Warte auf das letzte Jahr
Bürgersteig winkte er ein altmodisches Bodentaxi heran und befahl dem menschlichen Fahrer, ihn zur TF&D zu bringen.
Fünfzehn Minuten später betrat er zum wohl tausendstenmal das attraktive apteryxförmige, graugestrichene Gebäude und folgte den vertrauten Korridoren bis in sein Büro. Oder zumindest war es bis vor kurzem sein Büro gewesen.
Miss Perth, seine Sekretärin, blinzelte verblüfft. »Aber, Dr. Sweetscent – ich dachte, Sie seien in Cheyenne!«
»Ist Jack Blair in der Nähe?« Er blickte sich in dem großen, von niedrigen Trennwänden unterteilten Raum um, aber von seinem Assistenten war nichts zu sehen. Lediglich Bruce Himmel schlurfte im Hintergrund herum und hielt in der Hand eine Inventurliste und einen Schreibblock. »Wie sind Sie mit der Stadtbibliothek von San Diego zurechtgekommen?« fragte Eric ihn.
Verblüfft drehte sich Himmel zu ihm herum. »Ich bin in Berufung gegangen, Doktor. Und ich werde den Prozeß bis zur letzten Instanz durchfechten. Warum sind Sie nach Tijuana zurückgekehrt?«
Til Perth schaltete sich in das Gespräch ein. »Jack ist oben bei Mr. Virgil Ackerman, Doktor. Sie sehen müde aus. Sie haben wohl einen Haufen Arbeit in Cheyenne, oder? Was für eine Verantwortung!« Ihre langwimprigen blauen Augen sahen ihn mitfühlend an, und ihre großen Brüste schienen sogar noch auf eine mütterliche, elastische, anregende Art anzuschwellen. »Soll ich Ihnen eine Tasse Kaffee holen?«
»Gern. Danke.« Er setzte sich an seinen Schreibtisch und ruhte einen Moment aus, während er die Ereignisse des Tages noch einmal an seinem inneren Auge vorbeiziehen ließ. Seltsam, daß all diese Dinge ihn wieder an diesen Ort, in sein früheres Büro zurückgeführt hatten. Bedeutete dies, daß jetzt alles vorüber war? War seine kleine – oder doch nicht so kleine – Rolle in der Auseinandersetzung zwischen drei Rassen der Milchstraße beendet? Vier Rassen sogar, wenn man die Kreaturen von Beteigeuze miteinbezog, deren Gestalt an faulige Birnen erinnerte … Vielleicht war er die Verantwortung tatsächlich los. Ein Videogespräch mit Cheyenne, mit Molinari, war alles, was er noch erledigen mußte, und dann würde er wieder Virgil Ackermans Arzt sein und ihm Organ um Organ einpflanzen, sobald sie versagten. Aber da gab es immer noch Kathy Befand sie sich im Lazarett von TF&D? Oder im Krankenhaus von San Diego? Vielleicht versuchte sie, trotz ihrer Sucht ihr normales Leben weiterzuführen und für Virgil zu arbeiten. Sie war kein Feigling; sie würde bis zum Ende weitermachen.
»Befindet sich Kathy hier im Hause?« erkundigte er sich bei Til Perth.
»Ich werde es für Sie überprüfen, Doktor.« Sie schaltete ihr Tischkom ein. »Ihr Kaffee steht neben Ihnen auf dem Schreibtisch.«
»Danke.« Genüßlich schlürfte er den Kaffee. Es war fast wie in den alten Zeiten; schon immer war sein Büro für ihn eine Oase gewesen, ein Bereich, in dem die Vernunft galt und wo er von den Qualen seines verpfuschten Ehelebens verschont blieb. Hier konnte er sich der Illusion hingeben, daß die Menschen nett zueinander und daß die Beziehungen zwischen den Menschen freundlicher, sanfter waren. Und trotzdem – das genügte nicht. Es mußte auch Vertrauen geben. Selbst wenn sich diese Vertrautheit in eine zerstörerische Kraft verwandeln konnte.
Er nahm Papier und Kugelschreiber zur Hand und schrieb aus dem Gedächtnis die Formel des Gegenmittels für JJ-180 nieder.
»Sie liegt im Lazarett in der vierten Etage«, informierte ihn Miss Perth. »Ich wußte nicht, daß sie krank ist; handelt es sich um etwas Ernstes?«
Eric faltete das Blatt zusammen und gab es ihr. »Bringen Sie das Jonas. Er wird wissen, was es ist und was er damit anfangen soll.« Er fragte sich, ob er hinauf zu Kathy gehen und ihr sagen sollte, daß es bald ein Gegenmittel gab. Ja, er war dazu verpflichtet. »Na gut,« brummte er. »Ich werde sie besuchen.«
»Bestellen Sie ihr, daß ich ihr gute Besserung wünsche«, rief ihm Til Perth nach, als er das Büro verließ und hinaus in den Korridor schlurfte.
»Natürlich«, murmelte er.
Er erreichte das Lazarett. Kathy, bekleidet mit einem weißen wollenen Nachthemd, saß mit übereinandergeschlagenen Beinen und bloßen Füßen in einem Lehnstuhl und las in einer Zeitschrift. Sie wirkte alt und zusammengefallen, und offensichtlich stand sie unter dem Einfluß von starken Beruhigungsmitteln.
»Ich soll dir gute Besserung von Til ausrichten«, begrüßte er sie.
Langsam, mit sichtbarer
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