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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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steckt«, sagte sie ruhig. »Wenn er nicht unter Druck stünde und einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte, dann hätte er doch eher geschrieben ›Bitte sucht nicht nach mir‹, oder einfach ›Carolyn, lass mich bitte in Ruhe‹.«
    »Das ist genau das, was ich auch befürchte. Je länger ich über diese Nachricht nachdenke, desto mehr spüre ich die Verzweiflung dahinter.«
    Ich erzählte Jackie von meinem Gespräch mit Detective Barrott. »Er hat mich ziemlich kurz abgefertigt«, sagte ich, »Der Zettel hat ihn überhaupt nicht interessiert. Er gab mir
zu verstehen, dass ich, wenn Mack in Ruhe gelassen werden wolle, seinen Wunsch zu respektieren hätte. Also habe ich selbst zu recherchieren begonnen und mich zuerst mit dem Hausmeisterehepaar aus Macks Wohnhaus getroffen.«
    Sie hörte zu, als ich ihr über die Begegnung berichtete, und unterbrach mich nur ein Mal, um etwas über Mrs. Kramer zu fragen: »Du meinst, sie schien nervös zu sein, als du mit ihr gesprochen hast?«
    »Sie war nervös, und sie hat die ganze Zeit zu ihrem Mann hinübergeschielt, als ob sie seine Zustimmung zu dem, was sie sagte, einholen wollte. Und dann haben sie mittendrin ihre Angaben darüber verändert, wann sie Mack zuletzt gesehen haben wollen und was er dabei angehabt hat.«
    »Nun, das Gedächtnis ist unzuverlässig, besonders nach zehn Jahren, das wissen wir ja«, sagte Jackie nachdenklich. »An deiner Stelle würde ich versuchen, noch einmal mit Mrs. Kramer zu sprechen, wenn ihr Mann nicht in der Nähe ist.«
    Ich nahm mir das fest vor und erzählte ihr dann von meinem zweiten Gespräch mit Detective Barrott. Jackie war nicht klar gewesen, dass Leesey Andrews in meinem unmittelbaren Nachbarhaus wohnte. Ich erzählte ihr, dass Detective Barrott dort auf mich gewartet hatte und dass bei mir das Gefühl aufgekommen war, hinter seinem Wunsch, mit mir in Kontakt zu bleiben, müsse noch mehr stecken.
    Jackies Miene verdüsterte sich. Sie wirkte jetzt äußerst besorgt. »Ich bin sicher, Detective Barrott ärgert sich mittlerweile, dass er dir damals diesen Zettel nicht abgenommen hat«, sagte sie aufgeregt. »Bestimmt wird er bald aufkreuzen und dich darum bitten.«

    »Worauf willst du hinaus?«, fragte ich.
    »Carolyn, hast du vergessen, was damals durch die Nachrichten ging, kurz vor Macks Verschwinden? Diese Fälle von vermissten jungen Frauen? Erinnerst du dich nicht daran, dass auch eine Gruppe von Columbia-Studenten, darunter Mack, in dieser Bar in SoHo gewesen ist, wo die erste der später verschwundenen Frauen zuletzt gesehen wurde? Das war nur wenige Wochen, bevor Mack selbst verschwunden ist.«
    »Daran habe ich gar nicht mehr gedacht«, gab ich zu. »Aber warum ist das jetzt so wichtig?«
    »Weil du der Staatsanwaltschaft einen möglichen Verdächtigen geliefert hast. Mack will nicht, dass du ihn aufspürst, was, wie ich gerade gesagt habe, bedeuten könnte, dass er in irgendwelchen Schwierigkeiten steckt. Es könnte aber auch noch etwas ganz anderes bedeuten. Er hat deine Mutter Sonntagnacht angerufen und am Vormittag die Nachricht in die Kollekte geschmuggelt. Angenommen, Mack wollte sich danach anschauen, wo du jetzt wohnst, vielleicht mit der Absicht, dich noch einmal davor zu warnen, nach ihm zu suchen. Die Adresse deiner Wohnung ist im Telefonbuch verzeichnet. Angenommen, er hat sich am frühen Dienstagmorgen in der Gegend aufgehalten und Leesey Andrews gesehen, die allein nach Hause ging. Ich wette, das ist genau das, was sich dein Detective Barrott zusammengereimt hat.«
    »Jackie, bist du verrückt?«, wollte ich herausplatzen, doch die Worte blieben mir im Halse stecken. Plötzlich überfiel mich die schreckliche Angst, sie könnte Barrotts Gedankengang zutreffend analysiert haben. In seinen Augen – und ich selbst hatte ihn auch noch darauf gebracht – war mein Bruder zu einem Verdächtigen im Fall Leesey Andrews
geworden, und darüber hinaus vielleicht auch im Fall der jungen Frau, die vor zehn Jahren verschwunden war, nur wenige Wochen, bevor er selbst untertauchte.
    Und dann erinnerte ich mich zu meinem Entsetzen, dass nicht nur eine, sondern drei junge Frauen in diesen zehn Jahren vermisst gemeldet wurden, bevor Leesey Andrews auf dem Weg zu ihrer Wohnung spurlos verschwand.
    Wäre es denkbar, dass Barrott sogar mit dem Gedanken spielte, Mack könnte zu einem Serienmörder geworden sein?

21
    Wenn dieser Geruch von Todesangst ihm in die Nase stieg, bevor er sie auslöschte – das war eigentlich das

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