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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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jemandem helfen und einen Nutzen aus meinem Zustand ziehen. Könnte mich der Generalsekretär gebrauchen? Eric, vielleicht könnte ich eine Möglichkeit finden, um für uns diesen Krieg zu beenden; ich könnte Molinari warnen, bevor er den Friedensvertrag unterzeichnet.« Hoffnung glomm in ihren Augen auf. »Wäre das nicht einen Versuch wert?«
    »Vielleicht.« Er erinnerte sich an Festenburgs Andeutungen; vielleicht hatte Molinari JJ-180 bereits benutzt. Aber der Maulwurf hatte zweifellos noch nicht versucht – oder es war ihm nicht gelungen –, einen Weg zurück in die Zeit zu finden, in der der Vertrag noch nicht unterschrieben worden war. Vermutlich wirkte die Droge auf jeden Menschen anders. So wie viele stimulierende, halluzinogene Drogen.
    »Könntest du mich mit ihm zusammenbringen?« fragte Kathy.
    »Ich … glaube schon.« Aber irgend etwas in ihm schien ihn zu warnen, ihm zur Vorsicht zu raten. »Aber es würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Im Augenblick erholt er sich von der Nierenoperation, wie du an sich wissen müßtest.«
    Schmerz verzerrte ihr Gesicht. »Mein Gott, mir geht es schrecklich, Eric. Ich habe das Gefühl, daß ich es nicht überleben werde. Gib mir irgendwelche Beruhigungsmittel; vielleicht helfen sie ein wenig.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, und er konnte sehen, wie sie zitterte. Ihr Zustand schien sich erheblich verschlechtert zu haben.
    »Ich bringe dich in das Lazarett des Weißen Hauses«, entschied er und stand auf. »Für die nächste Zeit wirst du dort bleiben, während ich herauszufinden versuche, was zu tun ist. Aber ich halte es für besser, dir keine Medikamente zu geben; möglicherweise wird dadurch die Drogenwirkung noch verstärkt. Bei einer neuen Substanz weiß man nie …«
    Kathy schnitt ihm das Wort ab. »Willst du wissen, was ich getan habe, Eric, während du nach dem Geheimdienst geschickt hast? Ich habe eine Kapsel mit JJ-180 in deine Kaffeetasse entleert. Lach nicht, ich meine es ernst. Es ist wahr, und du hast deinen Kaffee getrunken. Du bist jetzt ebenfalls süchtig. Die Wirkung müßte jeden Augenblick einsetzen; du solltest besser die Cafeteria verlassen und in dein Konap zurückkehren, denn dir steht einiges bevor.« Ihre Stimme klang düster. »Ich habe es getan, weil ich dachte, du würdest mich jetzt einsperren lassen; du hast es gesagt, und ich habe es geglaubt. Also ist es deine eigene Schuld. Es tut mir leid … Ich wünschte, ich hätte es nicht getan, aber zumindest hast du jetzt einen Grund, um mich zu heilen; du mußt eine Lösung finden. Ich konnte nicht nur auf deinen guten Willen vertrauen; dafür hat es zuviel Streit zwischen uns gegeben. Ist es nicht so?«
    »Ich habe gehört«, sagte er mühsam, »daß Süchtige so handeln; ihnen gefällt es, andere Menschen abhängig zu machen.«
    »Vergibst du mir?« fragte Kathy und erhob sich ebenfalls.
    »Nein«, erwiderte er. Er war wütend und wie betäubt. Und ich vergebe dir nicht nur nicht, dachte er, sondern ich werde alles tun, um zu verhindern, daß du geheilt wirst. Alles, was jetzt noch für mich zählt, ist, dir das heimzuzahlen. Selbst wenn das bedeutet, daß ich ebenfalls nicht geheilt werde. Nur noch Haß empfand er für sie. Ja, genau das hatte er von ihr erwartet; so war seine Frau. Und genau deshalb hatte er versucht, sich von ihr zu trennen.
    »Wir stecken jetzt beide in Schwierigkeiten«, erinnerte Kathy.
    So aufrecht wie möglich näherte er sich dem Ausgang der Cafeteria, setzte ein Bein vor das andere, vorbei an den Tischen, den anderen Gästen. Er verließ sie.
    Fast gelang es ihm. Fast.
     
    Alles kehrte zurück. Aber vollkommen anders. Neu. Verändert.
    Ihm gegenüber saß Don Festenburg. Er lehnte sich zurück und erklärte: »Sie haben Glück gehabt. Aber ich sollte es Ihnen besser erklären. Hier. Der Kalender.« Er schob ein Messingobjekt über den Schreibtisch. »Sie wurden ungefähr ein Jahr in die Zukunft versetzt.« Eric starrte den Kalender an. Sah eine kunstvolle Inschrift. »Wir schreiben heute den 17. Juni 2056. Sie gehören zu den wenigen Glücklichen, bei denen die Droge auf diese Art wirkt. Die meisten kehren zurück in die Vergangenheit und beginnen, alternative Universen zu erschaffen; Sie wissen schon, sie spielen so lange Gott, bis die Zerstörung ihres Nervensystems zu groß ist und sie langsam dahinsiechen.«
    Eric versuchte etwas zu sagen. Aber es gelang ihm nicht.
    »Sparen Sie Ihre Kräfte«, forderte ihn Festenburg auf, als er seine

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