« fragte Eric.
    »Wir haben den Justizminister gefragt«, erwiderte Teagarden. »Es ist bindend. Sie sollten das wissen; man kann jemanden nur mit dessen schriftlicher Zustimmung ein Transplantorgan einsetzen.«
    »Aber warum hat er das angeordnet?« Eric schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Teagarden. »Wollen Sie noch einen Versuch machen, ihn ohne das Transplantherz, das Sie mitgebracht haben, wiederzubeleben?« Seine Stimme klang verbittert und resigniert. »Das ist alles, was uns noch bleibt. Er klagte über sein Herz, bevor Sie verschwanden; er sagte Ihnen – ich habe es gehört –, daß er glaubte, eine Arterie sei geplatzt. Und Sie gingen trotzdem fort.« Er starrte Eric an.
    »Das ist das Problem mit Hypochondern«, erklärte Eric. »Man kann nie sicher sein.«
    »Nun«, seufzte Teagarden, »in Ordnung – aber ich verstehe es trotzdem nicht.«
    Eric wandte sich an Don Festenburg. »Was ist mit Freneksy? Weiß er Bescheid?«
    Mit einem schwachen, nervösen Lächeln erwiderte Festenburg: »Natürlich.«
    »Und seine Reaktion?«
    »Besorgnis.«
    »Ich schlage vor, daß Sie weiteren Schiffen des Lilisterns die Landeerlaubnis verweigern.«
    »Doktor«, schnappte Festenburg, »Ihre Aufgabe ist es, den Patienten gesund zu machen und nicht, die Politik zu bestimmen.«
    »Es würde mir helfen, wenn ich wüßte, daß …«
    »Cheyenne ist abgeriegelt«, räumte Festenburg schließlich ein. »Seit Molinaris Anfall ist Ihr Schiff das einzige, das landen durfte.«
    Eric betrat das Zimmer und begab sich an Molinaris Bett. Gino Molinari lag dort, eingehüllt in das Leitungsgewirr der Maschine, die seine Temperatur niedrig hielt und seine gesamten Körperfunktionen überwachte. Die plumpe, untersetzte Gestalt war kaum zu erkennen; sein Gesicht war vollkommen von einem neuen Gerät bedeckt, das bisher selten benutzt worden war und die hochkomplizierten Gehirnprozesse weiterfunktionieren ließ. Es war das Gehirn, das um jeden Preis erhalten werden mußte. Alles andere konnte versagen, aber nicht das Gehirn.
    Alles konnte versagen – wenn Molinari

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