Warte auf das letzte Jahr
Drogensucht, was die langen Jahre, in denen ich Drogen genommen habe, letztendlich ermöglicht haben: Du bist mich losgeworden. Alles in allem hat es doch etwas Gutes erbracht.«
Selbst wenn es um sein Leben gegangen wäre, hätte er nicht sagen können, ob sie das nun sarkastisch meinte oder nicht. Er entschied sich, das Thema zu wechseln. »Wenn es dir wieder besser geht, wirst du dann weiter für TF&D arbeiten?«
»Eric, ich glaube, ich habe etwas in Bewegung gesetzt. Als ich unter dem Einfluß der Droge stand und zurück in die Vergangenheit reiste …« Sie brach ab und fuhr unter Schmerzen fort, denn das Sprechen machte ihr jetzt große Mühe: »Ich habe Virgil ein elektronisches Bauteil geschickt. Damals, Mitte der dreißiger Jahre. Mit einem Brief, aus dem hervorgeht, was er damit tun sollte und wer es ihm geschickt hat. Damit er sich später an mich erinnern würde. Das heißt jetzt, heute.«
»Aber …« sagte Eric und verstummte.
»Ja?« Es gelang ihr, sich auf seine Worte zu konzentrieren. »Habe ich etwas falsch gemacht? Die Vergangenheit geändert und alles durcheinandergebracht?«
Es war fast unmöglich, stellte er fest, ihr es zu sagen. Allerdings würde sie es auf jeden Fall herausfinden, sobald sie Erkundigungen einzuziehen begann. Virgil hatte das Teil nicht erhalten, denn als sie die Vergangenheit wieder verlassen hatte, verschwand auch das Teil; vermutlich hatte Virgil als Kind nur einen leeren Briefumschlag oder überhaupt nichts erhalten. Es stimmte ihn traurig, ihr das mitteilen zu müssen.
»Was ist?« fragte sie schwerfällig. »Ich kann an deinem Gesichtsausdruck ablesen – so gut kenne ich dich inzwischen –, daß ich irgend etwas falsch gemacht habe.«
»Ich bin nur überrascht«, versicherte Eric. »Über deinen Einfallsreichtum. Hör zu.« Er kniete neben ihr nieder und legte ihr seine Hand auf die Schulter. »Rechne nicht damit, daß sich irgend etwas dadurch geändert hat. Deine Stellung hier bei Virgil kann dadurch kaum beeinflußt werden, und außerdem zählt Virgil nicht zu den dankbarsten Menschen.«
»Aber es war einen Versuch wert; meinst du nicht auch?«
»Ja«, bestätigte er und richtete sich wieder auf. Er war froh, dieses Thema nicht weiter verfolgen zu müssen.
Er verabschiedete sich von ihr, klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter in die Etage, in der Virgil Ackermans Büro lag.
Als er eintrat, blickte Virgil auf und krächzte: »Ich habe gehört, daß Sie wieder zurück sind, Eric. Setzen Sie sich und erzählen Sie mir, was los ist; Kathy sieht schlecht aus, nicht wahr? Hazeltine hat nicht …«
»Hören Sie«, unterbrach Eric und schloß die Tür. Außer Virgil befand sich niemand im Raum. »Virgil, können Sie Molinari bitten, hierher zur TF&D zu kommen?«
»Warum?« Mit eulenhaften, wachsamen Augen starrte ihn Virgil an.
Eric sagte es ihm.
Als er fertig war, erklärte Virgil: »Ich werde Gino anrufen. Ich kann eine Andeutung fallenlassen, und da wir einander gut kennen, wird er auf intuitivem Wege verstehen, was ich von ihm will. Er wir kommen. Vermutlich sofort; wenn er handelt, dann blitzartig.«
»Ich werde hierbleiben«, entschied Eric, »und nicht nach Cheyenne zurückkehren. Vielleicht wäre es sogar besser, wieder ins Cäsar-Hotel zu gehen und auf Di aufzupassen.«
»Nehmen Sie eine Waffe mit«, riet Virgil. Er griff nach dem Hörer des Videofons und sagte: »Geben Sie mir das Weiße Haus in Cheyenne.« Eric flüsterte er zu: »Falls sie die Leitung abhören, wird ihnen das nicht viel nützen; sie werden nicht verstehen, wovon wir sprechen.« In den Hörer brummte er: »Ich möchte mit Generalsekretär Molinari verbunden werden; Virgil Ackerman persönlich ist am Apparat.«
Eric lehnte sich zurück und hörte zu. Alles lief ausgezeichnet. Er konnte die Gelegenheit nutzen und sich ein wenig entspannen.
Aus dem Videofon drang die Stimme des Weißen-Haus-Telefonisten, und sie klang verzweifelt und hysterisch. »Mr. Ackerman, ist Dr. Sweetscent bei Ihnen? Wir können ihn nicht finden, und Molinari, Mr. Molinari, meine ich, ist tot und kann nicht wiederbelebt werden.«
Virgil blickte auf und sah Eric an.
»Ich bin schon auf dem Weg«, erklärte Eric. Er fühlte nur eine innere Leere. Sonst nichts.
»Ich wette, es ist zu spät«, bemerkte Virgil.
»Mr. Ackerman«, kreischte der Telefonist, »er ist jetzt schon seit zwei Stunden tot; Dr. Teagarden kann absolut nichts für ihn tun und …«
»Fragen Sie
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