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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ehrliches Bild von ihm machen konnte. Er sah gut aus, er war witzig. Im Nachhinein glaube ich, dass er durchaus mit mir geflirtet hat, und ich war damals so jung, dass ich geglaubt habe, ich bedeute ihm etwas Besonderes. Mack hat mich vor ihm gewarnt, und danach habe ich bei den wenigen Gelegenheiten, die er noch zum Abendessen zu uns kam, dafür gesorgt, dass ich nicht da war, sondern mit meinen Freunden ausging.«
    »Mack hat Sie vor ihm gewarnt?« Reeves zog eine Augenbraue hoch.
    »Na ja, wie das große Brüder eben so tun. Meine Verliebtheit muss mir wohl deutlich anzumerken gewesen sein, und Mack sagte mir, dass alle Mädchen hinter Nick her seien. Abgesehen davon würde ich sagen, dass Nick mir, als ich ihn neulich sah, wie jemand erschien, der zurzeit eine Menge um die Ohren hat.«

    »Haben Sie mit ihm über den dritten Mitbewohner gesprochen, diesen Bruce Galbraith?«
    »Ja. Nick hat keinen Kontakt mehr zu ihm. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er Bruce besonders mochte. Er nannte ihn sogar den ›einsamen Fremden‹. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich in seinem Büro angerufen und eine Nachricht hinterlassen habe, aber bis jetzt hat er sich noch nicht gemeldet.«
    »Rufen Sie noch mal an. Ich glaube nicht, dass Bruce Galbraith bei dem momentanen Medieninteresse für Ihren Bruder Ihre Bitte um ein Gespräch ignorieren wird. In der Zwischenzeit werde ich sofort damit anfangen, unsere Daten über die anderen auf den neuesten Stand zu bringen. Dieser Hinweis auf den Muttertag hat die Polizei darauf gebracht, eine Verbindung zwischen Mack und dem Verschwinden von Leesey Andrews zu suchen und darüber hinaus dann auch auf die vorausgegangenen Fälle der anderen jungen Frauen. Nachdem Sie diesen ominösen Anruf von Leeseys Handy aus erhalten haben, wird die Polizei nunmehr überzeugt sein, dass er dahintersteckt. Alle Spuren führen im Moment zu Mack. Ich frage mich langsam, ob nicht alles, was passiert ist, an jenem Abend in The Scene seinen Ausgang genommen hat, Wochen, bevor Mack verschwunden ist.«
    Ich stürzte mich auf diesen Gedanken. »Mr. Reeves, wollen Sie damit andeuten, dass möglicherweise jemand absichtlich versucht, eine Verbindung zwischen Mack und dem Verschwinden dieser vier Frauen herzustellen?«
    »Ich halte das für nicht ausgeschlossen. Wie Sie selbst gesagt haben, gab es einen ausführlicheren Artikel vor wenigen Jahren, in dem darauf hingewiesen wurde, dass Ihr Bruder nur an Muttertag anruft. Es wäre denkbar, dass sich
jemand an diese Information erinnerte und sie jetzt benutzt, um den Verdacht von sich abzulenken. Es gibt alle möglichen Formen von Identitätsdiebstahl. Eine davon wäre, das bekannte Verhaltensmuster einer Person zu übernehmen, die verschwunden ist und sich nicht wehren kann. Leeseys Entführer besitzt ihr Handy. Und er könnte durchaus auch im Besitz Ihrer Telefonnummer sein, auch wenn diese nicht öffentlich zugänglich ist.«
    All das ergab einen Sinn. Als ich Reeves’ Büro verließ, hatte ich das Gefühl, diesmal auf den richtigen Menschen gestoßen zu sein, auf jemanden, der nach der Wahrheit suchen würde, ohne die vorgefasste Meinung im Kopf zu haben, dass Mack ein Mörder war.

38
    Begleitet von seinem Anwalt Paul Murphy, erschien Nick DeMarco am Donnerstagnachmittag im Büro der Bezirksstaatsanwaltschaft. Diesmal herrschte eine offen feindselige Stimmung in Captain Ahearns Zimmer. Es wurden keine Hände geschüttelt, und es gab auch kein kurzes Wort des Dankes dafür, dass er der Aufforderung, sich so bald wie möglich einzufinden, prompt nachgekommen war.
    Doch Nick beschäftigten ganz andere Probleme. Am frühen Dienstagmorgen war er nach Florida geflogen, nachdem ihm seine Mutter am Telefon in höchster Aufregung mitgeteilt hatte, dass sein Vater mit Schmerzen in der Brust ins Krankenhaus gebracht worden war. Als er dort eintraf, hatten die Tests bislang nichts Beunruhigendes ergeben, doch sie hatten seinen Vater vorsorglich in der Klinik behalten, um ganz sicherzugehen, dass es nicht doch noch zu einem Herzinfarkt käme. Als Nick das Krankenhauszimmer betrat, war seine Mutter auf ihn zugeeilt und hatte ihn fest an sich gedrückt. »Oh, Nick, ich dachte schon, es geht zu Ende mit ihm«, hatte sie geschluchzt.
    Sein Vater sah gealtert aus. Das Gesicht bleich, die Kissen im Rücken zusammengestopft, einen Sauerstoffschlauch in den Nasenlöchern und eine angeschlossene Infusionsnadel am Handrücken, wirkte er äußerst unglücklich. »Nick, ich

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