Warte, bis du schlaefst
ausrichten kann, und ich habe den Eindruck, dass ihre Gefühle sich mir gegenüber verändert haben. Ich bin in ihren Augen inzwischen mehr als nur Charleys bester Freund und der treue Vermögensverwalter der Familie. Das habe ich gemerkt, als ich ihr das letzte Mal einen Abschiedskuss gegeben habe. Und das habe ich auch gemerkt, als sie mir anvertraut hat, dass Carolyn frei sein müsse von den ewigen Sorgen, die sie sich um sie mache, und vor allem habe ich das daran gemerkt, dass sie nun ernsthaft die Wohnung in Sutton Place verkaufen will.
Elliott stand auf, ging zu dem Teil des Mahagonibücherschranks, der einen Kühlschrank enthielt, und öffnete die Tür. Während er eine Flasche Wasser herausnahm, dachte er darüber nach, ob es noch zu früh sei, um Olivia einen Vorschlag zu machen: ob sie sich vorstellen könne, in eine Penthousewohnung an der Fifth Avenue zu ziehen, einen Häuserblock vom Metropolitan Museum entfernt.
Meine Penthousewohnung, dachte er mit einem Lächeln. Schon als ich sie vor fünfundzwanzig Jahren nach der Scheidung gekauft habe, stellte ich mir vor, dass ich sie für Olivia kaufen würde.
Das Telefon klingelte, und gleich darauf erklang die Stimme seiner Privatsekretärin mit ihrem typisch britischen
Akzent aus dem Lautsprecher. »Mrs. MacKenzie am Apparat, Sir.«
Elliott eilte zurück an seinen Schreibtisch und nahm den Hörer auf.
»Elliott, hier spricht Liv. June Crabtree sollte zum Essen kommen, doch sie hat in letzter Minute abgesagt. Ich weiß, dass Carolyn sich mit ihrer Freundin Jackie trifft. Hättest du unter Umständen Lust, mich zum Essen auszuführen?«
»Aber mit dem größten Vergnügen. Was hältst du davon, wenn wir gegen sieben zunächst ein Gläschen bei mir trinken und danach ins Le Cirque gehen?«
»Wunderbar. Dann bis später.«
Als er den Hörer auflegte, merkte Elliott, dass sich ein paar Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet hatten. Nie habe ich mir in meinem Leben etwas stärker gewünscht, dachte er. Nichts darf mir jetzt noch dazwischenkommen, und doch habe ich so große Angst, dass das geschieht. Schließlich entspannte er sich und lachte laut auf, als er daran denken musste, wie sein Vater auf diese Art von negativem Denken reagiert hätte.
Wie schon Cousin Franklin sagte, ging ihm durch den Kopf, das Einzige, wovor wir Angst haben müssen, ist die Angst selbst.
19
Am späten Mittwochnachmittag und bis weit in die Nacht hinein klebten Studenten der New York University überall in Greenwich Village und SoHo Plakate an Schaufenster, Telefonkästen und Bäume in der Hoffnung, dass irgendjemand Lisa »Leesey« Andrews darauf erkennen und einen Hinweis geben könnte, der bei der Suche weiterhelfen würde.
Auf dem Plakat war eine lächelnde Leesey zu sehen, wie sie ihre Mitbewohnerin wenige Tage zuvor fotografiert hatte, dazu Angaben über Größe und Gewicht, die Adresse des Woodshed , der Zeitpunkt, an dem sie die Bar verlassen hatte, ihre eigene Adresse, ihr mutmaßliches Ziel sowie ein Hinweis auf die fünfzigtausend Dollar Belohnung, die ihr Vater und Nicholas DeMarco ausgesetzt hatten.
»Mehr Informationen, als wir sonst herausgeben, aber wir ziehen jetzt alle Register«, sagte Captain Larry Ahearn am Mittwochabend um neun Uhr zu Leeseys Bruder. »Aber, Gregg, ich will aufrichtig zu dir sein. Die Wahrheit ist, wenn Leesey entführt wurde, dann verringern sich mit jeder weiteren Stunde die Chancen, dass wir sie lebend und unversehrt finden.«
»Das weiß ich.« Gregg Andrews war ins Dezernat gefahren, nachdem er seinem Vater ein starkes Beruhigungsmittel gegeben und ihn überredet hatte, sich im Gästezimmer seiner Wohnung schlafen zu legen. »Larry, ich
fühle mich so verdammt hilflos. Was kann ich tun?« Er sank auf seinem Stuhl zusammen.
Captain Ahearn beugte sich über den Tisch zu Gregg vor. Seine Miene blieb vollkommen sachlich. »Du kannst eine Stütze für deinen Vater sein und dich um deine Patienten im Krankenhaus kümmern. Überlass den Rest uns, Gregg.«
Gregg bemühte sich redlich, ein bisschen erleichtert zu wirken. »Ich werd’s versuchen.« Er erhob sich langsam, als ob ihm jede Bewegung Mühe bereitete. Als er die Tür von Ahearns Büro erreichte, drehte er sich noch einmal um. »Larry, du hast gerade gesagt: › wenn Leesey entführt wurde‹. Bitte verschwendet nicht eure Zeit mit der Annahme, dass sie uns freiwillig so etwas antun würde.«
Gregg öffnete die Tür und fand sich Angesicht in Angesicht mit Roy Barrott
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