Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
junges Fräulein, aber wenn du Schwimmflügel hast und Mama dich gut festhält, darfst du vielleicht sogar ein bisschen mitsegeln.« Mama sagt: »Larissa heißt sie, und wenn es wirklich nicht stört?«
Fünf Minuten später liegt Larissa zwischen Lars und Lisa auf dem Bauch und späht über den Rand, um eine Qualle zu betrachten, während ich mich mit Mama bekannt mache. Shaila heißt sie, was indisch ist und wohl so viel wie Berg oder Fels bedeutet. Sie hat irgendwie geil aussehende Schlafzimmeraugen, ihr Vater kam aus Indien und ließ Mama einst in London sitzen, wo diese sich als Au-Pair-Mädchen durchschlug.
»Ganz schön kühl auf so einem Segelboot«, sagt sie, woraufhin ich mein T-Shirt ausziehe und es ihr zuwerfe, während ich grinsend anmerke: »Das sehe ich!« Sie blickt lachend an sich herunter, betrachtet ihre zur Gänze aufgerichteten Nippel und belohnt mich mit einem koketten »Na, du bist ja einer!«.
Sie kommt aus Berlin, ist nur für das Wochenende da und darf den Wohnwagen einer Freundin benutzen. Morgen Abend geht’s mit dem Zug zurück, sie gibt Yoga-Seminare, doch im Sommer hält man es ja in Kreuzberg vor Hitze nicht aus. Ein seltsamer Zauber geht von ihr aus, und nein, ich bin nicht geil, und nein, ich überlege nicht, wie ich sie dazu bringe, heute noch die Beine breit zu machen. Stattdessen denke ich darüber nach, was ein Mann sich mehr wünschen kann, als bei seinen Kindern zu sein, auf dem Meer, und dabei eine Frau reden zu hören, die attraktiv ist und vielleicht ganz genauso wie diese hier.
Später liegen wir nebeneinander am Strand, während Lars und Lisa Larissa samt Schwimmflügeln durchs flache Wasser ziehen. »So ungefähr muss es sich anfühlen«, denke ich und wundere mich, wie zum Teufel das so einfach sein kann und doch so schwer. Am Abend grillen wir zusammen, und während wir die auf Mamas Schoß eingeschlafene Larissa vorsichtig in den VW-Bus betten und Lars und Lisa sich, mit Zahnbürsten bewaffnet, auf den Weg zu den Waschhäusern machen, fange ich an, Shaila aus meinem Leben zu erzählen, wobei ich alles, was Job, Karriere, Geld oder Haus betrifft, weiträumig umgehe, denn zur Abwechslung würde ich gern mal wieder sehen, dass eine Frau sich in mich verliebt und nicht in den Scheiß-Obermacker.
»Ist das dein Bus?«, fragt sie, aber ich mache eine wegwerfende Handbewegung. »Von einem Kumpel geliehen, ich gehöre zur Unterhalt zahlenden Bevölkerungsgruppe.«
»Immerhin zahlst du welchen«, entgegnet sie, und es schwingt Bitterkeit mit in ihrer Stimme.
Später erzähle ich ihr von meiner großen Liebe Laura und vom Ende meiner Ehe mit Elke. Irgendwo in meinem Kopf ist ein Berg, oben drauf sitzt der Cowboy und lacht mich aus, weil ich dieser Frau lieber mein Herz öffne, als sie zu ficken. Shaila legt ihre Hand auf meinen Arm und sagt: »Nichts geschieht umsonst, es hat alles seinen Sinn. Wenn du ein gutes Herz hast, wird das Universum dafür sorgen, dass du glücklich wirst.«
Sie haut mir die Füße weg mit diesem Satz, und ich sage erst mal gar nichts mehr, denn ich fürchte, wer auch immer im Universum mein Herz einer ernsthaften Prüfung unterzieht, wird nicht entdecken können, dass es in den letzten Jahren besonders liebenswert gewesen wäre.
Später, die Kinder schlafen, dreht sie sich einen Joint. Wir schweigen zusammen, wir betrachten die Sterne, dann sagt sie: »Ach, täte das gut, mal wieder ein bisschen schönen Sex zu haben.«
Vor Überraschung kippe ich fast vom Campingstuhl. Eigentlich würde ich lieber still die Sterne angucken und vielleicht ein bisschen Händchen halten, doch der Cowboy in meinem Kopf hüpft mit einem Satz zu mir herunter und sagt: »Na also, du Spinner, geht doch!«
Und dann schläft Shaila mit mir, einfach so, indem sie mich im Dunkeln auf den Boden drückt, meine Hose öffnet, mir ein Kondom überzieht, woher auch immer sie es haben mag, hier vor dem Bus auf dem stillen Campingplatz. Sie setzt sich auf mich und nimmt mich, ohne ein einziges Wort zu sagen, während ich an ihrem dunklen Gesicht vorbeisehe, in den sternenbedeckten Himmel schaue und mich frage, ob es wirklich ein gütiges Universum gibt.
»Machst du das immer so?«, frage ich danach. Sie lacht. »Was jetzt genau?« Ich kann es nicht formulieren und schweige, sie fährt mit ihrer seltsam dunklen Stimme fort: »Mir einen Mann zu nehmen? Wenn er mir gefällt – ja, natürlich. Sex ist doch das Natürlichste der Welt. Und auch etwas Spirituelles. Warum soll ich
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