Warte, bis du schlaefst
Als ersten Schritt werde ich eine Reise unternehmen. Meine Freunde, die Clarences, wollen an diesem Freitag mit ihrer Jacht zu einer Kreuzfahrt um die griechischen Inseln aufbrechen. Sie wollen mich schon eine ganze Weile dazu überreden, sie zu begleiten. Und ich habe gerade beschlossen, dass ich das tun werde.« Als ob sie die Endgültigkeit ihres Entschlusses unterstreichen wollte, legte sie ihre Gabel wieder auf dem Tisch ab.
Ich lehnte mich zurück und dachte über diese unerwartete Wendung der Dinge nach. Ich hatte vorgehabt, Elliott von meiner Verabredung mit dem Hausmeisterehepaar Kramer am Mittwoch zu berichten, was ich jetzt natürlich
unterließ. Es war schon merkwürdig: Nun endlich war Mom bereit, sich mit Macks Situation abzufinden; etwas, wozu ich sie seit Jahren gedrängt hatte, wogegen ich mich jetzt allerdings wehrte. Mit jeder Stunde, die verging, war ich mehr davon überzeugt, dass sich Mack in einer äußerst schwierigen Lage befand und ganz auf sich allein gestellt war. Ich wollte bereits diese Möglichkeit zur Sprache bringen, doch dann presste ich die Lippen zusammen. Wenn Mom verreist war, müsste ich meine Nachforschungen nach Mack nicht vor ihr verbergen oder sie gar deswegen anlügen.
»Wie lange dauert die Kreuzfahrt, Mom?«, fragte ich.
»Mindestens drei Wochen.«
»Ich glaube, das ist eine großartige Idee«, sagte ich aufrichtig.
»Das glaube ich auch«, pflichtete Elliott bei. »Und nun zu dir, Carolyn. Immer noch daran interessiert, Assistentin bei der Staatsanwaltschaft zu werden?«
»Absolut«, antwortete ich. »Aber ich werde noch einen oder zwei Monate warten, bevor ich mich bewerbe. Sollte ich das Glück haben und sofort genommen werden, werde ich für eine geraume Weile keine Freizeit mehr haben.«
Der Rest des Abends verlief in angenehmer Stimmung. Mom, die blendend aussah in ihrer hellblauen Seidenbluse mit dazu passenden Hosen, lebte auf und lächelte viel. So hatte ich sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Ihre Entscheidung, die Situation zu akzeptieren, schien ihr ihren Seelenfrieden zurückgegeben zu haben.
Auch Elliotts Stimmung hellte sich auf, während er sie dabei beobachtete. Als Kind habe ich mich manchmal gefragt, ob Elliott auch im Bett Hemd und Krawatte trug. Er achtete immer penibel auf äußere Formen, doch wenn
meine Mutter ihren Charme versprühte, schmolz er sofort dahin. Er war ein paar Jahre älter als Mom, weshalb ich mir zuweilen die Frage stellte, ob er sich seine vollen schwarzen Haare tönen ließ. Er hielt sich stets tadellos aufrecht wie ein Berufsoffizier. Sein Gesichtsausdruck war normalerweise zurückhaltend, sogar abweisend, es sei denn, er lächelte oder lachte, dann nämlich klärte sich seine gesamte Erscheinung auf, und man erhielt einen kurzen Einblick auf eine spontanere Persönlichkeit, die sich hinter der Fassade unerschütterlicher Förmlichkeit verbarg.
Scherzend pflegte er über sich zu sagen: »Mein Vater Franklin Delano Wallace wurde nach Präsident Franklin Delano Roosevelt benannt, einem entfernten Cousin, der für Vater immer der große Held geblieben ist. Was meint ihr, weshalb ich den Namen Elliott trage? Nun, das war der Name, den der Präsident einem seiner Söhne gab. Man darf nicht vergessen, dass Roosevelt trotz allem, was er für die einfachen Menschen getan hat, in erster Linie ein Aristokrat war, wie er im Buche steht. Und ich fürchte, mein Vater war nicht nur ein Aristokrat, sondern auch ein ausgesprochener Snob. Wenn ich euch also manchmal übertrieben förmlich vorkomme, dann ist daran einzig und allein der Steifkragen schuld, der mich großgezogen hat.«
Als wir beim abschließenden Kaffee angekommen waren, war ich mittlerweile überzeugt, es sei besser, wenn ich Elliott gegenüber nicht einmal andeutete, dass ich weiterhin aktiv nach Mack suchen wollte. Ich erbot mich, während Moms Abwesenheit in ihrer Wohnung zu bleiben, und sie nahm dieses Angebot freudig an. Die kleine Wohnung in Greenwich Village, die ich im letzten September zu Beginn meiner Assistenzzeit bei Richter Huot bezogen hatte, war nicht so ganz nach ihrem Geschmack. Jedenfalls ahnte sie
bestimmt nicht, dass ich hauptsächlich deswegen in Sutton Place blieb, weil ich erreichbar sein wollte, falls Mack von meiner Suche nach ihm erfuhr und Kontakt zu mir aufnehmen wollte.
Vor dem Restaurant winkte ich mir ein Taxi heran. Elliott und Mom zogen es vor, zu Fuß bis Sutton Place zu gehen. Als sich das Taxi entfernte, sah ich mit gemischten
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