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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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weiteren stürmischen Tag beschert. Bei einem Blick aus dem Fenster sah ich, dass die Leute Jacken trugen und die Hände in den Hosentaschen vergruben, und so entschied ich mich doch gegen ein leichtes Kostüm und schlüpfte in einen sportlichen Hosenanzug aus Samt, in dem ich weniger wie eine Anwältin und eher unauffällig wirkte. Besonders vorteilhaft sah er nicht aus. Er war dunkelgrau, und als ich in den Spiegel sah, stellte ich fest, dass er die Schatten unter meinen Augen und die ungewöhnliche Blässe meiner Haut nur noch betonte. Normalerweise trage ich tagsüber nicht besonders viel Make-up, doch diesmal nahm ich mir die Zeit, Grundierung, einen Hauch von Lidschatten, Rouge, Wimperntusche und Lippenstift aufzutragen. Jetzt habe ich mich auch noch ordentlich aufgedonnert, nur um meinen Bruder zu verteidigen, dachte ich, ärgerte mich aber sofort über die Bitterkeit meines Gedankens.
    Wäre ich doch nicht zu Detective Barrott gegangen. Hätte ich doch nicht die Kassette in Macks Koffer gefunden. Sinnlose Gedanken.
    Kopfschmerzen kündigten sich an, also ging ich, obwohl ich keinen Hunger verspürte, hinunter in die Küche, setzte eine Kanne Kaffee auf und röstete einen englischen Muffin.
Ich trug alles in die Frühstücksecke und setzte mich an den Tisch, von dem aus man den spektakulären Blick über den East River genießen konnte. Aufgrund des stürmischen Windes herrschte sichtlich eine starke Strömung, und unwillkürlich zog ich eine Parallele zu meiner eigenen Befindlichkeit. Ich fühlte mich von einer Strömung mitgerissen, gegen die ich nicht ankämpfen konnte, und so musste ich mich wohl oder übel von ihr weitertreiben lassen, bis sie mich überwältigte oder mich freigab.
    Ich war in diesen wenigen Tagen froh gewesen, dass Mom in Griechenland unterwegs war und ich die Wohnung ganz für mich hatte. Doch jetzt, wo sie wieder in New York war, hatte ich ein ganz komisches Gefühl bei dem Gedanken, dass sie nicht in ihrer eigenen Wohnung wohnte. Als ich das Gebäude verließ, verstand ich jedoch, warum. Die Fahrzeuge der Medien waren in voller Stärke angerückt, und die Reporter stürzten sich sofort auf mich, um mir eine Erklärung abzuringen. Genau so ist es ihr gestern Abend ergangen, dachte ich.
    Ich hatte beim Empfang angerufen und den Portier gebeten, ein Taxi für mich zu rufen. Es wartete bereits eines auf mich, als ich hinaustrat. Die Mikrofone ignorierend, stieg ich hastig ein und sagte: »Fahren Sie erst mal los.« Ich wollte vermeiden, dass jemand mitbekam, welches Ziel ich ihm nannte. Zwanzig Minuten später saß ich im Empfangsraum von Lucas Reeves’ Büro. Pünktlich um zehn Uhr dreißig begleitete er ein angespannt wirkendes Paar, vermutlich Kunden von ihm, zur Eingangstür, schaute sich um und kam auf mich zu. »Ms. MacKenzie, bitte kommen Sie.«
    Wir waren uns nur ein einziges Mal vor zehn Jahren in die Wohnung meiner Eltern begegnet, daher hatte er sich
entweder an mein Gesicht erinnert, oder er war einfach davon ausgegangen, dass ich Carolyn MacKenzie sein müsse, weil sonst niemand im Empfangsraum wartete.
    Lucas Reeves war noch kleiner, als ich ihn in Erinnerung hatte. Ich schätze, dass er mit Schuhen nicht viel mehr als einen Meter sechzig maß. Er besaß eine dichte grau melierte Haarmähne, die offenbar so getönt war, dass der Eindruck eines natürlichen Ergrauens entstehen sollte. Um seine Mundwinkel zeichneten sich viele kleine Falten ab, woraus ich schloss, dass er ein starker Raucher gewesen war. Seine tiefe, angenehme Stimme wirkte im ersten Moment ungewöhnlich für seine kleine Statur, doch passte sie zu seinen freundlichen Augen und seinem kräftigen Händedruck.
    Ich folgte ihm in sein Büro. Statt hinter seinen Schreibtisch zu gehen, führte er mich zu einer Sitzgruppe mit zwei Sesseln, einer Couch und einem Couchtisch. »Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, Ms. MacKenzie«, sagte er, während er mir einen der Sessel anbot, »aber ich trinke um diese Zeit immer meinen zweiten Kaffee. Kann ich Ihnen auch einen anbieten? Oder möchten Sie lieber, wie meine britischen Freunde, eine Tasse Tee?«
    »Ich hätte sehr gerne schwarzen Kaffee«, sagte ich.
    »Wunderbar, dann wollen wir beide das Gleiche.«
    Die Dame vom Empfang öffnete die Tür und streckte den Kopf herein. »Was darf ich bringen, Mr. Reeves?«
    »Zweimal schwarz. Danke, Marge.« Wieder an mich gewandt, sagte er: »In diesen Zeiten der politischen Korrektheit habe ich eines Tages angefangen, den

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