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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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an. Wir treffen uns bei Ihnen. Wie weit ist es von dieser Bar bis zu Ihrer Wohnung?«
    »Ungefähr eine Meile.«
    »Hat sie vielleicht ein Taxi genommen?«
    »Es war warm draußen. Ich glaube eher, dass sie zu Fuß gegangen ist.«
    Allein durch die dunklen Straßen, spät in der Nacht, dachte Andrews. Er versuchte, seine Stimme unter Kontrolle zu halten, als er sagte: »Ich bin in einer Stunde bei Ihnen. Rufen Sie weiter alle Leute an, die vielleicht eine Ahnung haben könnten, wo sie ist.«
     
    Dr. Gregg Andrews stand unter der Dusche, als das Telefon ging, und er beschloss, diesen Anruf dem Anrufbeantworter zu überlassen. Er war nicht im Dienst und mit einer Frau verabredet, die er am Abend zuvor bei einem Cocktailempfang anlässlich der Vorstellung eines neuen Romans eines seiner Freunde kennengelernt hatte. Wie schon sein Vater vor ihm bis zu seiner Pensionierung, war er Herzchirurg am New York Presbyterian Hospital. Nach dem Abtrocknen ging er hinüber in sein Schlafzimmer und überlegte, dass es an diesem Maiabend doch recht kühl geworden war. Vor seinem Schrank stehend, wählte er ein langärmeliges hellblaues Hemd, hellbraune Hosen und ein marineblaues Sakko.
    Leesey sagt immer, ich würde so spießig aussehen, dachte er und musste über seine zwölf Jahre jüngere Schwester lächeln. Sie meint, ich sollte mir ein paar Sachen in schönen Farbtönen besorgen und kombinieren.
    Außerdem meint sie, ich sollte mir Kontaktlinsen anschaffen und mir die Haare wachsen lassen, dachte er.
    »Gregg, du siehst richtig gut aus, nicht so sehr im Sinn
von ›schön‹, aber du hast so eine gewisse Ausstrahlung«, hatte sie ihn in sachlichem Ton belehrt. »Damit meine ich Männer und Frauen, die aussehen, als ob sie auch etwas im Kopf haben. Außerdem stehen sie alle auf Ärzte. Das ist so eine Art Vaterkomplex, glaube ich. Aber es könnte nicht schaden, wenn du ein bisschen mehr Pep in dein Äußeres bringst.«
    Das Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte. Er überlegte, ob er es einfach ignorieren sollte, doch dann drückte er doch den Wiedergabeknopf.
    »Gregg, hier spricht Dad. Leeseys Wohnungsgenossin hat mich gerade angerufen. Leesey ist verschwunden. Sie ist gestern Nacht allein von einer Bar nach Hause gegangen, und seitdem hat sie niemand gesehen. Ich bin auf dem Weg zu ihrer Wohnung. Komm du auch dahin. Wir treffen uns dort.«
    Auf einen Schlag ernüchtert, stellte Gregg Andrews den Anrufbeantworter ab und wählte die Telefonnummer im Wagen seines Vaters. »Dad, ich habe gerade deine Nachricht erhalten«, sagte er, als sich sein Vater meldete. »Wir treffen uns in Leeseys Wohnung. Ich rufe unterwegs noch Larry Ahearn an. Fahr bitte nicht zu schnell.«
    Gregg schnappte sich sein Handy und stürmte aus seiner Wohnung, erwischte den Aufzug, der gerade von einem höheren Stockwerk herabschwebte, lief durch die Eingangshalle, ohne den Portier zu beachten, und hinaus auf die Straße, um ein Taxi anzuhalten. Wie um diese Tageszeit üblich, war weit und breit keins zu sehen, das noch nicht besetzt gewesen wäre. Hektisch blickte er die Straße hinauf und hinunter in der Hoffnung, eines dieser illegalen Taxis zu entdecken, die oft an der Park Avenue auftauchten.
    Endlich erblickte er eines, das einen halben Block weiter
geparkt stand, hastete hin und stieg ein. Er rief dem Fahrer Leeseys Adresse zu, dann klappte er sein Handy auf, um seinen ehemaligen Zimmergenossen vom College in Georgetown anzurufen, der mittlerweile als Captain bei der Bezirksstaatsanwaltschaft von Manhattan arbeitete.
    Nach zweimaligem Klingeln ertönte Larry Ahearns Stimme, die den Anrufer aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen.
    Gregg schüttelte entnervt den Kopf und sagte: »Larry, hier spricht Gregg. Ruf mich auf meinem Handy zurück. Leesey ist verschwunden.«
    Er hört seine Nachrichten laufend ab, versuchte Gregg sich zu beruhigen, während sich der Wagen mit zermürbender Langsamkeit durch den Verkehr quälte. Als sie die Fifty-second Street überquerten, fiel ihm ein, dass in einer Viertelstunde die junge Frau, die er gestern Abend kennengelernt hatte, in der Bar des Four Seasons Hotel auf ihn warten würde.
    Er wollte ihr gerade eine Nachricht hinterlassen, als Ahearn zurückrief. »Erzähl mir, was mit Leesey los ist«, sagte er.
    »Sie war gestern Abend in einer Bar oder in einem Club, oder wie man diese Dinger im Village und in SoHo nennt. Sie ist allein nach Hause gegangen, als der Laden zugemacht hat, aber sie ist nicht dort

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